Kommentar Europawahl: Champions League für ganz Europa
Das Desinteresse an den Europawahlen ist schwer zu verstehen. Denn Europa ist das, was die Bewohnerinnen daraus machen.
D as Interessanteste an Europa ist offenbar die Champions League der Profifußballer. Zu diesem Schluss könnte kommen, wer sich fragt, woher das politische Desinteresse an den Wahlen zum Europaparlament herrührt. Nicht nur, aber auch in Deutschland, nicht nur, aber vor allem in Norddeutschland.
Die EU ist für die meisten Menschen offenbar zu unverständlich und abstrakt. Brüssel - das sind unzählige Bürokraten, unsinnige Fischfangquoten und Milchpreise, je nach Blickwinkel zu lasche oder zu straffe Naturschutzrichtlinien oder Spott provozierende Gurkenverordnungen und Seilbahngesetze.
Und zudem ist Brüssel ein Geheimzirkel ernannter Kommissare, die von einem schwachen Parlament wenig bis nichts zu befürchten haben. Wer für diese EU seine Stimme abgibt, so denken viele, hat sie verloren. Ganz unberechtigt ist das nicht.
In erster Linie aber ist Europa der Versuch, Menschen zu einen. Soviel Frieden war noch nie auf diesem Kontinent, dessen Geschichte zwei Jahrtausende lang in Feldzügen geschrieben wurde. Wie angenehm anders stellt sich eine Union der Gemeinsamkeiten von der Reise-, Berufs- und Wohnortfreiheit bis zur Währung dar.
In letzter Konsequenz mithin ist Europa das, was die Bewohnerinnen daraus machen. Wer jedoch nicht mitspielen will, kann auch nicht gewinnen. Das beweist die Champions League.
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