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Kommentar Autobrände in BerlinAngst ist nie ein linkes Argument

Gereon Asmuth
Kommentar von Gereon Asmuth

Die Autobrandstifter sind wieder da. Der linken Szene kann das nur schaden. Denn die Zündeleien sind totalitär und nicht anschlussfähig.

J etzt brennen sie also wieder. Hier ein Mercedes. Da ein BMW. Dort ein Lieferwagen irgendeiner für böse gehaltenen Firma. Na super! Irgendwelche dummen Jungs fühlen sich weiß Gott wie revolutionär, indem sie im Dunkeln ein paar Autos abfackeln.

Wahrscheinlich fühlen sie sich auch noch mutig. Und wahnsinnig im Recht.

Denn leider ist es unbenommen so, dass das Autoanzünden einen Effekt hat. Auch ohne große politische Pamphlete wird schnell klar: Hier ist ein bestimmter Teil der Bevölkerung nicht gewollt. Nicht im Kiez. Nicht in der Stadt. Am liebsten überhaupt nicht.

Brand-Serie

Rund ein Dutzend Fahrzeuge wurde am Wochenende in Brand gesteckt. Der Schwerpunkt der Zündeleien lag in Friedrichshain und Kreuzberg.

***

Freitagnacht ging in Friedrichshain ein Mercedes in Flammen auf. Samstagnacht schlugen unbekannte Täter konzentriert in Friedrichshain zu. Ein Feuer an einem BMW auf der Frankfurter Allee erlosch selbstständig. Kurz zuvor war ein Suzuki-Geländewagen in der Rigaer Straße vollkommen ausgebrannt. Bei einem BMW in der Mainzer Straße und einem Audi in der Gabriel-Max-Straße brannte der Motorraum aus. Ein neben dem Audi geparkter Mercedes wurde ebenfalls beschädigt. In der Simplonstraße und in der Colbestraße brannten zwei weitere BMW. (dpa)

Aber selbst diejenigen, die beim mehr als berechtigten Protest gegen die Aufwertung, gegen den Umbau der Stadt Gewalt gegen Sachen für legitim halten, müssten eigentlich erkennen, welchen Preis sie zahlen.

Sie begrenzen die freie, persönliche Entfaltung der anderen. Sie produzieren Angst. Angst aber kann niemals Ziel, nicht einmal Zwischenschritt linken Handelns sein. Denn Angst ist totalitär.

Und falls das alles nicht überzeugt, vielleicht noch ein letztes Argument: Autoanzünden ist sowas von 2009. Altbacken. Langweilig. Gähn!

Wer nach zeitgemäßen Handlungsstrukturen sucht, der sollte vielleicht mal den jungen Spaniern über die Schultern schauen, die jetzt auch in Berlin mobilmachen. Sie setzen sich stundenlang auf die Straße, sie diskutieren basisdemokratisch ihr noch zielloses Unwohlsein. Man mag sie für harmlos halten. Für luschig. Für naiv. Eins aber sind sie mit Sicherheit: anschlussfähig an die Mehrheit der Gesellschaft. Und das, obwohl sie ganz offen nach Revolution rufen.

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Gereon Asmuth
Ressortleiter taz-Regie
Leiter des Regie-Ressorts, das die zentrale Planung der taz-Themen für Online und Print koordiniert. Seit 1995 bei der taz als Autor, CvD und ab 2005 Leiter der Berlin-Redaktion. 2012 bis 2019 Leiter der taz.eins-Redaktion, die die ersten fünf Seiten der gedruckten taz produziert. Hat in Bochum, Berlin und Barcelona Wirtschaft, Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation und ein wenig Kunst studiert. Mehr unter gereonasmuth.de. Bluesky:@gereonas.bsky.social Mastodon: @gereonas@social.anoxinon.de ex-Twitter: @gereonas Foto: Anke Phoebe Peters
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36 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

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  • H
    @HÄ

    Diese Zivis sind aber offensichtlich alle unfähig. Zumindest schaffen die es nichtmal, eine beweissichere Festnahme durchzuziehen, wie man an den vielen gescheiterten Prozessen sieht.

    Da tröstet es wenigstens, dass 6 Monate U-Haft wahrscheinlich viel mehr ist, als die meisten von denen im Falle einer Verurteilung von unseren verweichlichten Richtern aufgedrückt bekommen hätten.

