piwik no script img

Kommentar EU-PersonalFrau aus Finnland, Mann aus Berlin

Kommentar von Daniela Weingärtner

Nicht, dass es keine PolitikerInnen mit Vision und Charisma für die neuen EU-Posten gäbe. Tanja Halonen und Joschka Fischer böten sich an. Aber die passen nicht ins Konsensschema.

Alle, die dem Projekt Europa mehr Aufmerksamkeit wünschen, sind sich einig: Es fehlt an charismatischen Gesichtern, die es leichter machen würden, wieder Enthusiasmus für den Koloss EU zu entwickeln. Genau diese Absicht führte einst zu der Idee, die Posten einer Vorsitzenden des Europäischen Rates und einer Außenministerin neu zu schaffen. Doch betrachtet man die Namen, die dafür nun im Gespräch sind, könnte man zu dem Schluss gelangen, dass es PolitikerInnen mit Vision und Charisma und einem guten Netz internationaler Kontakte in Europa nicht gibt.

Doch das stimmt nicht. Die finnische Staatspräsidentin Tarja Halonen zum Beispiel gäbe eine gute Ratspräsidentin ab. Sie stammt aus dem kleinen Finnland und könnte damit eines der europäischen Markenzeichen verkörpern: den Schutz von Minderheiten. Außerdem ist sie eine Frau: Das steht für den Respekt für Mehrheiten und die engagierte Gleichstellungspolitik der EU. Sie ist schon jetzt politisch gut vernetzt - und wer sie noch nicht kennt, würde sie als neue EU-Ratspräsidentin kennenlernen wollen.

Auch geeignete Außenministerkandidaten gibt es. Joschka Fischer hat in einem großen Mitgliedsland gezeigt, dass er das Handwerk beherrscht. Er hat in vielen Aufsätzen und Reden bewiesen, dass er sich Gedanken über Europas Zukunft macht. Er verfügt über ausgezeichnete Kontakte aus seiner siebenjährigen Amtszeit, vor allem in die USA. Er stammt zwar aus dem größten Mitgliedsland. Doch dass er einer kleinen Oppositionspartei angehört, macht diesen Makel wieder wett.

Leider steht fest, dass diese beiden Kandidaten das Rennen nicht machen werden. Denn sie haben das falsche Parteibuch, die falsche Staatsangehörigkeit oder eine fatale Neigung zur Ehrlichkeit. Schade für Europa.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

4 Kommentare

 / 
  • A
    AuweiA

    ...Frau Weingärtner...Sie meinen wirklich den Steinewerfer und Ex-Kriegsminister Fischer?

  • A
    Andreas

    Herr, lass doch bitte mal wieder etwas Qualität in die Journalistenstuben regnen

     

    "Außerdem ist sie eine Frau: Das steht für den Respekt für Mehrheiten und die engagierte Gleichstellungspolitik der EU."

     

    Also ist Frau sein neuerdings schon eine Qualifikation? Oh Gott! Steht nicht in den Menschenrechten was von niemand darf wegen seines Geschlechtes benachteiligt oder bevorzugt werden? Nur mal so als Denkanstoß

     

    oder das hier

    "Er stammt zwar aus dem größten Mitgliedsland. Doch dass er einer kleinen Oppositionspartei angehört, macht diesen Makel wieder wett."

     

    Als Außenminister gehörte Fischer wohl logischerweise nicht einer Oppositionspartei an und was die Größe eines Herkunftslandes oder der Partei über die Fähigkeiten der Person aussagt, verschweigt die Autorin in ihrem Artikel. Demnach müßte Dt. auch nur Abgeordneten aus kleinen Bundesländern wie MeckPom, Saarland oder Schl. Holstein regiert werden und alles wäre besser, oder wie?

  • M
    max

    Ehrlichkeit? Fischer? Satire?

  • D
    Dani

    "Joschka" Fischer ist nicht mehr ein Taxifahrer. Bereits als er deutscher Außenminister war, haben sich große Teile der Bevölkerung geschämt. Gibt es denn niemanden, der wenigstens ein Abitur hat oder einen ordentlichen Beruf? Was sollte die Welt von uns denken, wenn jemand ohne beides, dafür aber mit krimineller Vergangenheit und großer Klappe eines unserer höchten Ämter besetzte? Der Fischer würde es auf normalem Wege doch nichtmal in den mittleren Dienst bei der Polizei schaffen...

     

    Insofern: kein falsches Parteibuch oder sonst iregendeine Pseudodiskriminierung in Sicht. Etwas common sense genügt, um Ihren Vorschlag verfehlt zu finden.