Kommentar Blohn+ Voss: Gut fürs Stadtbild

Hamburg sollte nun aber nicht den Fehler wie bei der HSH Nordbank wiederholen und in ein marodes Unternehmen blind Steuergelder pumpen.

Blohm + Voss ist eine Touristenattraktion. Direkt gegenüber den Hamburger Landungsbrücken gelegen, prägt die lebendige Werft mit ihren Docks und Kränen das maritime Stadtbild. Doch im Unterschied zu anderen deutschen Werften, die spät, aber früher auf moderne Fertigungsmethoden und verkaufbare Schiffstypen umgestellt hatten, setzte die Traditionswerft zu lange auf Altbewährtes.

Die Schuld daran trägt zu allererst der Essener Eigentümer Thyssen-Krupp. Beteiligt ist aber auch eine finanzmarktorientierte Industriepolitik, die seit Kanzler Schröder Werftkonzerne, Reeder und Schiffsfonds umgarnt, ohne entsprechende Gegenleistungen einzufordern.

Dieser "Maritime Komplex" aus Wirtschaft und Politik, Gewerkschaften und Marine hat eine notwendige Modernisierung gebremst. Bei Blohm + Voss bündeln sich die Versäumnisse in der Pannenserie der Korvetten "K130". Diese Hochtechnologie-Kriegsschiffe werden erst nach jahrelanger Verzögerung von der Marine in Dienst gestellt werden können. Werbung für eine Erfolgswerft sieht anders aus.

Die Stadt sollte nun aber nicht den Fehler wie bei der HSH Nordbank wiederholen und in ein marodes Unternehmen blind Steuergelder pumpen. Hochqualifizierte Beschäftigte wie die von Blohm + Voss werden ohnehin händeringend von anderen Hamburger Firmen gesucht, und der nachhaltige Kern der Werft würde auch ohne Staatsbürgschaften überleben.

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Soziologe und promovierter Wirtschaftswissenschaftler. Spezialgebiete: Banken/Versicherungen/Finanzmärkte und maritime Industrie. Arbeitet seit 1995 als freier Wirtschaftspublizist in Hamburg. Zahlreiche Buchveröffentlichungen, zuletzt „Gewinn ist nicht genug! 21 Mythen über die Wirtschaft, die uns teuer zu stehen kommen“, Rowohlt Verlag, Reinbek 2021.

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