Kommentar Filz in Tenever: Kontrolle war nicht vorgesehen
Dem Verein wurde systematisch Spielraum gelassen. Und von sich aus wären die dafür Zuständigen in der Behörde nicht auf den Gedanken gekommen, diesen Zustand abzustellen.
E s sah so gut aus: Ein von Migranten gegründeter Verein, der ausgerechnet im Problemstadtteil Tenever Kulturarbeit im weitesten Sinne macht. Die "Interkulturelle Werkstatt Tenever" hatte soviel Protektion durch die sozialpolitisch engagierten Kräfte in der Stadt, dass sie überall kräftig zulangen konnte, wo es im Stadtteil öffentliche Gelder abzugreifen gab. Alle meinten es gut. Dass diverse Beteiligte in der Linkspartei ihre politische Heimat haben, machte die Sache noch einfacher.
Wie es wirklich in dem Verein aussieht, wie der Chef, Hafid Catruat, mit den von ihm abhängigen Beschäftigten umging - das ahnte offenbar niemand. Dass der Beschäftigungsträger für jeden Mitarbeiter Beurteilungsbögen an die Hartz-IV-Verwaltung weiterzugeben hatte, vergrößerte die Abhängigkeit noch. Ehemalige Mitarbeiter, die gefeuert wurden, weil sie sich diese Behandlung nicht gefallen lassen wollten, berichten von schlimmen Zuständen.
Wenn die Vorwürfe stimmen, dann handelt es sich um einen Fall von Vetternwirtschaft - und schlichter Korruption. Warum versagte die Kontrolle? Warum schaut niemand hinter die Kulissen dieses Geschäfts mit Arbeitslosen?
Dem Verein wurde systematisch Spielraum gelassen. Und von sich aus wären die dafür Zuständigen in der Behörde nicht auf den Gedanken gekommen, diesen Zustand abzustellen.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach Taten in München und Aschaffenburg
Sicherheit, aber menschlich
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Nach Absage für Albanese
Die Falsche im Visier
Comeback der Linkspartei
„Bist du Jan van Aken?“
Krieg in der Ukraine
Keine Angst vor Trump und Putin