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Kommentar Frankreichs UMPSarkozy genügt sich als Programm

Rudolf Balmer
Kommentar von Rudolf Balmer

Der Ex-Präsident will es nochmal wissen: Nicolas Sarkozy tritt zur Wahl um den Vorsitz der UMP an. Doch das Amt wäre nur ein Etappensieg.

Er ist wieder da. O mon dieu. Bild: dpa

E s ist die Geschichte vom Brandstifter, der als Feuerwehrmann auftritt: Nicolas Sarkozy bewirbt sich als selbsternannter „Retter“ um den Vorsitz einer Partei, die er selber ins Schlamassel gebracht hat. An der tiefen Krise der UMP sind weniger die Wahlniederlagen ab 2007 bis hin zum Misserfolg von 2012 schuld, sondern vor allem die von Finanzaffären, für die Sarkozy mit seiner „Folie des grandeurs“ bei den Ausgaben für seine Kampagne eine persönliche Verantwortung trägt.

Die Mogeleien bei der Wahlfinanzierung haben seine eigene Partei, und darüber hinaus die Idee fairer Wahlen überhaupt, in Frankreich diskreditiert. Doch Einsicht oder gar Reue darf von einem solchen nach Macht und Anerkennung strebenden Politiker wie Sarkozy nicht erwartet werden. Er profitiert im Gegenteil ohne zu zögern von den Führungsstreitigkeiten und vom Vakuum, das er an der Spitze der UMP bei seinem schmollenden Abgang 2012 hinterlassen hat.

Da war es nur logisch, dass Sarkozy in seiner Wahlkampagne für den Parteivorsitz auf seine beiden besten Verbündeten setzt: die Nostalgie und den Durst nach Revanche. Am meisten applaudiert wurde er bei der Ankündigung, er werde alle Änderungen und Reformen der jetzt (noch) regierenden Linken wieder rückgängig machen. Vergeblich sucht man in seiner Kampagne neue Ideen. Die brauchte er gar nicht, um diese Ausscheidung gegen zwei zweitklassige Gegner zu gewinnen. Er selber und seine Lust auf das Comeback müssen als Programm genügen. Es ist ja ohnehin bloß ein Etappensieg.

Die Rolle des Oppositionschefs, die er ursprünglich als unter seiner Würde betrachtete, dient ihm als Sprungbrett, um erneut Staatspräsident zu werden. Wenn die Rechnung aufgeht und auch die Nation es ihm 2017 abkauft, dass sie ihn trotz allem als Retter in der Not benötigt.

Da er als Ex-Präsident an den heutigen Problemen Frankreichs doch eine nicht geringe Verantwortung trägt, braucht es schon eine bodenlose Frechheit oder zumindest eine gehörige Portion Unverfrorenheit, um sich so auf die Seite der Unbeteiligten zu stellen. An beidem hat es Sarkozy nie gemangelt. Wahrscheinlich gefällt gerade das seinen Fans. Der nette Hollande dagegen muss ihnen mit seinem naiven Versuch, aufrichtig zu bleiben, zu langweilig vorkommen.

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Rudolf Balmer
Auslandskorrespondent Frankreich
Frankreich-Korrespondent der taz seit 2009, schreibt aus Paris über Politik, Wirtschaft, Umweltfragen und Gesellschaft. Gelegentlich auch für „Die Presse“ (Wien) und die „Neue Zürcher Zeitung“.
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