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Kommentar ElektromobilitätKein Massenmarkt für E-Autos

Kommentar von Richard Rother

Die Bundesregierung überdenkt ihre Ziele bei der Elektromobilität. Das ist richtig so – größere Einsparpotenziale liegen bei der Entwicklung effizienterer Fahrzeuge.

W ährend die europäische Automobilindustrie unter einer bedrohlichen Absatzkrise im Süden und Westen des Kontinents leidet, gönnt sich Deutschland eine Debatte über Elektrofahrzeuge. Die Bundesrepublik möchte gern Leitmarkt für Elektromobilität werden. Aber auf absehbare Zeit sind viele Elektroautos, die auf dem deutschen Markt angeboten werden, schlicht Ladenhüter.

Daran würde sich vorläufig auch nichts ändern, wenn der Staat mit einer Anschaffungsprämie nachhelfen würde, die die Autoindustrie immer wieder ins Gespräch bringt. Elektroautos haben vorerst keine Chance, den Sprung in den privaten Massenmarkt zu schaffen.

Die deutschen Autokäufer haben nämlich hohe, durchaus nachvollziehbare Ansprüche, die reine Elektroautos derzeit nicht erfüllen können. Die Fahrzeuge müssen sicher und zuverlässig sein, auch im Winter; sie sollen eine hohe Reichweite haben und schnell betankt werden können; vor allem aber dürfen sie über die gesamte Lebensdauer nicht viel mehr kosten als herkömmliche Fahrzeuge.

Richard Rother

ist Redakteur im taz-Ressort Ökologie und Wirtschaft.

Diese Ansprüche lassen sich nicht einfach wegzaubern, indem der Staat jedem Autokäufer eine Prämie von mehreren tausend Euro schenkt. Dass diese Strategie nicht funktioniert, lässt sich derzeit in den USA und Frankreich beobachten. Daher ist Skepsis gegenüber dem Ziel der Bundesregierung angebracht, dass bis zum Jahr 2020 eine Million Elektroautos auf deutschen Straßen unterwegs sein sollen.

Vorläufig wäre es sinnvoll, die Ziele zu modifizieren. Können beispielsweise Fahrzeugflotten von Unternehmen und Behörden mit Elektroautos bestückt werden, die nachts in der Tiefgarage ihre Batterien aufladen? Gibt es Möglichkeiten, Elektroantriebe so mit herkömmlichen Antrieben zu kombinieren, ohne dass die Fahrzeugkosten allzu sehr ausufern? Japanische Hersteller sind schließlich bei den Hybriden gut vorangekommen.

Langfristig ist es richtig, Alternativen zu Benzin und Diesel zu schaffen – Erdöl ist ein endlicher Rohstoff. Aber die großen Einsparpotenziale liegen nicht bei den Elektroautos, die ebenfalls massenhaft Rohstoffe verbrauchen, sondern bei der Entwicklung und besseren Vermarktung effizienterer und leichterer Fahrzeuge. Und: Wenn sie sich rechnet und sinnvoll ist, kann sich Elektromobilität von allein durchsetzen – zum Beispiel bei Fahrrädern.

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Redakteur für Wirtschaft und Umwelt
Geboren 1969 in Ost-Berlin. Studium an der FU Berlin. Bei der taz seit 1999, zunächst im Berliner Lokalteil. Schwerpunkte sind Verkehrs- und Unternehmenspolitik.
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5 Kommentare

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  • W
    Waage

    @highks,

     

    ganz so düster sehe ich die Zukunft des E-Autos nun doch nicht. Der Autor sagt ja nicht, dass Elektroautos kompletter Unfug sind sondern eben nicht Massenkompatibel.

     

    Die Elektromobilität wird sich in Zukunft sicher eine größer werdende Nische erobern. Denkbar wäre so eine Art verfeinerte und auf schnittig getrimmte Golfcaddys als Zweitwagen in den weitläufig zersiedelten Speckgürteln ohne ÖPNV. Oder so ein relativ leichter, reinrassiger Elektroroadster wie der Tesla als "Spielzeug" oder auch Pendelfahrzeug für die oberen Zehn- oder in abgespeckter Form auch Hundertausend BundesbürgerInnen.

