Kommentar Deutsche Afghanistan-Politik: Rangerobbt und weggeduckt

Der neue Wehrminister zu Guttenberg will sich von seinem Vorgänger im Amt absetzen. Doch ganz so mutig ist er dann doch nicht.

Der neue Wehrminister gibt sich mutig. Karl-Theodor zu Guttenberg will sich von seinem belächelten Vorgänger im Amt, Franz Josef Jung, offenbar möglichst rasch absetzen. Als erster Bundesverteidigungsminister nimmt zu Guttenberg im Zusammenhang mit dem Bundeswehr-Einsatz in Afghanistan das Wort Krieg in den Mund.

Das K-Wort ist also endlich raus - fast acht Jahre nach der Entsendung der ersten Bundeswehr-Soldaten nach Afghanistan und mehr als vier Jahre nach der Ausdehnung des Nato-Einsatzgebiets auf ganz Afghanistan. Die Nato-Truppen haben bekanntlich den Auftrag, die Taliban und andere Aufständische zu bekämpfen. Sie schießen und werden beschossen. Sie geraten in Sprengfallen und bombardieren. Ganz egal, ob man dies für legitim oder illegitim, für sinnvoll oder verhängnisvoll hält: Wer das Geschehen in Afghanistan nicht Krieg nennt, definiert sich die Welt schön. Der Inhalt der Äußerung zu Guttenbergs ist daher banal. Doch sie unterstreicht, wie verlogen die Debatte über die Auslandseinsätze immer noch ist.

Würde der Krieg auch "Krieg" genannt, wäre damit allein noch kein Problem gelöst. Aber ein unverlogener Blick auf die Lage in Afghanistan ist die Voraussetzung für eine offene Debatte über die deutsche Beteiligung am Afghanistankrieg.

Doch selbst dieser erste Schritt hin zu einer ehrlichen Auseinandersetzung mit dem deutschen Militäreinsatz ist mit der Äußerung zu Guttenbergs noch nicht getan. Auch der neue Minister spricht nur von "kriegsähnlichen" Verhältnissen. Und die Akteure darin sind, laut zu Guttenberg, nur die Taliban - nicht aber Bundeswehr und Nato. Ganz so mutig ist der Wehrminister also doch nicht. Kaum rangerobbt, hat er sich auch schon wieder weggeduckt.

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