piwik no script img

Kommentar Deutsche Afghanistan-PolitikRangerobbt und weggeduckt

Kommentar von Eric Chauvistré

Der neue Wehrminister zu Guttenberg will sich von seinem Vorgänger im Amt absetzen. Doch ganz so mutig ist er dann doch nicht.

Der neue Wehrminister gibt sich mutig. Karl-Theodor zu Guttenberg will sich von seinem belächelten Vorgänger im Amt, Franz Josef Jung, offenbar möglichst rasch absetzen. Als erster Bundesverteidigungsminister nimmt zu Guttenberg im Zusammenhang mit dem Bundeswehr-Einsatz in Afghanistan das Wort Krieg in den Mund.

Das K-Wort ist also endlich raus - fast acht Jahre nach der Entsendung der ersten Bundeswehr-Soldaten nach Afghanistan und mehr als vier Jahre nach der Ausdehnung des Nato-Einsatzgebiets auf ganz Afghanistan. Die Nato-Truppen haben bekanntlich den Auftrag, die Taliban und andere Aufständische zu bekämpfen. Sie schießen und werden beschossen. Sie geraten in Sprengfallen und bombardieren. Ganz egal, ob man dies für legitim oder illegitim, für sinnvoll oder verhängnisvoll hält: Wer das Geschehen in Afghanistan nicht Krieg nennt, definiert sich die Welt schön. Der Inhalt der Äußerung zu Guttenbergs ist daher banal. Doch sie unterstreicht, wie verlogen die Debatte über die Auslandseinsätze immer noch ist.

Würde der Krieg auch "Krieg" genannt, wäre damit allein noch kein Problem gelöst. Aber ein unverlogener Blick auf die Lage in Afghanistan ist die Voraussetzung für eine offene Debatte über die deutsche Beteiligung am Afghanistankrieg.

Doch selbst dieser erste Schritt hin zu einer ehrlichen Auseinandersetzung mit dem deutschen Militäreinsatz ist mit der Äußerung zu Guttenbergs noch nicht getan. Auch der neue Minister spricht nur von "kriegsähnlichen" Verhältnissen. Und die Akteure darin sind, laut zu Guttenberg, nur die Taliban - nicht aber Bundeswehr und Nato. Ganz so mutig ist der Wehrminister also doch nicht. Kaum rangerobbt, hat er sich auch schon wieder weggeduckt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

1 Kommentar

 / 
  • G
    gregor

    Entsetzlich idiotisch das Ganze. Die Bundeswehr kann in Afghanistan keinen Krieg führen. Die alte Bundesregierung hat auch alles mögliche getan, dass die Bundeswehr nicht in einen Krieg verwickelt wird und führen muss. Wenn es bei den Wortspielen bleibt, dann ist es in Ordnung. Wenn aber das Wort tatsächlich realisiert wird, dann wollte das Volk den "Krieg" statt "Einsatz".