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Kommentar Berliner Stadtschloss-EntscheidEs darf gebaut werden - aber was?

Es kann gebaut werden - bis 2016 soll die Berliner Mitte ihr Schloss erhalten. Aber, ob auch die historische Fassade kommt? Und das Humboldt-Forum?

Ein wenig gehofft, dass die Sache anders ausgeht, hatte man als Verächter von großen und nationalen Gesten schon, aber nicht wirklich dran geglaubt. Nun ist es raus: Das Berliner Stadtschloss kann gebaut werden. Das Düsseldorfer Oberlandesgericht hat den Vertrag mit dem italienischen Architekten Franco Stella zwar für rechtsunwirksam erklärt, weil die Vorinformationspflicht verletzt wurde. Aber mit einer Nachbesserung des Vertrags kann das Verfahren weitergehen. Die Mitte Berlins, um deren symbolische Besetzung so lange ideologisch gestritten wurde, soll bis 2016 ihr rekonstruiertes Schloss erhalten.

Möglicherweise knallen zur Feier des Richterspruchs die Sektkorken im Bundesbauministerium - eine Sorge weniger. Die allerdings ein wenig davon abgelenkt hat, dass es auch so an Sorgen nicht mangelt. Denn finanziert gesichert ist allem politischem Bekundungswillen zum Trotz noch längst nicht, was gerade durch die historische Hülle zur identitätsstiftenden Chiffre werden soll. In der Bausumme von 552 Millionen, die Bundesbauminister Peter Ramsauer erst Ende letzter Woche als Limit bestätigte, sind weder die barocken Fassaden außen und innen noch die säulengerahmten Portale inbegriffen, die der nüchternen Kubatur erst den feierlichen Charakter geben würden. Um das Geld für das historische Kostüm zu sammeln, wurde im April 2009 die Stiftung Stadtschloss von der Bundesregierung gegründet. Ungeklärt ist zudem, welchen historischen Horizont die so viel zitierte "barocke Fassade" denn meint, bauten doch mehrere Architekten am Schloss.

Hält man an der historischen Hülle fest, werden die Kosten steigen. Ob sich die Bundesrepublik dann hier tatsächlich das teuerste ethnologische Museum leistet, wie es der Plan Humboldt-Forum vorsieht? Dieses Fass wird sicher noch einmal aufgemacht.

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Katrin Bettina Müller
Kulturredakteurin
Geboren 1957 in Köln. Seit Mitte der 80er Jahre Autorin für die taz (über bildende Kunst, Tanz, Theater, Film), seit 2003 Redakteurin. Seit Juni 2023 wieder freie Mitarbeiterin.
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1 Kommentar

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  • T
    tomlong

    Gähn,mein Gott, wenn die Finanzierung nicht sicher ist, gibts ne Lösung.

    Sollen doch die Bundestagsabgeordneten aus Wanne-Eickel und Hintertupfingen, die für diesen Unfug gestimmt haben, Geld aus ihren jeweiligen Stadtsäckeln mitbringen.

     

    tomlong