Kommentar: Der Protest wird vereinahmt: Autsch, das tut weh
Wer den Kapitalismus nicht angreift, wird vom Kapital spielend vereinnahmt
D ie Geschichte um das Manifest der freien Kulturschaffenden entwickelt sich mehr und mehr zu einem Lehrstück über die Macht der Vereinnahmung und die Ohnmacht der Vereinnahmten. "Und wir sind nicht dabei", lautete die Kernaussage des Manifestes.
Was aber ist passiert? Zwei Tage später steht der Text im Abendblatt, Wort für Wort. In der Zeitung, die gerade Woche für Woche ihre Stadt-Hymnen anstimmt. "100 Dinge, die man in Hamburg erlebt haben muss", gestern Teil acht: Ein großer Artikel über den "Feinschmecker-Boulevard" im Alsterhaus. Ein kleiner Artikel über das "Uebel und Gefährlich", mit Foto des Betreibers, der bei der Vorstellung des Manifestes im Gängeviertel noch auf dem Podium saß. Besser lässt sich das "befriedete Fantasieland mit Blankenese und Schanze", wie es geißelnd im Manifest heißt, wirklich nicht illustrieren.
Warum diese Vereinnahmung so fingerspielend gelingt? Weil dem Manifest die Grundlage fehlt: eine handfeste Kapitalismuskritik.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Comeback der Linkspartei
„Bist du Jan van Aken?“
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Nach Taten in München und Aschaffenburg
Sicherheit, aber menschlich
Klimaneutral bis 2045?
Grünes Wachstum ist wie Abnehmenwollen durch mehr Essen
Geiselübergabe in Gaza
Gruseliges Spektakel