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Kommentar ElfenbeinküsteDie Alternative heißt Bürgerkrieg

Dominic Johnson
Kommentar von Dominic Johnson

Es liegt nun einzig an der internationalen Gemeinschaft, den Sieg des Oppositionskandidaten auch durchzusetzen und damit den Willen des ivorischen Volkes.

D ass ein Präsident eine Wahl verliert und trotzdem an der Macht klebt, ist leider nichts Ungewöhnliches. Robert Mugabe in Simbabwe und Mwai Kibaki in Kenia sind die beiden jüngsten afrikanischen Beispiele für dieses düstere Phänomen. Jetzt kommt Laurent Gbagbo in der Elfenbeinküste dazu, der sich selbst für einen Repräsentanten der afrikanischen Erneuerung hält.

In Simbabwe und in Kenia bestand die Lösung schließlich darin, dass Mugabe bzw. Kibaki im Amt blieb, aber eine Regierung der Nationalen Einheit mit dem verhinderten Wahlsieger Morgan Tsvangirai bzw. Raila Odinga als Premierminister bildete.

In der Elfenbeinküste steht dieses Modell nicht zur Verfügung, denn es ist schon in Kraft. Ein von Burkina Faso vermitteltes Friedensabkommen im Jahr 2007 machte Gbagbo mit reduzierten Kompetenzen zum Präsidenten einer Allparteienregierung, mit dem Führer der Rebellen in der Nordhälfte des Landes, Guillaume Soro, als Premierminister zwecks Vorbereitung freier Wahlen. Die hat es nun gegeben, und ihr Ergebnis steht eindeutig fest und ist von der internationalen Gemeinschaft auch ausdrücklich anerkannt und begrüßt worden: nämlich der Sieg von Oppositionsführer Alassane Ouattara.

Bild: taz

Dominic Johnson ist Redakteur im Auslandsressort der taz.

Es liegt nun an der internationalen Gemeinschaft, diesen Sieg auch durchzusetzen und damit dem Willen des ivorischen Volkes zur Erfüllung zu verhelfen. Wenn UN-Generalsekretär Ban Ki Moon Ouattara persönlich zum Sieg gratuliert, dann sollten seine 9.000 Blauhelmsoldaten in der Elfenbeinküste auch dafür sorgen, dass er eine Regierung bilden und regieren kann und dass Laurent Gbagbo isoliert wird.

Die einzige glaubwürdige Alternative dazu wäre, dass die UN-Mission sowie die 900 französischen Soldaten in der Elfenbeinküste abziehen und die ivorischen Rebellen die Arbeit erledigen lassen. Das würde allerdings erneut Bürgerkrieg bedeuten, und den kann niemand wollen.

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Dominic Johnson
Ressortleiter Ausland
Seit 2011 Co-Leiter des taz-Auslandsressorts und seit 1990 Afrikaredakteur der taz.
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3 Kommentare

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  • DP
    Daniel Preissler

    guter Artikel, Herr Johnson!

    Doch, es gibt die legitime Anwendung von Gewalt und in einigen Fällen auch in anderen Staaten. Dies gilt umso mehr, je "billiger" der Einsatz ist (je geringer die Gegenwehr und somit das Risiko eines langen militärischen Konfliktes mit Beteiligung des jeweiligen Akteurs von außen).

    Tote wird es ohnehin geben, wenn Gbagbo nicht geht, entweder durch die Fortführung des Krieges, oder durch die "jeunes patriotes" die bei steigender Stimmung immer für ein paar MassakerPlünderungen/Vergewaltigungen in Abidjan gut sind. Die Opfer sind die so genannten Dyula (Menschen aus dem Norden, Burkina, Mali und Guinea) und Mossi (aus Burkina).

    Für genau so etwas gibt es die Einsatzkräfte der UNO. Schade, dass dies z.B. den Westsudanesen nichts bringt!

  • UR
    UNO raus aus der Elfenbeinküste

    Ein Fall für Gysi, Lafontaine und die anderen heuchelnden, weltfremden, die Realität verweigernden linken Pazifisten. Auf zur Elfenbeinküste als Vermittler und wenn gar nichts hilft müssen die Neger halt sich selbst überlassen werden, denn das Gebot der nicht Einmischung ist den Kommis ja heilig, komme was wolle. Und ein paar weniger Hottentotten hilft sogar dem Umweltschutz .

  • TH
    Thorsten Haupts

    "dann sollten seine 9.000 Blauhelmsoldaten in der Elfenbeinküste auch dafür sorgen," Und solbald es die ersten Toten bei dem "dafür sorgen" gibt (unvermeidbar, wenn die andere Seite nicht freiwillig spurt) steht dafür in der taz ein Artikel über kriegsverbrechen und Kriegselend, vermutlich vom Autoren des kommentierte Berichtes. Soviel Heuchelei wird doch in der taz üblicherweise woanders verortet ...