Kommentar Borussia Dortmund: Das Ende der bösen Könige
Das Bayern-Modell ist gescheitert. Die Meisterschaft zeigt, dass Preisschilder im Profifußball nicht alles sind. Der BVB hat auf Teamgeist gesetzt und geht als Überraschungssieger vom Platz.
E s ist verdient, dass Borussia Dortmund deutscher Fußballmeister geworden ist. Der Club hat fairer, offensiver, riskanter als die Konkurrenz gespielt. Schön wirkt dieser Erfolg auch, weil er unerwartet ist.
Der überraschende Sieg erscheint uns fast immer wertvoller als der geplante. Der BVB hat mit weniger Geld und weniger Stars die begüterten Clubs aus Leverkusen und München geschlagen. Diese Meisterschaft zeigt, dass auch im Profifußball Preisschilder nicht alles sind.
Das Konzept von Schalke und Bayern ist damit an seine Grenzen gestoßen. Ein teurer Kader, Spieler mit großen Namen, dazu ein charismatischer und bis zur Kommuniktionsunfähigkeit autoritärer Trainer garantieren den Erfolg eben nicht. Der BVB hat das Gegenmodell praktiziert. Keine teuren Spieler, dafür junge, keine Stars, dafür Teamgeist.
Der Trainer Jürgen Klopp ist zwar autoritär, aber nah beim Team und kein böser König wie Magath und van Gaal. Der BVB ist Meister, weil das Kollektiv der Star ist.
Borussia hat damit die Konsequenz aus peinlichsten Irrtümern gezogen. Nach der Erfolgsserie in den 1990er Jahren warf der Club mit Geld um sich, wollte zum Bayern-München-Plagiat werden und ging deshalb zu Recht fast bankrott. Jetzt will man trotz Champions-League-Millionen lieber weiter sparen. Das ist klug.
Es liegt nahe, in dem BVB-Kollektiv und der neuen, geerdeten Bescheidenheit einen Spiegel proletarischer Tugenden zu sehen. Etwas zu nahe. Dortmund ist schon lange nicht mehr Herzkammer der Arbeiterbewegung.
Drei von vier Jobs dort sind im Dienstleistungsgewerbe angesiedelt, mehr als in München. Der BVB-Erfolg hat eher etwas mit dem zu tun, was Soziologen "den Geist des neuen Kapitalismus" nennen. Erfolg hat in diesem System, wer auf Kreativität, Teamwork, flache Hierarchien setzt.
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