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Kommentar Chinas WirtschaftPekings profitable Staatsbetriebe

Felix Lee
Kommentar von Felix Lee

Immer mehr westliche Unternehmen werden von chinesischen Staatsbetrieben übernomen. Nun steht mit dem Kauf eines kanadischen Ölkonzern der größte Deal dieser Art bevor.

C hinesische Firmen sind schon seit geraumer Zeit weltweit auf Einkaufstour. So hat etwa Lenovo vor einigen Jahren die PC-Sparte von IBM übernommen oder der chinesische Baumaschinenhersteller Sany das schwäbische Traditionsunternehmen Putzmeister gekauft.

Aber diese Übernahme hat ein anderes Kaliber: Für rund 15,1 Milliarden US-Dollar will der chinesische Ölkonzern CNOOC seinen kanadischen Konkurrenten Nexen kaufen. Der Verwaltungsrat auf kanadischer Seite hat bereits zugestimmt. Kommt dieses Geschäft zustande, ist das die bisher größte ausländische Übernahme eines chinesischen Unternehmens.

Noch vor kurzem belächelt als eine Volkswirtschaft, die ihren Aufstieg einer „Billig-Billig“-Industrie verdankt oder nur abkupfern konnte, mausert sich die Volksrepublik derzeit in rasanter Geschwindigkeit zu einer Nation mit Global-Playern, die die alten Industriestaaten übertrumpfen.

Bei CNOOC handelt es sich auch noch um einen chinesischen Staatskonzern. Genau darin liegt aber das Geheimnis. Ähnlich wie einst die Volkseigenen Betriebe der DDR, galten auch Chinas Staatsbetriebe noch vor zehn Jahren als Dreckschleudern, unprofitabel und marode. Doch Chinas Führung hat eben nicht die Radikalkur wie einst im ehemaligen Ostblock gewählt und sie alle privatisiert.

Mit dem Umbau der Unternehmensstruktur unter ihrer Ägide, einer gezielten Vorgabe, was die Betriebe dem Land zu liefern und zu entwickeln haben, einer günstigen Kreditvergabe durch ihre ebenfalls verstaatlichten Großbanken und nicht zuletzt einer massiven staatlichen Anschubfinanzierung hat sie die Staatsbetriebe gepäppelt.

Felix Lee

ist China-Korrespondent der taz.

Staatswirtschaft und Wettbewerb

Die Staatsbetriebe steuern nach wie vor rund 40 Prozent der chinesischen Gesamtproduktion bei - und gehören inzwischen zu den profitabelsten der Welt. Staatswirtschaft und Wettbewerb sind für die Chinesen dabei keineswegs ein Widerspruch. Im Gegenteil: So konkurriert CNOOC in China mit den Ölkonzernen Sinopec und Petrochina - beide ebenfalls in staatlicher Hand.

Egal ob in der Solarbranche, in der Windkraft, bei der Entwicklung von Elektroautos, im Maschienenbau, beim Aufbau globaler Medienkonzerne, in der Stahl und Rohstoffindustrie - stets verfährt die Regierung nach einem ähnlichen Muster: Ziele formulieren, die Unternehmen päppeln und sie unter ihrem Dach konkurrieren lassen.

Ein nicht unerheblicher Teil der Einnahmen fließt sogar in die Staatskassen zurück. Die Mär, nur Privatunternehmen würden erfolgreich und profitabel wirtschaften, haben die Chinesen damit widerlegt. Die Unternehmen der westlichen Welt können eine solche staatliche Unterstützung als ungerecht empfinden und mangelnden Wettbewerb anprangern. Sie könnten aber auch einfach eingestehen - Staatwirtschaft ist keineswegs nur schlecht.

