Kommentar Eon: Ein bisschen weniger mächtig
Der Netzverkauf des Energiekonzerns Eon war gut. Noch wichtiger wäre aber die Gründung einer Netz-AG.
D er Verkauf des Eon-Hochspannungsnetzes war ein wichtiger Schritt. Es kann nur im Sinne des Wettbewerbs und des Verbrauchers sein, dass der Stromvertrieb vom Netzbetrieb getrennt wird. Das zeigt allein schon die Tatsache, dass Eon diesen Schritt keineswegs freiwillig macht, sondern von der Europäischen Kommission aus kartellrechtlichen Gründen gezwungen wurde.
Doch der Verkauf kann nur der erste Schritt sein. Der noch wichtigere wäre die Schaffung einer einheitlichen Regelzone. Bislang ist das Stromnetz in vier Regelzonen unter den großen vier Energiekonzernen aufgeteilt, was wenig effizient ist. Jeder Energiekonzern kann in seinem Gebiet walten, wie er möchte. Eine Absprache, wenn es etwa in einem Gebiet ein Stromüberschuss gibt und in einem anderen ein größerer Bedarf herrscht, gibt es nicht. Nach Rechnungen der Bundesnetzagentur kostet dieser Missstand jährlich 274 Millionen Euro.
Immer wieder im Gespräch ist deshalb eine Deutsche Netz-AG. Diese nennt auch die neue Bundesregierung in ihrem Koalitionsvertrag als Ziel. Doch vielleicht hat die Politik mit dieser Zielvorgabe bereits zu lange gewartet. Zumindest hat der Verkauf eine Netz-AG zusätzlich erschwert. Aufgrund der EU-Vorgaben stand fest, dass Eon bis spätestens Anfang nächsten Jahres sein Übertragungsnetz verkaufen musste. Da es Eon nach dem Verkauf relativ egal sein konnte, was mit seinem Netz passiert, zeigte sich der Konzern bereits im vergangenen Jahr offen für eine solche AG. Auch Vattenfall steht kurz vor dem Verkauf seines Netzes. Genau diese Chance hätte man für die AG-Gründung nutzen können.
Das Mindeste, was jetzt folgen muss, ist, dass auf die anderen beiden großen Energiekonzerne, RWE und EnBW, Druck ausgeübt wird, damit auch sie sich von ihrem Netz trennen müssen.
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