    Menschenleben mit Feuer in dicht besiedelten Wohngebieten in Gefahr bringen und dann wahrscheinlich 2 Monate Antiagressionstraining auf nem Segelboot im Mittelmeer bekommen. Da mach doch das Zündeln gleich doppelt Spaß, auch in nem Kiez, der mit Zivilbullen zugeschissen ist.

  • N
    @ @Nordkiez

    Bist du von der Sprach- oder Gedankenpolizei?

     

    Was passiert, wenn ich trotz deines Verbotes Nordkiez sage? Komm ich ins Gefängnis oder wird mir nur das Auto abgefackelt?

     

    Darf ich als F'hainer eigentlich weiter Liebig14 sagen, oder sollte ich da besser auf die Kurzform verzichten?

     

    Fragen über Fragen. Gut, dass es Menschen gibt, die auf die Pflege der Deutschen Sprache achten.

  • H
    HÄ?

    In Friedrichshain können doch gar keine Autos brennen, weil dort alles voller Zivilpolizei ist.

  • N
    @nordkiez

    Es heisst nicht "Nordkiez" oder "Südkiez", "Friedelhain" oder "Prenzelberg" und erst recht nicht "Kreuzkölln".

  • W
    @wagensportliga

    Aber sicher doch. Ich kann mir sogar einen riesigen Klumpen Gold kaufen, der das 1000-fache des HarzIV-Regelsatzes kostet und du kannst nichts, rein garnichts dagegen tun. Schön, dass es auch noch linke Medien gibt, die diese demokratisch freiheitlichen Grundsätze verteidigen.

  • W
    wagensportliga

    "Sie begrenzen die freie, persönliche Entfaltung der anderen."

     

    nur gut, dass das die mietpreiserhöher, luxussanierer und bauspekulanten nicht tun.

     

    offenbar sind wir in einer zeit angekommen, in der selbst ehemals linke medien das "recht" von PS-geilen asozialen verteidigen, sich autos zu kaufen, die das mehr als 250-fache des hartz-IV-regelsatzes kosten - von welchem allein in dieser stadt im jahr 2009 440 000 menschen leben mussten. da ist's mit spanien 2011 nicht mehr getan, da müsste schon eher ein frankreich 1789 her.

  • A
    @Autofreier

    "Warum wollt ihr anonyme brandstifter bekehren, anstatt euch selbst oder andere autofahrer"

     

    Erstens will niemand irgendwen bekehren. Ich lese hier hauptsächlich Kommentare, die sich darüber äußern, wie sinnlos und kindisch solche Aktionen sind. Bekehrungsversuche finde ich keine, zumal es sowieso unwahrscheinlich ist, dass die Täter die lesen würden.

    Zweitens leben wir in einer freien Welt, in der jeder selbst entscheidet, ob er sich bestimmten Gefahren aussetzen will oder nicht. Alles andere wäre totalitär. Das ist zwar der heimliche Traum vieler Linksradikaler, aber in der Geschichte bisher immer gescheitert.

     

    PS: Was hältst du davon, wenn wir jedem, der ein fettes Steak oder Chipstüten in der Küche liegen hat, einen Molli in die Bude werfen. Schließlich sind durch übermäßigen Fettgenuss ausgelöste Herz-Kreislaufkrankheiten einer der Haupttodesursachen hierzulande.

  • DG
    Dr. Gummikopp

    Von altbacken und 2009 zu reden kommt vielleicht bei irgendwelchen Modeopfern an die jedem Trend hinterrennen.

    Aber wenn sie es so sehen wollen ist Auto abfackeln wirklich altbacken denn S_Bahnkabel abrennen ist der absolute Burner jetzt.

    Bestimmt aus dem Grunde weil dann die geplagten gestressten Arbeiter aufwachen werden weil Sie mal Zeit zum nachdenken haben warum alles so blöd ist weil sie nicht zur Arbeit kommen."Na klar!Kapitalismus ist blöd ich werd jetzt Anti,dann nach der Revolution fährt die Bahn wieder.Da wär ich nie nach stundemlangen warten hier am Gleis nie drauf gekommen,nie"

     

    Ansonsten kann ich mich Claudias Beitrag 100% anschliessen.

