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Kommentar Biolebensmittel-SkandalBio bleibt besser

Jost Maurin
Kommentar von Jost Maurin

Gemessen an den jährlich rund 6 Milliarden Euro Umsatz mit Biolebensmitteln bleibt der Betrug ein Randphänomen. Die Kritiker von Bio brauchen nicht zu frohlocken.

D as Vertrauen der Verbraucher in die Biobranche ist heftig erschüttert: Ein Fälscherring in Italien hat offenbar tausende Tonnen konventioneller Lebensmittel mit dem Label "Öko" verkauft. Und das auch nach Deutschland. "Bio ist doch eh Betrug", frohlocken prompt die Kritiker. Doch das stimmt nicht.

Denn die Zahl von Betrugsfällen mit Ökolebensmitteln hält sich zumindest in Deutschland in Grenzen. Zwar ist bisher unklar, wie viel gefälschte Bioware im aktuellen Skandal in die Bundesrepublik gelangte. Aber bei früheren großen Fällen ging es jeweils um Warenwerte im einstelligen Millionenbereich. Natürlich können wir nicht wissen, wie viele weitere nicht aufgedeckt werden. Aber gemessen an den jährlich rund 6 Milliarden Euro Umsatz mit Biolebensmitteln insgesamt bleibt Betrug ein Randphänomen. Auch die regelmäßigen Pestiziduntersuchungen der Behörden zeigen: Die überwiegende Mehrheit der Produkte mit Biosiegeln ist tatsächlich bio.

Unabhängig von allen Skandalen schadet Ökolandwirtschaft der Umwelt weit weniger als ihre konventionelle Konkurrenz. Die benutzt nämlich chemisch-synthetischen Pestizide, die dazu beitragen, dass immer mehr Tier- und Pflanzenarten auf den Äckern aussterben. Und sie bringt lösliche Stickstoffdünger aus, die immer wieder in den Brunnen der Wasserwerke landen - und so zum Krebsrisiko für den Menschen werden. Zudem verursachen die Dünger jede Menge Treibhausgase. Und nicht zuletzt müssen Biobauern ihren Tieren mehr Platz und Auslauf gewähren als konventionelle Landwirte.

Bild: taz
JOST MAURIN

ist Redakteur im taz-Ressort Ökologie & Wirtschaft.

All diese Vorzüge sollten die Verbraucher in der Aufregung um den jüngsten Betrugsskandal nicht vergessen. Natürlich muss Bio noch besser werden. Dafür sollte die Branche zum Beispiel Lücken in ihren Kontrollsystemen schließen. Unterm Strich aber ist Öko keineswegs genauso mangelhaft wie die konventionelle Alternative. Sondern besser.

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Jost Maurin
Redakteur für Wirtschaft und Umwelt
Jahrgang 1974. Er schreibt vor allem zu Ernährungsfragen – etwa über Agrarpolitik, Gentechnik, Pestizide, Verbraucherschutz und die Lebensmittelindustrie. 2022 nominiert für den Deutschen Reporter:innen-Preis 2022 in der Kategorie Essay, 2018, 2017 und 2014 Journalistenpreis "Grüne Reportage". 2015 "Bester Zweiter" beim Deutschen Journalistenpreis. 2013 nominiert für den "Langen Atem". Bevor er zur taz kam, war er Redakteur bei der Nachrichtenagentur Reuters und Volontär bei der Süddeutschen Zeitung.
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14 Kommentare

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  • P
    Pit

    Na Helge, auch brav die Broschüren von Monsanto und co.

    gelesen und dann gleich auf die Biobranche eindreschen.

    Gabs denn dafür auch Geld? Ansonsten kann man diesen Schwachsinn ja wohl nicht von sich geben. Bin selbst Biobauer und das das schon 20 Jahre und hab schon etwas

    mehr Einblick in die Szene. Das dieser Betrug in Italien

    passierte sagt doch schon alles. Auch in der Branche ist die Mafia Tätig, das kann ich nicht leugnen, aber deshalb muss man ja nicht pauschal alles in Frage stellen was der ehrliche Ökolandbau leistet.

