piwik no script img

Kommentar Finanzmarktkontrolle der SPDZu glatt, um wahr zu sein

Stefan Reinecke
Kommentar von Stefan Reinecke

Der Wechsel der SPD von Schröderschen Neoliberalismus light zu klassischem sozialdemokratischem Staatsvertrauen ist zu glatt um wahr zu sein.

D ie SPD will Hedgefonds kontrollieren und die Steuern für Reiche erhöhen. Sie will Managergehälter begrenzen, Steueroasen dichtmachen und eine Börsenumsatzsteuer einführen. Diese Forderungen stammen nicht aus einem Juso-Papier, das die Ministerriege mit abfälligem Lächeln beiseitewischt, sondern von der Ministerriege selbst. Die SPD rückt nach links - nicht verhuscht, sondern demonstrativ.

Bild: taz

Stefan Reinecke ist Redakteur im Parlamentsbüro der taz.

Damit nutzen Steinmeier und Steinbrück gezielt eine Schwäche von Merkel & Co aus. Die Union schlingert derzeit zwischen einem ideologisch betonierten, konservativen Antietatismus und staatlichen Rettungsfantasien à la Rüttgers. Da liegt es nahe, den Konkurrenten vor sich herzutreiben. Zudem versucht die SPD ein Thema zu okkupieren, das wahlentscheidend werden kann: Gerechtigkeit. Bis dato wurde die Krise als etwas verstanden, das noch nicht wirklich weh tut und das der Staat irgendwie schon in den Griff bekommen soll. Das wird sich ändern. Wenn die Krise unten ankommt, wird auch der bislang auffällig abwesende Zorn auf Manager und Banker wachsen, die noch im Crash verdienen.

Auf der Ebene des politischen Spiels ist Steinbrücks und Steinmeiers Konzept zur Finanzmarktregulierung ein Coup. Allerdings sind Zweifel angebracht, ob die SPD-Spitze ihre eigenen Ideen wirklich ernst nimmt. Jede Läuterung wirkt ja nur überzeugend, wenn sie von Selbstkritik und ein wenig Zerknirschung beglaubigt wird. Doch davon findet sich bei der SPD-Spitze keine zarte Andeutung. Kein Wort davon, dass man die Hedgefonds, die man nun an die Leine nehmen will, selbst erst zugelassen hat. So mag es ein schöner Nebeneffekt der Finanzkrise sein, dass die innerliche zerrissene SPD sich mit sich selbst versöhnt. Doch dieser Wechsel von Schröderschen Neoliberalismus light zu klassischem sozialdemokratischem Staatsvertrauen ist zu glatt, zu geräuschlos, um wahr zu sein. Zudem fragt sich, mit wem Steinmeier Börsenumsatzsteuer und Mindestlohn durchsetzen will. Laut offizieller Parteilinie - mit der FDP. Wer das glaubt, dem ist nicht mehr zu helfen.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Stefan Reinecke
Korrespondent Parlamentsbüro
Stefan Reinecke arbeitet im Parlamentsbüro der taz mit den Schwerpunkten SPD und Linkspartei.

2 Kommentare

 / 
  • JM
    Jasmin Meine

    Wer die Valium-Einläufe der TV-Nachrichten als bare

    Münze nimmt,dem ist eh nicht zu helfen.

     

    #Laut offizieller Parteilinie - mit der FDP. Wer #das glaubt, dem ist nicht mehr zu helfen.

     

    Nur so als Hinweis, was man sich mit FDP&CSU(CDU)

    ins Haus holt:

    Geheim - Weniger Transparenz bei Staatshilfen

    Die bayerische Landesregierung will das Informationsfreiheitsgesetz des Bundes beschneiden lassen

    http://www.rbb-online.de/_/kontraste/beitrag_jsp/key=rbb_beitrag_8545983.html

     

    Ich kriege jetzt schon Lachtränen, wenn ich an kommende Wahlen denke(-:

  • E
    E.Stopp

    Was kümmert mich mein Geschwätz vor der Wahl !! Wird Herr Müntefering nach der verlorenen Wahl sagen!! Wer glaubt der SPD Führung noch? Ich nicht. Mit uns gibt es keine Erhöhung der Mehwertsteuer , hiess es bei der letzten Wahl von der SPD.

    Dabei hätte die SPD viel wieder gut machen:

    Altersvorsorge -Rürup und Riester R enten sind ein Desaster !!

    Hartz IV - die unmenschliche Behandlung von Arbeitslosen, die Ersatzleistungen müssen wesentlich höher sein, für allem für Kinder.

    Die Gesundheitsreform- die Menschen krank macht und das System ruiniert.

    Die masslose Bereicherung der Banker, Manager , Abgeordneten und Politiker müsste enlich ein Ende haben.

    Die Preise bei Strom, Gas, Wasser, Bahn, Telekom, Post gehören staatlich kontrolliert- hier ist nicht der Maximalprofit sondern gesamtgesellschaftliche Verantwortung gefragt.

    Leute wie Ackermann, Mehdorn, Hartz, Obermann, die Manager von Siemens, Hypo Real Estat, Commerzbank, IKB, Sachsen LB, ....müssen endlich auf die Anklagebank!

    Das Parteifinanzierungsgesetz muss weg- Parteien haben keine Steuergelder zu erhalten.

    Die Lobbyarbeit und Korruption der Abgeordneten muss endlich beendet werden.

     

    Die SPD hätte viel zu tun!! Aber so lange Lobbyisten der Wirtschaft wie Schröder, Steinbrück, Steinmeier, Müntefering ...das Sagen haben, wird sich nichts ändern.

    Und die SPD müsste eine klare Koalitionsaussage machen: Niemals wieder mit CDU !! Aber mit jeder anderen Partei, also auch mit den Linken eine Koalition bilden.

    Aber ich weiss, dass ist ein Traum und wird ein Traum bleiben. Die SPD hat jegliche Glaubwürdigkeit verloren. Meine Stimme bekommt diese Partei sicher nie wieder!!!!