Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.
Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?
Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.
Interessant könnte in diesem Zusammenhang vielleicht sein, dass im Mutterland der indutriellen Revolution (England) ein funktionierendes Netzwerk aus Buslinien parallel zur geliebten Bahn existiert. Warum verschließt man sich hier seit Jahren gegen Buslinien als Wettbewerb zur Bahn? Stattdessen gibt es "Sondergenehmigungen" o.ä. für einige Strecken (Berlin - Hamburg, Berlin - München...), warum - der ICE fährt doch? Ein Amt "wacht" über die Einhaltung des Personenbeförderungsgesetzes und merkt nicht das "Mitfahrgelegenheiten" bereits gewerblichen Charakter bekommen haben. Da zahlt auch keiner Maut (und was ist mit der Besteuerung von Flugzeug-Kerosin...?) und wie viel Busfahrer verdienen ist vollkommen nebensächlich (Piloten Zugführer?).
Tatsache ist doch das Bahnfahren nicht sonderlich günstig ist und scheinbar auch nicht billiger wird. Für einige Menschen im Land mag es sich schon rechnen eher 9 Stunden im Bus zu sitzen als mehrere hundert Euro in der Bahn auszugeben. Aber solche Sachverhalte könnte der Markt ja klären.
Wie hoch war doch gleich der Gewinn der Bahn in 2008...
Gegen eine freiere Handhabung von Fernbuslinien ist nichts einzuwenden, falls
1.) Die Busse Mautgebühren zahlen, die den Trassenpreisen der Eisenbahnen vergleichbar sind.
2.) Die Busunternehmen bei Ausfällen und größeren Verspätungen genauso wie die Bahn Entschädigungen entsprechend der Regelungen für Fahrgastrechte leisten müssen.
Konkurrenz funktioniert nur bei vergleichbaren Bedingungen.
Nicht vergessen sollte man auch, dass die Bahn als (stark reglementierter) Schienenverkehr weniger unfallträchtig ist.
Der niedrigere Verdienst von Busfahrern, der erst einmal nachgewiesen werden müsste, kann keinen starken Einfluss auf den Fahrpreis haben. Selbst wenn ein Busfahrer 1.000 Euro weniger verdienen würde als ein Zugführer, ergäbe das umgelegt auf seine Fahrgäste vielleicht eine Vergünstigung von 50 Cent oder einem Euro. Das ließe sich selbstverständlich genauer ausrechnen, wenn die Löhne, die Fahrten und die Anzahl der Fahrgäste feststünden.
"Das wäre kontraproduktiv, denn die Alternative wäre die Stilllegung der Strecke oder ihre Bedienung durch öffentlich finanzierte Regionalzüge." Wenn ich den Zusammenhang richtig verstanden habe, wäre das nicht "die Alternative", sondern die Konsequenz daraus, dass sich aufgrund einer Bus-Konkurrenz Fahrten für die Bahn nicht mehr lohnen.
Im Gegenteil zu Ihrem Kommentar glaube ich, daß Fernbusse eher etwas für Kurzentschlossene wären. Ich fuhr letzten Sommer per Fernbus von München nach Berlin, da meine Mitfahrgelegenheit kurzfristig abgesagt wurde und die Bahn / ein Flug zu teuer gewesen wären.
Ich würde es allerdings nie wieder tun: inklusive Stau 9 Stunden im Bus, ohne Möglichkeit vorzeitig auszusteigen (das Gepäck wird entsprechend einsortiert), niedrige Decke, stundenlang telefonierende Teenager um mich herum und hinte rmir ein bellendes Hundi. Im Zug hätte ich das Abteil wechseln können bzw. im Gang stehen können - alles bequemer.
Der starre und unflexible Routenplan der Fernbusse ist für mich total unattraktiv, speziell für Fernstrecken. Da braucht sich die Bahn keine Sorgen zu machen.
„Schnell“ und „diskriminierungsfrei“ soll die Bezahlkarte sein, mit der Asylsuchende in Hamburg einkaufen müssen. Doch für Omar ist sie das Gegenteil.
Kommentar Fernbus: Besser per Bus als mit Billigflieger
Wenn Fernbus-Linien in Deutschland erlaubt werden, bekommt die Bahn mehr Konkurrenz. Doch der Wettbewerb muss kontrolliert werden, damit Bahnstrecken nicht stillgelegt werden.
Konkurrenz belebt das Geschäft. Nun plant die schwarz-gelbe Bundesregierung, ein Gesetz zu überarbeiten, dass die Deutsche Bahn AG bislang vor unliebsamer Konkurrenz von der Straße schützt. Künftig sollen private Busunternehmen zwischen deutschen Städten eigene Linienverbindungen anbieten dürfen.
Profitieren würden davon in erster Linie die Reisenden: Mit den Bussen hätten sie eine meist günstigere und manchmal sogar schnellere Alternative des Reisens. So geriete die Bahn unter Druck, selbst schnellere und günstigere Verbindungen anzubieten. Der Umwelt würde das sogar zugute kommen, weil Autofahrten und Flugzeugreisen an Attraktivität verlören. Busse und Bahnen dagegen haben im Fernreiselinienverkehr eine ähnlich gute CO2-Bilanz, die deutlich besser ist als die von Flugzeugen und Autos.
Dass Fernbus und Bahn nebeneinander bestehen können, zeigt die stark frequentierte Verbindung zwischen Hamburg und Berlin. Die Bahn ist meist schneller, pünktlicher und bequemer. Der Bus ist günstiger, aber wegen seiner begrenzten Platzzahl für Spätentschlossene oft ungeeignet.
Schwieriger sieht es auf weniger stark nachgefragten Strecken aus. Hier könnten die Busse, die unverständlicherweise keine Autobahnmaut zahlen und deren Fahrer deutlich weniger verdienen als Lokführer, der Bahn so viele Kunden wegschnappen, dass sich die Verbindungen für diese nicht mehr lohnen. Das wäre kontraproduktiv, denn die Alternative wäre die Stilllegung der Strecke oder ihre Bedienung durch öffentlich finanzierte Regionalzüge.
Fazit: Mehr Wettbewerb im Personenfernverkehr ist gut. Eine völlige Liberalisierung aber nicht, denn dann picken sich die Busunternehmen die Rosinen heraus - und Beschäftigte und öffentliche Hand zahlen drauf.
Fehler auf taz.de entdeckt?
Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!
Inhaltliches Feedback?
Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.
Kommentar von
Richard Rother
Redakteur für Wirtschaft und Umwelt
Geboren 1969 in Ost-Berlin. Studium an der FU Berlin. Bei der taz seit 1999, zunächst im Berliner Lokalteil. Schwerpunkte sind Verkehrs- und Unternehmenspolitik.