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Kommentar EurobondsIdee gut, aber zu spät

Ulrike Herrmann
Kommentar von Ulrike Herrmann

Eurobonds lassen sich nicht ad hoc einführen. Das ist ein Problem in einer Eurokrise, die sich immer schneller zuspitzt. Helfen kann jetzt nur noch die Europäische Zentralbank.

D ie Idee war von der offiziellen EU-Tagesordnung eigentlich verbannt, doch nun taucht sie in Brüssel wieder auf: der Eurobond. Also eine Staatsanleihe, die alle Euroländer gemeinsam herausgeben.

Gleich drei verschiedene Varianten lässt EU-Kommissionspräsident Barroso ausarbeiten, um die murrenden Deutschen zu überzeugen. Denn bisher weigert sich die Bundesregierung hartnäckig, über einen Eurobond zu verhandeln.

Dass diese deutsche Schweigedoktrin jetzt durchbrochen wird, ist kein Zufall. Der Eurobond steht wieder auf der Tagesordnung, weil es in der vergangenen Woche zu einer fundamentalen Wende in der Eurokrise kam: Die Panik an den Finanzmärkten erfasst jetzt auch Kernländer wie Frankreich oder Österreich, die nun ebenfalls mit Zinssteigerungen zu kämpfen haben.

Bild: taz
ULRIKE HERRMANN

ist wirtschaftspolitische Korrespondentin der taz.

Die abfällige Unterscheidung zwischen maroden Südländern und scheinbar sicheren Nordländern funktioniert nicht mehr. Die Euroländer sitzen alle in einem Boot - also sollten sie auch gemeinsam rudern.

Die Idee von einem Eurobond ist doppelt bestechend: Die Investoren könnten nicht mehr einzelne Euroländer herauspicken und von diesen astronomische Zinsen verlangen. Zudem würde ein gigantischer Markt für Euro-Staatsanleihen entstehen, der so groß wäre wie der Umsatz an US-Papieren. Diese enorme Liquidität würde die Zinsen nach unten drücken, wie die US-Erfahrung zeigt.

Bleibt ein Problem: Eurobonds lassen sich nicht ad hoc einführen. Die Eurokrise spitzt sich so schnell zu, dass nur noch eine Instanz eingreifen kann: die Europäische Zentralbank. In den nächsten Wochen wird sie signalisieren müssen, dass sie unbegrenzt Staatsanleihen aufkauft. Sonst bricht der Euro auseinander.

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Ulrike Herrmann
Wirtschaftsredakteurin
Der Kapitalismus fasziniert Ulrike schon seit der Schulzeit, als sie kurz vor dem Abitur in Gemeinschaftskunde mit dem Streit zwischen Angebots- und Nachfragetheorie konfrontiert wurde. Der weitere Weg wirkt nur von außen zufällig: Zunächst machte Ulrike eine Banklehre, absolvierte dann die Henri-Nannen-Schule für Journalismus, um anschließend an der FU Berlin Geschichte und Philosophie zu studieren. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin der Körber-Stiftung in Hamburg und Pressesprecherin der Hamburger Gleichstellungssenatorin Krista Sager (Grüne). Seit 2000 ist sie bei der taz und schreibt nebenher Bücher. Ihr neuester Bestseller heißt: "Das Ende des Kapitalismus. Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind - und wie wir in Zukunft leben werden". Von ihr stammen auch die Bestseller „Hurra, wir dürfen zahlen. Der Selbstbetrug der Mittelschicht“ (Piper 2012), „Der Sieg des Kapitals. Wie der Reichtum in die Welt kam: Die Geschichte von Wachstum, Geld und Krisen“ (Piper 2015), "Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung. Die Krise der heutigen Ökonomie - oder was wir von Smith, Marx und Keynes lernen können" (Piper 2018) sowie "Deutschland, ein Wirtschaftsmärchen. Warum es kein Wunder ist, dass wir reich geworden sind" (Piper 2022).
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3 Kommentare

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  • S
    Sonnenfreund

    Die Gedanken des Artikel zu Ende gedacht,

    heißt doch lediglich die EZB muss schnell eingreifen, was sie doch schon längst tut. Dies allein ist aber keine Lösung. Deshalb sollte umgehend mit der Einrichtung von Eurobonds begonnen werden. Natürlich wer Eurobonds nutzen will, muss Souveränitätrechte abgeben, wie es sich für eine auf der Tagesordnung stehende Fiskalunion gehört. Ohne Fiskalunion anstelle der Währungsunion werden die Eurostaaten scheitern...

  • M
    Maik

    Interessanterweise fordert auch die Autorin keine Rücknahme der Deregulierungsgesetze für die Finanzmärkte, die dieses Wüten erst ermöglichten.Kein einziges dieser durch SPD und Grüne für Deutschland eingeführten Gesetze wurde wieder aufgehoben!Attac führte 2010 ein sogen. Bankentribunal durch.Fazit von Attac: "Gerhard Schröder (SPD) als Kopf der rot-grünen Bundesregierung (1998-2005) trägt die wesentliche politische Verantwortung für die Vorbereitung der Finanz- und Wirtschaftskrise in Deutschland" heißt es dazu in der FR vom 9.4.2010.

  • W
    WaltaKa

    "Die Panik an den Finanzmärkten erfasst jetzt auch Kernländer wie Frankreich oder Österreich, die nun ebenfalls mit Zinssteigerungen zu kämpfen haben". "Panik an den Finanzmärkten" ist Bestandteil propagandistischer Volksverdummung. Tja, Frau Herrmann, wieso sagen Sie uns nicht, weshalb dies so ist? 1 Satz entlarvt die Propagandistin.Wie Frau Herrmann weiß, waren es gewollte, gezielte politische Entscheidungen, die zur aktuellen Situation in der EU und dem Euro-Land führten. Wie die Autorin ebenfalls weiß, ist das politisch-mediale Gejaule über die Schuld der bösen Banken und Finanzmärkte Verschleierung und Volksverdummung. Von der Autorin noch immer kein Wort, was in Deutschland passiert, sollten die Bürgschaften fällig werden. Kein Wort von ihr, wieso Griechenland keine Unze seiner großen Goldreserven einsetzen muss. Stattdessen ist sie Anhängerin der Eurobonds und Transferunion (was eine Herabstufung der deutschen Bonität mit sich bringt); natürlich ebenfalls, ohne uns zu sagen, was Deutschland und den Menschen hier damit blüht. Und wieso verschweigt sie die bereits existierenden deutschen Bürgschaften für die EZB (Stichwort Targetkredite)und was die Folge wäre, würde die EZB implodieren. Was falsch ist wird nicht gut, nur weil es ständig weiter propagiert wird. Aber die Frau Herrmann ist ja ein bekennender Fan von Inflation. Was sie uns dazu wiederum verschweigt, welche Bevölkerungsschicht im Lande die Zeche zahlen darf. Ein großer Propagandist sagte einst, damit Propaganda wirke, müsse sie auf das niedrigste Niveau in der Masse abgestimmt sein und permanent wiederholt werden. "Und die Lüge wurde zur Wahrheit", so sinngemäß Orwell in 1984.