piwik no script img

Kommentar Banken und GriechenlandKein Risiko und satte Zinsen

Kommentar von Nicola Liebert

Um den Ratingagenturen nur ja alles recht zu machen, schlucken die Eurostaaten jede Kröte. So sollen sich die Banken ohne Ausfallrisiko an den Kosten beteiligen.

D rei US-amerikanischen Priavatunternehmen namens Moodys, Standard & Poors und Fitch fällt derzeit die Rolle zu, die Art und Weise der Krisenbekämpfung in der EU zu bestimmen. Egal, welcher Griechenland-Rettungsplan gerade diskutiert wird - über die Umsetzung entscheiden einzig und allein die Ratingagenturen.

Ein teilweiser Schuldenerlass für Griechenland, eine Kostenbeteiligung der Banken? Das mag alles so vernünftig sein, wie es will - gemacht wird es trotzdem nicht. Denn die Agenturen könnten ja den Daumen senken, also Griechenland für bankrott erklären, und so eine neue globale Finanzkrise ins Rollen bringen.

Um den Ratingagenturen auch nur ja alles recht zu machen, schlucken die Eurostaaten daher jede Kröte. Der aktuelle Plan zur Kostenbeteiligung der Banken sichert diesen die volle Rückzahlung der griechischen Schrottanleihen zu, nimmt ihnen jegliches Ausfallrisiko ab - das müssen wie gehabt die Steuerzahler tragen - und verspricht ihnen dafür auch noch satte und garantierte Zinsen. Zu zahlen von dem ohnehin schon ruinierten Griechenland. Wie das gehen soll, weiß keiner. Auch die Euro-Finanzpolitiker wissen es nicht.

Die Autorin

NICOLA LIEBERT ist freie Journalistin und Wirtschaftsexpertin.

Hallo? Wer macht hier eigentlich die Politik in Europa? Offenbar nur eine Handvoll Analysten, die - das zeigte sich in der Lehman- wie in der jetzigen Eurokrise - auch nicht viel mehr Ahnung von der finanziellen Lage von Konzernen und Staaten haben als durchschnittlich gebildete Politiker.

Dennoch haben die Politiker, statt die Macht der Agenturen zu beschneiden oder eine öffentliche europäische Agentur als Gegengewicht zu gründen, einfach das Heft abgegeben. Ein Verdacht drängt sich da auf: Vielleicht passt es ihnen ja ganz gut in den Kram, die Banken einmal mehr zu schonen - und die Agenturen dafür den Sündenbock spielen zu lassen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

3 Kommentare

 / 
  • P
    Paul

    miri hat vollkommen recht, es geht ausschließlich um Umverteilung von unten nach oben.

    Und wegen der ausgefuchsten Massen- und Medienkontrolle "der da oben" wird sich das auch nicht ändern lassen.

    Oder hat jemand eine brauchbare Idee, um deren Macht wirklich zu brechen?

    Wer sie hätte, würde wohl leider zufällig in einen tödlichen Autounfall verwickelt.

  • P
    Paul

    miri hat vollkommen recht, es geht ausschließlich um Umverteilung von unten nach oben.

    Und wegen der ausgefuchsten Massen- und Medienkontrolle "der da oben" wird sich das auch nicht ändern lassen.

    Oder hat jemand eine brauchbare Idee, um deren Macht wirklich zu brechen?

    Wer sie hätte, würde wohl leider zufällig in einen tödlichen Autounfall verwickelt.

  • M
    miri

    Sehr richtig! Griechenland heißt nur die Pipeline, die von den Geldtöpfen Europas in die Taschen einiger Privatpersonen führt.