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Kommentar AutoindustrieDicke Autos, fette Gewinne

Kommentar von Richard Rother

Mit Hilfe großer Automodelle bricht die deutsche Automobilindustrie historische Absatzrekorde. Die Politik sollte jetzt handeln – mit Verbrauchsvorgaben.

Der Autor

Richard Rother ist Redakteur im Ressort Ökologie und Wirtschaft der taz.

D er Volkswagen-Konzern legt glänzende Zahlen für das Jahr 2011 vor, und auch die anderen deutschen Fahrzeughersteller machen mit ihren – meist dicken – Autos prima Geschäfte. Menschen, die sich sparsamere Fahrzeuge wünschen, mag das nicht gefallen. Dennoch ist es zunächst eine gute Nachricht für ein Autoland, das lange von Opels Negativschlagzeilen beherrscht wurde: Denn nur profitable Unternehmen sind in der Lage, in die Entwicklung verbrauchsärmerer oder alternativer Antriebe zu investieren.

Selbst wenn sie es derzeit zu wenig tun. Um das zu verändern, muss die Politik – möglichst international – strengere Vorgaben machen, etwa beim CO2-Ausstoß der Fahrzeuge. Appelle helfen nicht. Warum sind VW, BMW und Daimler so erfolgreich? Weil sie weltweit mehr Käufer finden. Entweder, weil diese vom guten Preis-Leistungs-Verhältnis wie bei der VW-Tochter Skoda überzeugt sind; oder weil sie wegen einer erfolgreichen Markenpolitik bereit sind, für sehr gute Fahrzeuge Spitzenpreise zu bezahlen.

Anders gesagt: Gerade in wachsenden Schwellenländern wie Russland, Brasilien, Indien und China gibt es genügend Neureiche, die für deutsche Luxusautos tief in die Tasche greifen. Die hiesigen Spritspar- oder Spritpreisdiskussionen interessieren diese Kunden nicht. Selbst in Deutschland, wo ein Teil der Kundschaft (Benzin-)preisbewusst ist, setzen sich sparsame Modelle kaum durch, weil sie zu teuer sind.

Was Käufer an der Tankstelle – über die gesamte Lebensdauer gerechnet – sparen können, haben sie zuvor im Autohaus gelassen. Um das zu ändern, muss die Politik nachhelfen: mit ambitionierten Verbrauchsvorgaben für die Fahrzeuge. Technisch gesehen sind die Spritsparmöglichkeiten noch lange nicht ausgereizt.

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Redakteur für Wirtschaft und Umwelt
Geboren 1969 in Ost-Berlin. Studium an der FU Berlin. Bei der taz seit 1999, zunächst im Berliner Lokalteil. Schwerpunkte sind Verkehrs- und Unternehmenspolitik.
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10 Kommentare

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  • F
    Fridolin

    Ab 2020 keine Neuzulassung für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. Für jedes Neufahrzeug Nachweis einer gleichzeitig aufgestellen 100%ig emissionsfreien Energiequelle (statt tanken z. Anteile an Windrädern kaufen). Wie schnell das funktionieren würde, wenn man die Autoindustrie dazu zwingt. Das wird nur leider nicht passieren, aus Gründen, die Zunder (s. o.) präzise beschreibt.

    Und 40 Mio. Autos stinken allein hierzulande weiterhin die Straßen voll. Dafür bekommt man sogar Abwrackprämien.

     

    Mir wird niemand ein herkömmliches Auto verkaufen. Mein Auto fährt voll elektrisch, hat eine Reichweite von 500 km und eine Ladezeit, die dem Tanken entspricht, dazu ein europaweites Versorgungsnetz. (Schallendes Gelächter im Publikum. Geht ab, zu Fuß)

  • J
    Jürgen

    "Selbst in Deutschland, wo ein Teil der Kundschaft (Benzin-)preisbewusst ist, setzen sich sparsame Modelle kaum durch, weil sie zu teuer sind."

    Es gibt aber noch einen anderen ganz reellen Grund:

    Es macht Sinn, sich in einen schwereren Mittelklasse-Panzer zu setzen, solange Daimler-Testfahrer u.s.w. Insassen sparsamerer kleinerer Autos totfahren.

  • N
    Normalo

    Nee, is' klar:

     

    Wenn die blöden Kunden zu doof sind (bzw. zu gut rechnen können), um teure Spritsparautos zu kaufen, muss Papa Staat bestimmen, dass alle neuen Autos (immer noch teure) Spritsparautos zu sein haben, dann MÜSSEN die Kunden sie kaufen.

     

    Erde an Rother: Genau das werden sie NICHT tun, sondern lieber Gebrauchtwagen, die noch nicht unter diese Regel fallen oder irgendwelche Importe. Der Exportmarkt hingegen würde ganz einfach - zumindest in Teilen - ohne deutsche Autos auskommen. Es gibt genügend Länder, die auch Autos bauen und sich einen Ast lachen würden, wenn Deutschland der Lokomotive seiner Wirtschaft derart wirkungsvoll ins Bein schösse.

     

    Am Ende entscheidet halt immer noch der Kunde, was wirklich verkauft werden kann und was nicht. Diese zutiefst basisdemokratische Komponente des freien Marktgeschehens scheint in den Kalkulationen etatistischer Weltverbesserungstheorien irgendwie immer zu kurz zu kommen. Wartet doch einfach mal ab, was passiert, wenn das Öl WIRKLICH knapp und teuer wird (also auch ohne 50%+ Steueranteil am Benzin). Dann werden sie Alle auf der ganzen Welt nach sparsamen oder gar öl-unabhängigen Autos schreien, und sie werden sie bekommen. Und die besten und teuersten werden hoffentlich weiter aus Deutschland sein, denn nur dann können wir unserer gebeutelten Arbeiterklasse weiterhin monatlich Beträge zahlen, die anderswo die Meisten gerade mal im ganzen Jahr bekommen.

