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Kommentar CMA-WerbungEnde des schlechten Geschmacks

Malte Kreutzfeldt
Kommentar von Malte Kreutzfeldt

Die CMA-Werbung war völlig sinnlos. Doch die Marketinggesellschaft hat vielen Altfunktionären der Bauernlobby sichere Versorgungsposten verschafft. Das ist nun vorbei.

Bild: taz

Malte Kreutzfeldt ist Ressortleiter der Redaktion Wirtschaft & Umwelt

Den Sprüchen der CMA konnte niemand entkommen: Während "Die Milch machts" zum Klassiker wurde, sind Werbeslogans wie "Ich mags am liebsten mit jungem Gemüse" und "Ewig lockt das Fleisch" sexistisch und stehen für maximal schlechten Geschmack. Doch nicht nur, weil für solche Peinlichkeiten künftig weniger Geld zur Verfügung stehen wird, ist das gestrige Urteil gegen die Centrale Marketinggesellschaft der Agrarwirtschaft, wie die Lobby- und Werbeorganisation mit vollem Namen heißt, eine gute Nachricht.

Die Entscheidung ist ein Sieg für die Landwirte, die künftig keine Zwangsabgaben mehr für die fragwürdigen Kampagnen bezahlen müssen. Auch die VerbraucherInnen werden davon profitieren: Entweder zahlen sie weniger für landwirtschaftliche Produkte. Oder, falls die Bauern das Geld künftig für eigenständige Werbung nutzen, erhalten sie in Zukunft endlich mal Informationen, die ihnen tatsächlich weiterhelfen.

Denn die Werbung der CMA war auch völlig sinnlos. Ohne auf irgendwelche spezifischen Vorteile einzugehen, wurden Lebensmittel als solche beworben - egal ob sie aus Massentierhaltung und industrieller Landwirtschaft stammten oder aus umweltschonendem Anbau in der Region. Ob Menschen wirklich mehr Milch trinken oder öfter Fleisch essen, wenn sie auf Plakaten dazu aufgefordert werden, spielte nie eine Rolle - und ob das überhaupt wünschenswert wäre, erst recht nicht.

Diese Kritik ist seit Jahren bekannt. Doch die CMA hat nicht nur viel Geld verwaltet, sondern auch vielen Altfunktionären aus Bauernlobby und Politik sichere Versorgungsposten verschafft. Entsprechend stark war der Widerstand gegen die Abschaffung der Zwangsfinanzierung. Und bis zuletzt konnte sich die Vermarktungsorganisation auf die Unterstützung der Bundesregierung verlassen.

Dass es trotzdem gelungen ist, die Macht dieser Lobby zu brechen, liegt an der Beharrlichkeit einzelner Landwirte. Sie haben darauf vertraut, dass sich die Vernunft letztlich auch gegen starke Interessen durchsetzen wird. Und zumindest vom Bundesverfassungsgericht wurde diese Hoffnung nicht enttäuscht. MALTE KREUTZFELDT

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Malte Kreutzfeldt
ehemaliger Redakteur
Jahrgang 1971, war bis September 2022 Korrespondent für Wirtschaft und Umwelt im Parlamentsbüro der taz. Er hat in Göttingen und Berkeley Biologie, Politik und Englisch studiert, sich dabei umweltpolitisch und globalisierungskritisch engagiert und später bei der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen in Kassel volontiert.   Für seine Aufdeckung der Rechenfehler von Lungenarzt Dr. Dieter Köhler wurde er 2019 vom Medium Magazin als Journalist des Jahres in der Kategorie Wissenschaft ausgezeichnet. Zudem erhielt er 2019 den Umwelt-Medienpreis der DUH in der Kategorie Print.

2 Kommentare

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  • N
    Nicklas

    Au ja,

    ich liebe Behauptungen !

    Der Horst (Seehofer) hat ja bei der Milchkriese, wir erinnern uns, die Bauern wollten etwas mehr Kohle für ihre Milch haben, den Bauern versprochen ihnen zu helfen, wo war der Verband ?

    Da wo der Horst steht, auf der Seite wo die Gewinne hinfließen !

    Haben die Bauern jetzt mehr Kohle ?

    Nein, wozu auch ? Die "anderen" haben es schon eingestrichen, mitgenommen könnte man auch sagen, da die Preise ... nein, die sind ja wieder gestiegen, egal !

    Der Verband ? Hmmmm ...

    Wegen dem Ausland, ist ja nett von der EU ihre subventionierten Nahrungsmittel auf dem afrikanischen zu billigpreisen zu "entsorgen", wieso "entsorgen" ?

    Nun, wenn die Überschussproduktion wech ist, dann steigen die Verkaufspreise wieder (der Bauer kriegt nicht viel von ab) und der Afrikaner hat verloren, denn der afrikanische Bauer hat aufgegeben, da der vorher zu teuer Produziert hatte und nun wollen die Europäer plötzlich Asche für ihr Zeuch haben !

    Das hat der Afrikaner nich, aber die Hilfsorganisationen !

     

    Schröpf, schröpf, schröööööööpf !

    Da sind die Spendengelder ja richtig angelegt, ich finde, das die Spendengelder besser in die dortige Landwirtschaft gesteckt würde !

    Aber da machen die Verbände den Bauern Angst, das die dann ihr Zeug nicht mehr los werden ... ein Teufelskreis den es zu durchbrechen gilt !

     

    Es gilt die alte Regel:

    "Regieren ist die Kunst Probleme zu schaffen mit deren Lösung man das Volk in Atem hält !"

  • DD
    Dr. Dietmar Weiß

    Sehr geehrter Herr Kreutzfeld,

    zur CMA mag man stehen wie man will. Die Behauptung, dass sie eine Versorgungseinrichtung für "Altfunktionären aus Bauernlobby und Politik" sei ist völliger Quatsch und schlecht recherchiert. Ich bin selber Journalist im Agrarbereich und einigermaßen erschrocken, über solch eine Art der Berichterstattung! Nennen Sie bitte hierfür mal konkrete Fakten. Und vielleicht hätten Sie ihren Lesern auch mitteilen können, dass die Arbeit der CMA nicht ausschließlich in mehr oder weniger gelunger Werbung besteht. Verbaucheraufklärung, die Organisitation von Auslandsmessen und Kontakte zu Importfirmern im Ausland haben letztlich auch den Bauern geholfen, ihren Rohstoff im Ausland abzusetzten, da der gesättigte inländische Markt kaum Wachstumschanchen bietet.

    Mit freundlichen Grüßen

    Dr. Dietmar Weiß