Kommentar Bayerische Landesbank: Stoibers Erbe
Einst galt der Bayern-Haushalt als vorbildlich. Jetzt zeigt sich jedoch, dass in Bayern unter der Aufsicht von CSU-Politikern mit hohen Risiko gezockt wurde. Die Reserven sind verbrannt.
S o erbärmlich wie die CSU sah schon lange keine Partei mehr aus. Nach der knappen Rettung der österreichischen Desasterbank Hypo Group Alpe Adria steht fest: Die Bayerische Landesbank hat mit ihrem Balkanabenteuer 3,75 Milliarden Euro verbrannt. Das geschah mit Genehmigung prominenter CSU-Politiker im BayernLB-Verwaltungsrat, wurde verschleiert von einem nur zögerlich aufklärenden CSU-Finanzminister und bezahlt von den bayerischen Steuerzahlern. Während sich Horst Seehofer als aktueller CSU-Chef und Ministerpräsident für das Debakel verantworten muss, schweigt der eigentliche Verantwortliche.
Als Stoiber in den Neunzigerjahren die Macht im Freistaat übernahm, gab er seiner Partei und seinem Bundesland ein unwiderstehliches Siegerimage. Er verkaufte die milliardenschweren Firmenbeteiligungen des Bundeslands, investierte die Einnahmen in schön klingende Investitionsprogramme und präsentierte einen makellosen, schuldenfreien Landeshaushalt. Damit beeindruckte er weit über Bayern hinaus. Fast wäre er Bundeskanzler geworden.
Ein wichtiger Teil von Stoibers Strategie war die Landesbank. Die war zwar eigentlich dafür da, Bayerns kleine mittelständische Firmen mit Krediten zu versorgen, doch unter Stoiber investierte sie in windigste Geschäfte rund um den Globus. Die halbstaatliche BayernLB sollte satte Gewinne abwerfen. Das überzogene Risiko nahmen Stoibers Vertreter im Verwaltungsrat der Bank lässig in Kauf. Bayerns nach außen so vorbildliche Haushalts- und Wirtschaftspolitik war in Wirklichkeit nur wenig verantwortungsvoll. Sie beruhte auf dem eiligen Verramschen von Staatseigentum und dreister Zockerei.
Heute sind die Reserven des Freistaats praktisch komplett aufgebraucht, verbrannt für die Rettung der Landesbank. Das aktuelle Balkandesaster zeigt: Schuld daran ist nicht die weltweite Finanzkrise. Sie ist das Erbe von Edmund Stoiber.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“