Kommentar Elena: Datenschutz mobilisiert
Ganz kippen lässt sich Elena mit einer Verfassungsklage wohl nicht. Denkbar ist aber ein Teilerfolg.
W as für eine Mobilisierungskraft! Tausende Menschen haben sich binnen 24 Stunden einer Massenklage gegen Elena angeschlossen. Elena? - Nie gehört? Das ist die zentrale Vorratsspeicherung von Arbeitnehmerdaten. Sie läuft schon seit Jahresbeginn. Und das entsprechende Gesetz ist bereits fast ein Jahr in Kraft. Bisher hat das kaum jemand interessiert. Doch jetzt ruft der Datenschutzverein Foebud zu einer Massenverfassungsbeschwerde auf. Und Tausende folgten sofort. So etwas schafft derzeit keine andere soziale Bewegung.
Juristisch ist die Klage wohl weniger aussichtsreich als die Beschwerde gegen die Vorratsspeicherung von Telefon- und Internetdaten. Dort ging es um die besonders sensible Telekommunikations-Freiheit, und die Daten sollten für polizeiliche Maßnahmen benutzt werden. Bei Elena dagegen sollen die Daten bei der Gewährung von Sozialleistungen helfen. Einschüchterungseffekte lassen sich hier nicht ganz so leicht konstruieren. Zudem hat Karlsruhe Anfang März entschieden, dass Vorratsdatenspeicherungen nicht generell verboten sind. Ganz kippen lässt sich Elena mit einer Verfassungsklage wohl nicht.
Denkbar ist aber ein Teilerfolg. Karlsruhe könnte etwa bei der Sicherung des gigantischen Datenpools eine regelmäßige Optimierung des Schutzes gegen Missbrauch fordern. Das könnte die Elena so teuer machen, dass auch politische Akzeptanz nicht mehr durchsetzbar ist.
Vor allem aber schafft die Massenklage Aufmerksamkeit für ein neues Datensammelprojekt, dessen Auswirkungen und Risiken bisher kaum öffentlich diskutiert wurden. Gelingt es, auch gegen Elena eine Massenbewegung auf die Beine zu stellen - obwohl es nicht originär um Polizei und Geheimdienste geht -, dann hat die neue Datenschutz-Bewegung die Hegemonie in Datenfragen errungen.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach der Bundestagswahl
Jetzt kommt es auf den Kanzler an
Wahlsieg der Union
Kann Merz auch Antifa?
Der Jahrestag der Ukraine-Invasion
Warum Russland verlieren wird
Sieger des rassistischen Wahlkampfes
Rechte Parolen wirken – für die AfD
Die Grünen nach der Bundestagswahl
„Ja, pff!“
Alles zur Bundestagswahl
Oma gegen rechts hat Opa gegen links noch nicht gratuliert