Kommentar Einsatz in Libyen: Wo Westerwelle recht hatte
Die westliche Militärallianz hat Gaddafi unterschätzt und sich leichtfertig in einen Krieg gestürzt. Konsequenterweise müssten sie jetzt Bodentruppen schicken.
J e länger der Krieg in Libyen andauert, desto mehr können sich all jene Skeptiker bestätigt fühlen, die von Anfang an die Risiken einer westlichen Militärintervention gesehen haben - zum Beispiel Außenminister Westerwelle, der für Deutschlands Enthaltung im UN-Sicherheitsrat viel Kritik einstecken musste.
Nun zeigt sich, dass die Bedenken berechtigt waren: Dass sich ein Diktator wie Gaddafi nicht einfach mit ein paar Bombenschlägen aus der Luft stürzen lässt, gehört schließlich zum militärischen Basiswissen. Und ob die Militärberater, die London, Paris und Rom nun in die umkämpfte Hafenstadt Misurata entsenden wollen, dazu ausreichen, das Blatt zu wenden, ist zweifelhaft.
Offensichtlich haben die Anführer der westlichen Militärallianz, allen voran Frankreich und Großbritannien, Gaddafis Beharrungsvermögen und seinen Rückhalt im Westen des Landes unterschätzt. Jetzt rächt es sich, dass sie vollmundig seinen Sturz als Kriegsziel ausgegeben haben. Denn konsequenterweise müsste die Nato jetzt einen Schritt weiter gehen und Bodentruppen ins Kampfgebiet entsenden, wie es die Aufständischen in Misurata nun fordern. Doch davor schrecken selbst Frankreich und Großbritannien zurück. Damit lassen auch sie die Rebellen, deren Hoffnungen sie genährt haben, im Stich.
Daniel Bax ist Redakteur im Meinungsressort der taz.
Die Chancen, dass Gaddafi noch freiwillig ins Exil geht oder sich auch nur auf einen Waffenstillstand einlässt, tendieren gegen null, je mehr er militärisch die Oberhand gewinnt. Die Nato aber hat sich leichtfertig in einen Krieg begeben, der immer länger und blutiger zu werden droht. Erstaunlich, wie wenig man aus den Interventionen in Afghanistan und Irak gelernt hat. Die haben gezeigt, dass so ein Krieg selbst nach dem Sturz eines Regimes noch lange nicht vorbei ist.
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