    Und Dann studiere man weiter das Stadionmagazin,

    die Taz ist vom Niveau auch etwas zu anspruchsvoll für Dich Mit KENNTNIS reichen Grüssen aus der Bioszene

  • A
    andreas

    Wer nicht davor zurückschreckt "BIO-Ware" aus China zu kaufen, glaubt auch das ein BIO-Siegel etwas bedeutet. ;0)

     

    naiv - naiver - bio

  • JM
    Jost Maurin

    Zu ayeaye:

    Entweder hat die Tagesschau falsch berichtet - oder Sie haben sie falsch zitiert:

    Der Fälscherring hat nicht Ware für 220 Mio Euro nach Deutschland, sondern nach Deutschland UND zahlreiche andere Staaten verkauft. Bisher weiß man nur, dass rund 540 Tonnen Getreide nach D gegangen sind. Steht alles in unserem Bericht:

    http://www.taz.de/!83320/

    Und wie gesagt: Der deutsche Bio-Umsatz beträgt 6.000 Mio (6 Mrd) Euro im Jahr.

  • E
    EnzoAduro

    Bio ist nicht besser.

     

    Wenn man die Zitrone nicht gerade mit Schale in die Cola tun will, dann ist Bio vollkommen unnötig. Es gibt keinerlei belege dafür das Bio gesünder ist. Die Pestizideinsätze werden (in Deutschland) kontrolliert und sind geringer als vor 10 oder 20 Jahren.

     

    Bio spritzt übrigends auch. Kupfer und so. Ganz schlecht für den Boden.

  • H
    Herzblatt

    Aha - aber wenn eine von 60 Millionen Briten mal ein wenig rassistisch wird, ist für die taz direkt jeder weiße Brite ein Nazi. Sehr dümmlich, was die taz so alles absondert, niederstes Niveau, schwach und peinlich. Ganz dolles Fremdschämen - zum Glück zahle ich für so einen minderwertigen Journalismus kein Geld. Aber da der Artikel offensichtlich von der Bio-Industrie gekauft ist, kann der taz das ja egal sein, die verdienen schon genug Kohle.

  • TI
    taz ist besser

    Entweder ist der Autor korrupt und lässt sich dieses Geschreibsel von der Bioindustrie bezahlen. Oder er ist ideologisch verblendet und macht ganz umsonst für sie Propaganda. So oder so: taz ist besser als dieser elende Schönredner.

  • M
    Matteo

    Was sind denn eigentlich Bioisten und was wäre dann das Gegenteil? Pestizidisten?Konventionellisten?Spritzer?

  • O
    Oliver

    Erstens hoffe ich, dass IJoe keine Kinder in die Welt setzt!

     

    Zweitens ist man selber schuld mit seiner Gier nach billigen Lebensmitteln: Wie sollen den Produzenten vernünftig produzieren, wenn sie dermassen von den grossen Lebensmittelketten preislich unter Druck gesetzt werden???Wenn ich so einen Mist höre von wegen konventioneller Anbau oder Tierhaltung wäre besser, dann kann ich nur lachen.Könnt ja gerne vitaminzugepumpte Schweine fressen oder pestizidverseuchtes Obst, aber wundert euch dann nicht wenn ihr dementprechend ausseht und euch fühlt!

    Klar, lieber Waffen und Panzer nach Saudi-Arabien verkaufen und zu Völkermorden beitragen, das ist ja ehrlicher als Bio-Anbau!Was biologischer Landbau alles bewegt in Südamerika und Afrika,wie es Bauern hilft wirtschaftlich selbständig Fuss zu fassen, das ist egal. Lieber die billige Ananas aus Costa Rica, wo Leute auf großplantagen von europäischen Investoren ausgebeutet werden! Und am besten noch Kleidung aus Bangladesch und Werkzeuge aus China!Hauptsache billig! Scheiss egal, dass wir seit Jahrhunderten zahlreiche Völker unterdrücken und ausbeuten, hauptsache Ihr könnt in eurer erbärmlichen Dekadenz baden. Aber hey, ihr spendet ja immerhin zu Weihnachten, Ihr seid gute Menschen!

  • A
    ayeaye

    Totaler Unsinn was in Ihrem Artikel steht:

    1. hat Italien vermutlich laut Tagesschau Bioware im Wert von 220 Mio € umdeklariert und verkauft. Das ist aber der Einkaufspreis für die deutschen Händler. Also dürfte der Verkaufspreis bei 400 Mio € liegen, das sind fast 10%. Dies als Randphänomen zu bezeichnen ist wirklich schon nach dem Motto "ich will das wahre Ausmaß gar nicht sehen".

     

    2. Wir haben 5 Jahre Bio produziert und sind wieder auf integriert umgestiegen, weil 70% der Pflanzenschutzmittel die gleichen sind wie bei integriertem Anbau. Der beim Bioanbau massenhaft eingesetzte Schwefel hat bei den Kunden allergische Reaktionen hervorgerufen. Durch die vielfachen mechanischen Arbeiten ist der Dieselverbrauch für die Maschinen um 50% in die Höhe geschnellt, alles CO2 welches das Klima zerstört.

