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Kommentar Car2GoLeider nur eine rollende Mogelpackung

Kommentar von Klaus Wolschner

Ein Zukunfts-Modell kann Car2go nur werden, wenn viel mehr Autos bereitstehen und das Projekt nicht nur für spontane one-way-Fahrten ausgelegt ist.

D ie Innenstädte versinken im Auto-Verkehr, Einkaufszentren mit riesigen Parkflächen locken die Kunden raus aus der Stadt. Amerikanische Verhältnisse drohen - wenn da ein Autokonzern wie Daimler sich der Frage nach Alternativen stellt, ist das immer spannend. Die Frage ist, ob Car2go ein seriöses Projekt ist, das Zukunftsfragen bearbeitet.

Denn klar ist: Selbst wenn das Modell scheitert, wäre das Projekt eine große Werbung für Daimler und Europcar gewesen. Die Preise einer Fahrt sind zudem so hoch, dass es kein großes unternehmerisches Risiko gibt.

Der Verein "Stattauto" konnte klein anfangen und langsam wachsen. Ein Modell, das die Spontanität der Mobilitätsbedürfnisse berücksichtigt wie Car2go, kann nur scheitern, wenn es zu klein startet. Denn wenn man sich im Zweifelsfall nicht darauf verlassen kann, ein Auto zu bekommen, dann plant man gleich anders.

Wer am 26. Dezember die Oma auf dem Lande besuchen muss und nicht zuverlässig vorher ein Auto buchen kann, sondern gucken muss, ob irgendeines irgendwo steht, der kann auf ein privates Auto nicht verzichten. Ein mehrstündiger Kaffee-Besuch auf dem Lande wäre zudem mit Car2go immer teurer als das Taxi. Ein Zukunfts-Modell kann Car2go nur werden, wenn viel mehr Autos bereitstehen und das Projekt nicht nur für spontane one-way-Fahrten ausgelegt ist.

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Bremen-Redakteur
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2 Kommentare

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  • J
    Jill

    ...ich wohne Ulm und nütze das Car2Go regelmäßig um zur Arbeit zu fahren (immer dann, wenn das Wetter nach meinem Empfinden nicht Fahrrad-tauglich ist / unter 3°C, starker Regen, Schnee).

    Ich habe deshalb mein eigenes Auto abgeschafft (und kenne andere die das gleiche vorhaben oder sich weg. Car2Go kein Auto kaufen).

    Von sinkenden Fahrgastzahlen im ÖPNV ist hier keine Rede, bei der qualvollen Enge zu Stoßzeiten wäre dies jedoch sogar wünschenswert (sagen unsere 4 auf den ÖPNV angewiesenen Kinder).

    Meine Nutzung des ÖPNV hat sich auch nicht geändert, zumal auf meiner Strecke zur Arbeit der Fußweg von einer knappen Stunde attraktiver wäre (25 Minuten Fahrzeit, 9 Minuten Aufenthalt beim Umsteigen, beide Bushaltestellen nicht mit Dach oder gar Wartehäuschen versehen / "moderne Mobilität" geht anders!!!).

    Ich arbeite übrigens nicht bei oder für Mercedes und stehe großen Teilen der Konzern Strategie ablehnend gegenüber!

  • MC
    Mr Crosby

    Genau - und deswegen ist car2go auch nichts anderes als werbung für die eigenen produkte, sprich den smart.

    das gibt daimler aber auch offen zu!

     

    um so unfassbarer wird dann, wieso gerade in der umwelthauptstadt 2011 sich die politik für dieses "neue" mobilitätskonzept entschieden hat und damit bestehenden und erfolgreichen angebote, wie ÖPNV, Taxis, Rad und auch andere carsharing-Anbieter das leben erschwert.

     

    in ulm hat sich gezeigt, dass die fahren im ÖPNV zurückgehen, dass kaum jmd. sein eigenes Auto abgeschafft hat, dass car2go vorallem für die bequeme fahrt von 3km genutzt wird.

     

    all das ist nicht wirklich überzeugend - ein modernes nachhaltiges mobilitätskonzept muss anders aussehen, als lediglich 300 kleinstwagen in die stadt zu stellen und fertig.

     

    daimler zeigt damit nur eines - autokonzerne verkaufen autos... nicht moderne mobilität