  • AS
    autofreie Schnecke

    Wo bleiben hier die Protestaktionen der "Umweltbewegten " ?

  • SM
    Stephan Mirwalt

    Man sollte dem deutschen Spießer das Autofahren ganz verbieten.

     

    Ich fahre auch nur mit dem Fahrrad und empfinde gegenüber den Autofahrern nichts als Verachtung.

  • GK
    gunter k.

    wie wäre es erst mal mit Tempo 130 flächendeckend? ach nein, geht nicht, denn das würde nur Sprit sparen und dann fehlt's ja wieder an der Mineralöl- und Mehrwertsteuer,

  • TS
    Thomas Sch.

    Jawoll. Genau. Das Umweltpolitbüro soll ganz einfach par Ordre de Mufti vorschreiben, was wir zu fahren haben. „Nein, natürlich nicht“, meldet sich der Gutmensch: "Wir schreiben dir nur vor, daß dein 500er Mercedes jetzt nur noch fünf Liter auf 100 Kilometer verbrauchen darf." Und lacht sich ins Fäustchen, weil sogar er weiß, daß das nicht geht. Im Endeffekt wird über den Umweg des Verbrauchs bestimmt, was wir zu fahren haben. Freiheit ade. Her mit der Umweltdiktatur. Der Trabi winkt schon wieder über die (Umwelt-) Mauer. Ferien nicht mehr mit dem Flieger nach Malle, sondern allenfalls mit dem umweltfreundlichen Segler nach Wangerooge. Liebe Umweltbewegte, auch ich schlage jetzt mal was Tolles vor, mit dem wir ganz viel sparen können: Zuerst werden alle Handys eingesammelt. Dieser ganze Aufladewahnsinn mit den Handybatterien muß ein Ende haben. Zweites: Wieso muß eigentlich jeder einen Computer zuhause haben? Millionen dieser Apparate verbrauchen Unmengen Strom und daß es auch ohne die Dinger geht, ist doch klar. Immerhin hat vor wenigen Jahren Deutschland auch ohne PCs bestens funktioniert. Na, liebe Umweltschützer, da bekommt die Sparbegeisterung schon die ersten Risse, nicht wahr? Wieso soll eigentlich die Anschaffung eines neuen Computer alle zwei Jahre geradezu zum Meneschenrecht avanciert sein mit all´ dem dazugehörigen Kram wie ständig neuen Betriebssystemen und anderen Gimmicks wie Tablets, I-Phones usw. Sogar Bücher, die man früher ohne Stromverbrauch lesen konnte, werden jetzt über das Kindle zum Stromverbraucher gemacht. Suuuper. Das nennt man umweltfreundlich, oder ? Der Strom kommt wohl einfach so aus der Steckdose, oder was ? Schon den aktuellen Spiegel gelesen ? Ein E-Auto produziert mit 147 Gramm CO2-Ausstoß viel mehr als ein normales Auto. Ja, das ist der deutsche Umweltaktivist: Von der Faktenwahrheit unbeeindruckt wird einer Ideologoie gleich das Programm ohne Rücksicht auf die Realität durchgezugen. Ja, am deutschen (Umwelt-) Wesen soll die Welt genesen. Wieso kommt mir das alles eigentlich so bekannt vor ?

  • Z
    Zunder

    Im Kapitalismus handelt nicht die Politik, sondern die Banken und Konzerne handeln. Die Politik eigentlich als Einrichtung und Steuerung von Staat und Gesellschaft gedacht,ist im Neoliberalismus nur ein notwendiges Übel um die Richtlinien für die 'Systemgeschädigten' zu setzen. Vor oben ducken, nach unten treten und sich das noch anständig bezahlen lassen, das sind die Richtlinien der falsch verstandenen Politik. Die dem Kapital dienende Politik hat sich schon soweit verfahren, dass die Hoffnung noch vor dem Übel stirbt.Wer von der Politik noch etwas erwartet, der glaubt auch noch an den Weihnachtsmann.Die haben einfach nichts mehr im Griff.

  • T
    Tobias

    Mag ja alles gut klingen, aber weltweit ist das nicht durchzusetzen. Ich war letztes Jahr in China, es waren auch genug moderne Autos, aber den größten Teil machen alte Schrottlauben aus. Ich kann mir kaum vorstellen das die Besitzer sich einen Neuwagen leisten können. Das gleiche passiert auch in Deutschland, ich fahre einen 20 Jahren alten Toyota, 9-10 Liter verbraucht das kleine Motörchen auf 100km. Aber ein neuer Wagen ist momentan einfach nicht drin. Wenn die Benzinpreise weiter so steigen werde ich bald wohl kündigen da ich mit Hartz4 mehr Geld in der Tasche hätte.

  • B
    broxx

    Was für ne blödsinnige Behauptung! Dicke Autos verbrauchen gar nicht so viel. Unser A7 z.B. ca 9L. Der andere, ein 24 Jahre alter Polo, ca 8L. PS-Unterschied=200

    Elektroautos haben eine CO2 Bilanz von 142g-also schlechter als viele dicken Autos!

    Ist der Artikel aus der Grünen-Zentrale?