Kommentar Blohn+ Voss: Gut fürs Stadtbild
Hamburg sollte nun aber nicht den Fehler wie bei der HSH Nordbank wiederholen und in ein marodes Unternehmen blind Steuergelder pumpen.
B lohm + Voss ist eine Touristenattraktion. Direkt gegenüber den Hamburger Landungsbrücken gelegen, prägt die lebendige Werft mit ihren Docks und Kränen das maritime Stadtbild. Doch im Unterschied zu anderen deutschen Werften, die spät, aber früher auf moderne Fertigungsmethoden und verkaufbare Schiffstypen umgestellt hatten, setzte die Traditionswerft zu lange auf Altbewährtes.
Die Schuld daran trägt zu allererst der Essener Eigentümer Thyssen-Krupp. Beteiligt ist aber auch eine finanzmarktorientierte Industriepolitik, die seit Kanzler Schröder Werftkonzerne, Reeder und Schiffsfonds umgarnt, ohne entsprechende Gegenleistungen einzufordern.
Dieser "Maritime Komplex" aus Wirtschaft und Politik, Gewerkschaften und Marine hat eine notwendige Modernisierung gebremst. Bei Blohm + Voss bündeln sich die Versäumnisse in der Pannenserie der Korvetten "K130". Diese Hochtechnologie-Kriegsschiffe werden erst nach jahrelanger Verzögerung von der Marine in Dienst gestellt werden können. Werbung für eine Erfolgswerft sieht anders aus.
Die Stadt sollte nun aber nicht den Fehler wie bei der HSH Nordbank wiederholen und in ein marodes Unternehmen blind Steuergelder pumpen. Hochqualifizierte Beschäftigte wie die von Blohm + Voss werden ohnehin händeringend von anderen Hamburger Firmen gesucht, und der nachhaltige Kern der Werft würde auch ohne Staatsbürgschaften überleben.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!