Kommentar Blackberry: Zensur oder Marktanteil
Die Blackberry-Verschlüsselungen sind in Saudi-Arabien und den Emiraten bald unerwünscht. Das ist falsch, denn freie und sichere Kommunikation sollte unverhandelbar sein.
E in Blackberry ist ein Smartphone, hergestellt von der Firma RIM. Auch wenn der Mini-Computer heutzutage massentauglich geworden ist, gilt er immer noch als Statussymbol und Arbeitsgerät für Businessmen. Wie auch andere Smartphones ist auch das Blackberry gut geeignet, um damit im Internet zu surfen und um E-Mails zu verschicken.
Das Besondere: die E-Mail-Sicherheit für Firmenkunden. Die haben die Möglichkeit, ihren Mail-Verkehr komplett verschlüsselt abzuwickeln - vom Blackberry auf den Firmenserver und von dort aus zum Mailserver. Verschlüsselte Kommunikation vom Gerät direkt auf einen Server im Ausland. Keine andere Firma gleicher Größe bietet Vergleichbares.
Und das ist einigen Ländern schon lange ein Dorn im Auge. Die Vereinten Arabischen Emirate und Saudi-Arabien, Staaten, die praktisch die gesamte Kommunikation ihrer Bürger abhören, wollen schon zum 1. Oktober verschlüsseltes Surfen und Mailen via Blackberry blockieren. In Indien wird diskutiert - mit dem Argument, dass ja auch die Mumbai-Attentäter Blackberrys benutzt hätten.
Julia Seeliger ist Redakteurin im Online-Ressort der taz.
RIM steckt jetzt in einer Zwickmühle: Geben sie ihr Alleinstellungsmerkmal des sicheren Kommunizierens auf, dann erleiden sie einen Image-Schaden, der sich wohl nur schwer kitten lassen wird - denn die Nutzer werden vermuten, dass die vormals sichere Technik Lücken aufweist. Bleiben sie hingegen weiter bei ihrer Serverarchitektur, dann können sie ihr Geschäft auf den IT-Wachstumsmärkten Indien und Vereinte Arabische Emirate vergessen, denn dort werden sich Blackberrys bald wohl nur noch zum Telefonieren benutzen lassen.
Dass Zensurstaaten derart mit der Kommunikationsfreiheit umgehen, ist wenig überraschend. Kritikwürdig ist es dennoch. Freie, sichere Kommunikation sollte unverhandelbar sein.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Müntefering und die K-Frage bei der SPD
Pistorius statt Scholz!
Kampf gegen die Klimakrise
Eine Hoffnung, die nicht glitzert
Krieg in der Ukraine
Biden erlaubt Raketenangriffe mit größerer Reichweite
Haldenwang über Wechsel in die Politik
„Ich habe mir nichts vorzuwerfen“
Rentner beleidigt Habeck
Beleidigung hat Grenzen
Zweite Woche der UN-Klimakonferenz
Habeck wirbt für den weltweiten Ausbau des Emissionshandels