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Kommentar FahhradklauStellplätze statt Security

Konrad Litschko
Kommentar von Konrad Litschko

Der Einsatz von ein paar Arbeitslosen als Fahrradwächter ist nicht nur Quatsch, sondern auch entwürdigend.

Berliner lieben das Fahrrad. Langfinger auch. Immer mehr Hauptstädter sind inzwischen mit dem Velo unterwegs - gleichzeitig avanciert ihr Gefährt zu einem der beliebtesten Diebesgüter der Stadt. Stetig klettert die Zahl der Fahrraddiebstähle in die Höhe: Allein von 2007 zu 2008 stieg die Zahl der erfassten Diebstähle um satte 17 Prozent.

Was also tun? So wie in Brandenburg sollte es jedenfalls nicht laufen. Dort werden in einigen Städten teilweise schon seit Jahren 1-Euro-Jobber als wandelnde Überwachungskameras eingesetzt. Sie dürfen an Fahrradstellplätzen abhängen und mögliche Diebe vertreiben. Dies funktioniere mit einigem Erfolg, freuen sich die Städte.

Tatsächlich ist der vereinzelte Einsatz von ein paar Arbeitslosen als Fahrradwächter nicht nur Quatsch, sondern auch entwürdigend: Hier und dort ein paar von ihnen hinzusetzen, wird schwerlich dieses flächendeckende Problem lösen. Zudem ist für die Wachen um 18 Uhr Schicht - für die Raddiebe aber noch lange nicht. Und: 1-Euro-Jobs sollen immer noch die berufliche Qualifizierung und Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt bewirken. Was aber ist beim stupiden Rumlungern neben Fahrradständern qualifizierend?

Für Berlin wäre es weitaus besser, würde die Stadt endlich die vitale wie zunehmende Fahrradkultur erkennen und vor allem für die nötige Infrastruktur sorgen. Dazu gehören neben ordentlichen Radwegen eben auch ausreichend sichere Stellplätze. An Schwerpunkten wie Bahnhöfen mangelt es daran noch immer gewaltig. Wenn die Politik mehr umweltbewusste Mobilität fordert, kann sie den Radfahrern nicht die Infrastruktur verweigern. Gleichzeitig sollte auch den Radlern klar sein, dass ihr schickes Velo ein nicht minder schickes Schloss verdient hat - um den Gaunern ihr Unterfangen zumindest etwas zu erschweren.

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Konrad Litschko
Redaktion Inland
Ressort Reportage und Recherche. Seit 2010 bei der taz, erst im Berlin Ressort, ab 2014 Redakteur für Themen der "Inneren Sicherheit" im taz-Inlandsressort. Von 2022 bis 2024 stellvertretender Ressortleiter Inland. Mitautor der Bücher "Staatsgewalt" (2023), "Fehlender Mindestabstand" (2021), "Extreme Sicherheit" (2019) und „Bürgerland Brandenburg" (2009).
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3 Kommentare

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  • S
    sehen

    Fahrradbügel an S-Bahnhöfen sind allein kein großer Fortschritt - selbst wenn die Bügel auf den schönen Namen Kreuzberg hören.

     

    Warum soll das fahrrad denn am Bahnhof bleiben ? Weil BVG und BVG bewußt abschreckende Preise für Fahrräder verlangen.

     

    In Hamburg gilt jeder Fahrschein fürs Fahrrad gleich mit. Außer in den Stoßzeiten kann nimmt man da also einfach sein Fahrrad mit - ohne dass Umbauten nötig wären oder es zu Beschwerden kommt. Selbst im Bus ist es wohl im Prinzip erlaubt.

     

    Das wär doch ein großer Schritt für Berlin ?!

  • KB
    Karl Bold

    Und wieder grüßt der Zielkonflikt. Fließbandarbeit wäre entwürdigend, niedrigere Löhne in der dritten Welt sind es aber genauso.

     

    Der Verschlag mit den Abstellplätzen unterscheidet sich auch nur unwesentlich mit dem Wechselvon Schalterbeamten durch Automatenverkauf bei Post und Bahn.

     

    Was ist würdevoll nun?

  • KH
    Klaus-Jürgen Herrmann

    Prima Kommentar von Hr. Litschko. Mit dieser Methode kann man alles schön in den Schlamm ziehen. Nur zu. Auf Politiker angewendet, bringt es die grössten Populationsgewinne.

    Was ist an dieser Aufgabe entwürdigend? Für "richtige" Polizisten ist das aber schon akzeptabel? Ja? Kosten ja auch nur Steuergelder.

    Wirklich ein Highlight, dieser Hr. Litschko. Man braucht mehr davon.