Kommentar Bionade-Sponsoringstrategie: Flasche leer
Wenn Bionade Ansehensverlust vermeiden will, sollte die Marke zum Beispiel die nächste Demonstration gegen Monsanto mitfinanziert.
M ehr als hehre Worte hat der Ökolimonaden-Hersteller Bionade für die Proteste gegen seine neue Sponsoringstrategie nicht übrig. Nachdem die taz berichtet hatte, dass die Tochter des Tiefkühlpizzenkonzerns Dr. Oetker statt etwa eines Konzerts gegen Gentechnik nun Sportveranstaltungen unterstützen will, beklagten sich Hunderte von Menschen im Internet. "Das tut uns leid", antwortete Geschäftsführer Peter Kowalsky. Doch Taten ließ er dem nicht folgen.
Dabei ist das Produkt Bionade durch die neue Sponsoringstrategie nicht schlechter geworden: Die Rohstoffe aus landwirtschaftlicher Produktion sind immer noch zu 100 Prozent bio und damit gentechnikfrei; und weiterhin bezieht das Unternehmen in einer Fachbroschüre klar Stellung gegen Gentechnik. Tatsache bleibt aber, dass das Sponsoring von Bionade mittlerweile dem eines konventionellen Lebensmittelkonzerns gleicht. So finanziert Bionade nun den Sportwettbewerb "Jugend trainiert für Olympia" - gemeinsam zum Beispiel mit dem US-Unternehmen Kelloggs, das in seiner Werbung Kindern Zuckerbomben als Frühstücksflocken andreht. Mit ein paar Euro für Sport will Kelloggs davon ablenken, dass es ein verantwortungsloses Geschäft betreibt. Bionade hat sich in schlechte Gesellschaft begeben - das beschädigt die Marke.
ist Redakteur im Umwelt- und Wirtschafts-Ressort der taz.
Es gibt noch einen Grund, weshalb Bionade lieber wieder Veranstaltungen wie das Anti-Gentech-Konzert unterstützen sollte: Solche Events bekommen kein Geld von Großkonzernen hinterhergeworfen. Sie sind auf Ökofirmen angewiesen.
Dass Kowalsky sich entschuldigt, ändert nichts. Wenn er seine Marke vor weiterem Ansehensverlust bewahren will, dann muss er handfeste Konsequenzen ziehen: zum Beispiel indem er die nächste Demonstration gegen Monsanto mitfinanziert.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Scholz bezeichnet russischen Raketeneinsatz als „furchtbare Eskalation“