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Kommentar Blutige Auseindersetzungen in ThailandNicht reif für die Demokratie

Kommentar von Nicola Glass

Eine alteingesessene Elite aus Militärs, Aristokraten und Technokraten will die Regierung stürzen, um das demokratische Grundpinzip "Ein Wähler - eine Stimme" abzuschaffen.

A m Dienstag mündeten die monatelangen Demonstrationen gegen die Regierung in blutige Gewalt. Für den brutalen Polizeieinsatz gibt es keine Rechtfertigung - für die Forderungen der Protestler aber auch nicht. Die sogenannte Volksallianz für Demokratie (PAD) will die Regierung aus dem Amt jagen - sie hält sie für eine Marionette des Expremiers Thaksin Shinawatra, der 2006 vom Militär gestürzt wurde. Diese Regierung, so die PAD, habe sich die Stimmen der armen Reisbauern im Norden und Nordosten erkauft, um an die Macht zu gelangen. Doch der jetzige Premier Somchai Wongsawat und sein Kabinett denken nicht daran, sich aushebeln zu lassen.

Bild: privat

Nicola Glass ist Südostasien-Korrespondentin der taz mit Sitz in Bangkok.

Die PAD nimmt für sich in Anspruch, für das gesamte Volk zu sprechen. Doch ihre Anführer übersehen, dass sie nur einen Bruchteil der Thais repräsentieren. Zwar finden sich in ihren Reihen neben Angehörigen der Mittel- und Oberschicht auch Gewerkschafter, Arbeiter und Studenten. Hinter ihnen aber steht eine alteingesessene Elite aus Militärs, Aristokraten und Technokraten.

Die Protestler sind darauf aus, Thailand ins Chaos zu stürzen. Damit hofft die Opposition, ihre Forderung nach einer "neuen Politik" durchzusetzen. Hätte sie Erfolg, liefe alles darauf hinaus, das Prinzip "Ein Wähler - eine Stimme" abzuschaffen. Denn damit war der Populist Thaksin an die Macht gelangt, weil er auf die Unterstützung der armen Reisbauern im Norden und Nordosten bauen konnte: sehr zum Ärger der alteingesessenen Elite, die Thaksin als Emporkömmling betrachtete und ihre Privilegien bedroht sah.

Dass das Volk für das demokratische Prinzip "Ein Wähler - eine Stimme" nicht reif sei, ist allerdings eine sehr traditionelle Vorstellung. Die "Volksallianz für Demokratie" schlachtet sie nun für ihre Zwecke aus. Sie möchte die Armen aus dem Norden und Nordosten für politisch unmündig erklären. Jene Armen sind damit die Verlierer in der sich stetig verhärtenden Konfrontation. Denn die Regierung ist zu beschäftigt, um sich um deren Bedürfnisse zu kümmern. Sie kämpft ums politische Überleben.

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1 Kommentar

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  • D
    David

    Liebe Nicola,

     

    so sehr ich Deine Berichterstattung schätze, so sehr fällt mir doch jedes Mal auf, dass Dein Hauptargument gegen die PAD zu sein scheint, dass sich die alte Elite in ihren Privilegien bedroht sieht. Dies mutet mitunter etwas plump an. In der PAD bewegen sich vornehmlich Leute, die nichts mit den Eliten zu tun haben.

     

    Fakt ist, dass Thaksin ein Populist ist, der sich die Stimmen der Armen mit einfachsten Mitteln erkauft hat. Dies gibt allen Grund zum Unmut, vor allen Dingen wenn man bedenkt, dass die Regierungspartei für die Leichtigkeit des Stimmenkaufs mitverantwortlich ist.

     

    Traurig ist allerdings, dass sich die demokratische Allianz nicht wirklich um die Förderung der Demokratie bemüht. Statt den Armen eine Perspektive zu bieten, ein politisches Mitspracherecht, einen Abbau der Vorbehalte der Städter gegenüber jedem Landbewohner, jedem Arbeiter und Bauern, will sie diese entmündigen.

     

    In meinen Augen wäre es angebracht, dem Rückgrat des Landes bei der Emanzipation zu helfen und dem Demokratisierungsprozess so Vorschub zu leisten. Nicht mittels kommunistischen oder sozialistischen Theorien und Kampfversuchen, aber durch die Anhörung und Behebung der eigentlichen Probleme, zum Beispiel durch Schaffung einer neuen Partei, die sich der Aufklärung und der Bekämpfung der Korruption verschreibt.

     

    Es ist immer leicht, einigen Bürgern die politische Mündigkeit abzusprechen. Wahrscheinlich sind 80% der Deutschen so gepolt, dass sie meinen, die einen oder anderen sind eigentlich zu dumm zum Wählen. Ab er das ist nun mal Demokratie.

     

    Ansonsten aber: weiter so (:

     

    lgd