     

    Alles hat Vor- und Nachteile, aber solange es solche journalistischen Schönredner wie in diesem Arikel gibt wird das Biomärchen weiter geglaubt.

     

    P.S Größter Bioproduzent in der Welt ist das so vertrauenswürdige China, in Europa ist es Italien. Die Hauptregionen des Bioanbau sind Sizilien, Calabrien und Apulien. Also ausgerechnet die Orte wo die Mafia ihre Zentralen hat. Ein Schelm wer dabei böses denkt.

     

    Das die Deutschen Behörden noch nicht mal gemerkt haben das hier massenhaft Bioware umdeklariert wurde, bestätigt unseren seit langem gehegten Verdacht dass die ausländische Ware gar nicht kontrolliert wird. Soll jeder seine eigenen Schlüsse ziehen.

  • A
    Alban_der_Weise

    Wer über diesen Artikel herzieht, ohne auf die Sachargumente einzugehen, der braucht sich nicht zu wundern, wenn er als "polemischer Schwätzer" abgehandelt und nicht ernst genommen wird.

    Fakt ist: Gegen echte kriminelle Energie ist man für einen gewissen Zeitraum immer machtlos, unabhängig davon, ob man sich im konventionellen oder Bio-Lebensmittelbereich oder auch in allen anderen Lebensbereichen bewegt.

    Ich verstehe auch nicht, warum hier in so unsachlicher und emotionaler Weise über die Bio-Lebensmittelbranche hergezogen wird. "Leben und leben lassen" ist für mich eine zentrale Denkweise. Handelt es sich bei Euch um "Ich-bin-gegen-alles_Typen"? Falls ja, dann richtet Eure Wut doch lieber gegen die wirklichen Probleme in unserer Gesellschaft (Dumpinglöhne) und Wirtschaft (Banken, Spekulation), aber nicht gegen Bereiche, die wertmäßig eher Randbereiche darstellen.

    Zur Klarstellung meiner Motivation:

    Nochmals: Leben und leben lassen. Und übrigens ich esse nicht nur Bio, sondern überweigend konventionell - Aber: Ich wohne auch in einem Trinkwasser-Gebiet, das durch die Landwirtschaft Nitratwerte um die 50 mg/l (Grenzwert!) hat.

     

    So use your brain against your mental pain!

  • I
    IJoe

    Kenntnisloser Quatsch: "Bio" braucht mehr Fläche, die Tiere leben eben nicht besser wie bei konventioneller Haltung, gesünder ist es auch nicht (ECHEC-Tote schon vergessen?).

    Aber lasst euch nur ausnehmen mit diesem Unfug, Dummheit muss bestraft werden.

  • C
    Carsten

    Es mag sein das BIO besser ist. Doch nur Bio geht aufgrund der Masse nicht...

    Würde bei konventionellen Lebensmitteln auch nur ein Stück Gammelfleisch entdeckt, wäre es ein megaskandal, im Verhältnis zum Umsatz gesehen, sehr gering.

    Bei Bio bin ich der Meinung, das sich die Bioisten eine gewisse Medienschweigsamkeit mit viel Geld erkaufen. Dadurch wird alles schön unter den Teppich gekehrt und alle haben sich wieder lieb...

  • GN
    Gertrud Nehls

    Ihren Kommentar hier eingeben.Nun zeigt es sich mal wieder, ob Kunden nur billig Bioware kaufen oder ob sie die strengen Bedingungen, die Bioware teurer machen zu schätzen wissen! Es wäre schön, wenn sie die Anstrengungen von gewissenhaften Mitarbeitern in der Biobranche mit angemessenem Preis und berechtigten Zugeständnissen unterstützen würden.

  • H
    Helge

    Haben hochprofitable Bio-Konzerne diesen Artikel bezahlt? Soll das Journalismus sein? Das ist ja echt peinlich, wie offensichtlich sich die taz da kaufen lässt. Abstoßend, wie die taz hier einer milliardenschweren Großindustrie huldigt - weil die so was vorgeblich Gutes verkauft. Schwach, wie die taz da den Bückling macht. Deutlich lieber einen ehrlichen Rüstungskonzern als einen verlogenen Bio-Konzern.

     

    Taz geht echt gar nicht mehr, da hat ja das Stadionmagazin der Kickers Offenbach mehr Niveau. Unterste Schublade.