Kommentar Bildungsprotest: Studis, stoppt euren Streik!
Spätestens an Weihnachten wird der Protest der Studierenden verhallen. Deshalb sollten sie ihren Streik jetzt beenden. Nur dann können sie ihn als Erfolg feiern.
D ie drei größten Gegner der protestierenden Studierenden und Schüler sind die Polizei, Annette Schavan und der Weihnachtsmann. Die Polizei trägt sie aus den von ihnen besetzten Gebäuden, Bildungsministerin Schavan vertröstet sie auf einen Bildungsgipfel im April. Und mit Beginn der Weihnachtsferien leeren sich die Flure unweigerlich - spätestens in der Stillen Nacht wird der Protest verhallen. Deshalb sollten die Studierenden ihren Streik jetzt beenden. Nur dann können sie ihn als Erfolg feiern.
Das Wort "Streik" ist irreführend, da es ja kein Arbeitskampf mit Forderungen nach kürzeren Arbeitszeiten oder höheren Löhnen ist. Der Forderungskatalog der Berliner Streikenden umfasste drei Seiten, von "Kostenloser Fahrt im öffentlichen Nahverkehr" bis hin zur "Abkehr vom Bachelor als Regelabschluss". Daran gemessen, muss der Streik aller Voraussicht nach scheitern.
Wenn man den "Streik" dagegen als symbolische Aktion begreift, bei der es darum geht, die öffentliche Aufmerksamkeit auf ein Anliegen zu lenken, dann ist er erfolgreich. Die Kehrseite der spontanen Besetzung von über 100 Hochschulen ist, dass es keine zentrale Koordinationsstelle gibt - und keine Idee, wie es weitergehen soll. Die Bayern wollen über Weihnachten streiken, in Nordrhein-Westfalen mobilisiert man für einen Alternativen Bildungsgipfel.
Doch um ihre Forderungen langfristig durchzusetzen, brauchen die Studierenden mächtige Verbündete wie Gewerkschaften und Parteien. Gemeinsam können sie darauf dringen, dass aus Schavans Bildungsgipfel im April kein folgenloses Geplänkel wird. Darum sollten die Studis den Streik jetzt stoppen und eine Strategie entwickeln. Dann können sie immer noch drohen, die Proteste im nächsten Jahr wieder aufzunehmen.
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