     

    Ich meine das nicht mal negativ. Sollen die, die es sich leisten können, mit dem Praxisbetrieb von Elektroautos experimentieren - dem Fortschritt bei den Speichertechnologienen dient es sicherlich.

     

    Wer wenig Geld hat und auf ein Auto für Alles, also Pendeln, Einkaufen, Kinder kutschen, Urlaub fahren angewiesen ist, wird sich aber auch wohl in Zukunft nur einen Verbrenner leisten können.

     

    Ökologisch am zielführendsten wäre es daher, darauf hinzuwirken, dass bei den Autos nicht weiterhin die Effiziensteigerung der Motoren durch PS- Geilheit und trotz teurer "exotischer" Werkstoffe wie Alu und Carbon immer schwerer und luxuriöser werdender Karossen aufgehoben wird.

  • H
    highks

    Tazzer hat Recht: das Elektroauto ist eine Fantasie, die sich nie durchsetzen können wird. Neue Entwicklungen in der Akkutechnik sind zur Zeit nicht abzusehen, und ein Elektroauto benötigt so viel Lithium für aktuelle Akkus, dass man nicht mal annähernd die Industrienationen mit E-Autos versorgen könnte. Dann wäre nämlich das Lithium alle, und wir hätten auch keine Akkus mehr in unseren Smartphones! Und zwar nie mehr!

     

    Und der ganze Aufwand bei einer maximalen Reichweite, bei der der geneigte Benzinauto-Fahrer panisch an die Tankstelle fährt, weil die Nadel schon auf Reserve steht.

     

    Ein schwachsinnigeres und umwetschädlicheres Produkt, als das E-Auto gibt es kaum. Doch Moment, die Energiesparbirne ist ein ähnlich hirnverbranntes "Öko" Projekt...

  • OX
    Ole X

    Sehr schade Herr Rother,

    sind Sie ein Lobbyist der deutschen Automobilindustrie?

    Dieser Liberale Ansatz wird sicherlich keine Entwicklung mit sich bringen.

  • W
    Waage

    Danke Herr Rother,

     

    endlich ist der Groschen gefallen!

     

    Es gibt nur ein Ökoauto: Eine leichte, möglichst ohne extravagante Werkstoffe hergestellte Juckelpinne. Angetrieben durch ein hochmodernes aber naturgemäß etwas schwachbrüstiges Motörchen.

     

    Einzusetzen auf Strecken (ein Weg) größer als 3km (darunter fährt der Öko Rad oder geht zu Fuß - bei jedem Wetter) und kleiner als 50km (weiter fährt der Öko mit der Bahn).

     

    Man stelle sich dieses "Öko" bzw. Sparmobil als moderne Ente mit wassergekühltem 2 Zylinder Benziner Direkteinspritzer(mit 28, hihi - na ja o.k., 35 PS - bin ja kein Unmensch) vor der wahlweise mit LPG gefahren werden kann.

    Ein recourcenschonendes, SEHR sparsames, nicht allzu verplastetes, gut zu reparierendes, deshalb langlebiges und schlussendlich einfach zu recycelndes Gefährt eben.

     

    Das blöde ist, wer (außer mir, eventuell der Autor und republikweit ca. 50 weitere vollkommmen durchgeknallte Menschen) würde sich so ein Auto kaufen und hätten sogar Spaß, damit zu fahren???

  • T
    Tazzer

    Es liegt an den Akkus, dass E-Autos noch keine Change haben! Sie sind viel zu teuer, haben zu wenig Ladezyklen und eine geringe Kapazität. Wer möchte denn den Akku nach 2-3 Jahren auswechseln müssen wenn er viele tausend Euro kostet? Das wird in der E-Euphorie aber fast immer verschwiegen. Wohin mit Millionen Akkus die receycled werden müssen, woher soll all das Lithium und die seltenen Erden kommen?

    Woher soll der ganze Strom herkommen?

    Kann mir das jemand plausibel zeigen, bevor man Milliarden in die Forschung pulvert?

    Falls die Mehrheit mit E-Autos unterwegs wäre, würde man eine so gigantische Strommenge benötigen, dass man das Leitungsnetz noch gigantischer ausbauen müsste - was wieder Milliarden kostet.

    Das E-Auto ist ein Holzweg! Abkehr vom Privatverkehr muss her!