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Felix Lee
Wirtschaft & Umwelt
war von 2012 bis 2019 China-Korrespondent der taz in Peking. Nun ist er in der taz-Zentrale für Weltwirtschaft zuständig. 2011 ist sein erstes Buch erschienen: „Der Gewinner der Krise – was der Westen von China lernen kann“, 2014 sein zweites: "Macht und Moderne. Chinas großer Reformer Deng Xiao-ping. Eine Biographie" - beide erschienen im Rotbuch Verlag.
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5 Kommentare

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  • B
    Besserwessi

    CNTC haette man noch erwaehnen sollen, die eierlegendewollmilchsau, die den Zigarettenkonsum in schwindelerregende Hoehen treibt

  • P
    Prison

    "Sie könnten aber auch einfach eingestehen - Staatwirtschaft ist keineswegs nur schlecht." -geistig wirklich sehr arm. In Deutschland kämpft der Staat gegen die Unternehmen, in China für die Unternehmen - natürlich ist das ein Wettbewerbsvorteil, ist doch unstrittig, denn in Deutschland gibt es ja keinen reinen Wettbewerbs-Kapitalismus, dieser wäre jeder Art von Staatswirtschaft haushoch überlegen, ist aber politisch weder durchsetzbar und auch zu recht nicht gewollt.

     

    War dieser "China-Korrespondent" der taz schon einmal in China oder spricht er auch nur ein Wort Chinesisch? Beides bezweifle ich nach diesem peinlichen Artikel sehr stark - und von Wirtschaft oder Journalismus hat er definitiv keinen blassen Schimmer. Ich hoffe nicht, dass taz jetzt mit ihrem "China-Korrespondenten" einen solchen Scheuklappen-Denker an Land gezogen hat wie bei der grandiosen "USA-Korrespondentin mit Sitz in Washington" oder dem absonderlichen "Frankreich-Korrespondenten" - es würde China nämlich unrecht tun, wenn jetzt so ein Kleingeist die Entwicklung in China brav in die deutsche links-dumme Ecke stellen würde.

  • A
    André

    Ich bin auch immer wieder neidisch auf China und deren Regierung. In China sieht man momentan sehr gut das der Kommunismus dem Kapitalismus absolut überlegen ist. Aber leider wollen das die Deutschen und andere Europäer momentan nicht akzeptieren.

     

    Deshalb bei der nächsten Wahl die Linke wählen sowie die Kommunistische Plattform stärken!

  • J
    jottdee

    ...ziemlich dämlicher und informationsfreier Artikel!

    Im Unterschied zu den westlichen (und auch russ., afrikan., südamerikanischen usw.) Märkten, hat China seine inländischen Staatsbetriebe nämlich im Zustand eines fast vollständig abgeschotteten Binnenmarktes "aufpäppeln" können; nicht zu vergessen die fehlenden ökologischen und sozialen Kautelen usw. usw.; alles nichts Neues, sollte aber zumindest mal erwähnt werden bevor so eine tendenziöse und nur ideologische Schlussfolgerung gezogen wird.

  • B
    Brandt

    Die chinesische Energiepolitik ist keineswegs erfolgreich. Die Förderregionen liegen im Westen von Kanada, im britischen Teil der Nordsee, im Golf von Mexiko und vor der Küste Nigerias. Die Ausbeute müste mit Tankern entlang der See- und Handelsrouten geliefert werden, wo die US Navy patroulliert.

     

    Nur ein chinesischer Pipeline Bau in den Nahen Osten und nach Zentralasien wäre ein wirklicher Erfolg für die chinesische Energiesicherheit.

     

    Bei der derzeitigen chinesischen Situation wäre eine einfache Blokade der Seerouten unangenehm für die chinesische Exporindustrie an der südchinesischen Grenze.

     

    Taiwan könnte mit Küsten Flaks die Durchfahrt durch die Taiwan Strasse behindern. Indien könnte mit seiner Flotte die Landung an den pakistanischen Häfen verhindern.

     

    Die Förderung von Öl aus Ölschiefer, Ölsand und Schiefergas wäre erst nach dem angeblichen Ölpeak attraktiv, weil erst dann rentabel.