Kommentar Farc-Geiseln: Erfolg der Lautsprecher-Diplomatie
Die Farc-Guerilla hat zwei Geiseln freigelassen. Das ist nicht zuletzt dem venezuelanischen Präsidenten Hugo Chávez zu verdanken - und dessen öffentlichkeitswirksamen Vorpreschen.
F reunde werden die Präsidenten von Venezuela und Kolumbien in diesem Leben nicht mehr. Einen "Lügner" schimpfte Hugo Chávez vor wenigen Tagen öffentlich seinen Amtskollegen, Blauäugigkeit attestierte ihm Álvaro Uribe. Dass die kolumbianische Farc-Guerilla jetzt zwei Geiseln frei gelassen hat, wird daran nichts ändern. Zwar hatte Uribe im August Chávez ein Mandat zur Vermittlung mit den Farc erteilt, es jedoch kurze Zeit später wieder nach all der Schadenfreude seiner politischen Gegner zurückgezogen. Chávez blieb jedoch weiter der Ansprechpartner der Guerilla und sprach von anderen Wegen zu einer humanitären Lösung.
Mit stiller Diplomatie hat diese Lösung nichts zu tun. Vor laufenden Kameras verkündete Hugo Chávez im Dezember seinen Aktionsplan zur Freilassung der Geiseln. Per Telefon scheuchte er seine Amtskollegen in Frankreich, Brasilien, Bolivien, Ecuador, Kuba und Argentinien auf und schickte gar Argentiniens Ex-Präsident Néstor Kirchner in den kolumbianischen Dschungel. Alles vergeblich. Statt schöner Weihnachtsbilder von Hugo mit befreiten Geiseln im Arm gab es nur Hohn und Spott.
Doch Chávez' öffentliches Vorpreschen ist die einzige Art, mit der er Uribe in die Zange nehmen konnte. Dem blieb nach all dem Tamtam gar nicht anderes übrig, als seine Zustimmung zu allem zu geben. So hat sich Hugo Chávez jetzt redlich dessen Dank verdient. Der kam auch prompt von Uribe. Dabei erneuerte der kolumbianische Präsident gleichzeitig seinen Vorschlag für die Einrichtung einer "Zone der Begegnung" zu Gesprächen über einen weiteren Gefangenenaustausch - aber: unter der Vermittlung der katholischen Kirche.
Chávez wird es vernommen haben und weiter seine Öffentlichkeitsarbeit machen. Unterstützung erhielt der venezolanische Präsident von der freigelassenen Consuelo González. "Herr Präsident Chávez, geben Sie nicht auf. Darum bitten Sie alle gefangen gehaltenen Geiseln", sagte González.
Die beiden Frauen werden schon bald nach Bolivien fahren um sich dort bei Evo Morales zu bedanken. Noch immer haben die Farc rund 750 Menschen in ihrer Gewalt. Dank Hugo Chávez sind es seit Donnerstag zwei weniger.
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