  • A
    Autofreier

    Der präsident der FIA (Fédération Internationale de l’Automobile), Jean Todt erklärt in auto motor und sport (8/2011):

    "Zwei Drittel der sechs Milliarden Menschen leben im Straßenverkehr in ständiger Gefahr."

     

    Welche andere organisation kann von sich behaupten, die leute, die zwei drittel der menschheit ständig in gefahr bringen, zu vertreten?

    Die FIA ist die größte terrororganisation der welt.

     

    Und mitglieder dieser größten terrororganisation der welt eruzählen hier etwas von wegen >keine gewalt gegen sachen< oder >gewalt ist keine lösung< usw. usf.

     

    Warum wollt ihr anonyme brandstifter bekehren, anstatt euch selbst oder andere autofahrer?

  • S
    Skeptiker

    Ich stimme den meisten Kommentatoren hier zu, die die Schwachsinnigkeit solcher Aktionen aufzeigen und gehe noch ein Stück weiter und behaupte, dass sicher ein großer Teil der brennenden Autos nicht auf das Konto von Linken geht. Die freuen sich zwar in ihrer kindlichen Naivität über die entsprechenden Schlagzeilen und fantasieren sich womöglich auch schon die große soziale Revolution mit brennenden Städten herbei, wenn sie irgendwo einen verkohlten Benz sehen. Aber wie viele Feuer einfach nur von unpolitischen Spinnern, Besoffenen oder Versicherungsbetrügern gelegt werden, sagen die Statistiken nicht. Gerade bei teuren Wagen von Vielfahrern lohnt das absolut. Der von der Versicherung gezahlte Zeitwert auf Basis des Alters ist dort meist viel höher als der Marktwert auf Basis der gefahrenen Kilometer.

  • A
    Alekto

    Angezündet hat man mir mein Auto noch nicht. Aber es ist mal passiert, daß ich in München mein Auto geparkt habe, um auf einer Dortigen Demo (Anti-Sicherheitskonferenz) mitzulaufen. Hinterher hatte ich nen Zettel dran mit nem pseudo-linken Spruch und zerstochenen Reifen. Wahrscheinl. waren die TäterInnen auf der gleichen Demo wie ich.

    Die Versicherung ist dann auch hochgegangen. und ich konnte erstmal nicht heim (über 100 km) deswegen.

    Die ach so revoluzzernden Mitmenschen haben halt dummerweise keinen fabrikneuen Benz vonem Megamanager demoliert, sondern eins von jemandem, der damals hartz 4 beantragen mußte und unter der scheißaktion echt zu leiden hatte.

    und das soll dann unter "für ne gerechtere welt kämpfen" laufen? jaaaaa, da hat sich der kapitalismus ja mächtig ans bein gepinkelt gefühlt...

     

    ach ganz ehrlich, ich wär der letzte, der heult, wenn wer dem holger apfel die radkappen abschraubt und die Scheibenwischer klaut, whatev. Aber dummerweise SIND enorm viele aktionen in punkto "gewalt gegen sachen" oft bloß kackscheiß und keine politische aktion, schon gar keine sinnvolle.

  • V
    Vinci24

    Sehr geehrter Hr. Asmuth, ein Kommentar zum Ansteigen der Zahl von Autobränden ist so notwendig, wie eine weitere Gastro-Kritik eines Restaurants einer FastFood-Kette. Die meisten wissen: Autos abfackeln und Burger essen soll man nicht. Beides ist schädlich, ungesund, old-school usw. Und dass sich neben ein paar Menschen, die sich für links halten, wahrscheinlich auch der ein oder andere Versicherer und Autohausbesitzer die Hände reibt, eigentlich nicht mehr der Rede wert.

    Aber bei aller Sympathie, der jungen spanischen Campingbewegung Vorbildcharakter anzudichten? Seufz. Das ist weder "zeitgemäß", noch wird es - nach jahrerlanger Siesta - dem gerade aufblühenden spanischen Protestpflänzchen gerecht. Bestehende Handlungsstrukturen gibt es seit Jahrzenten u.a in Berlin. In Spanien müssen sie sich erst entwickeln.

    Und wer weiß? Vielleicht, nach zehn Jahren folgenloser revolutionärer Massen-Sitins, brennen dann auch in Spanien Autos.

  • D
    Denkender

    der kernpunkt der ganzen diskussion ist doch, dass linke politik NUR mit angst funktioniert - das ist am rechten rand nicht anders.

     

    wie soll denn sonst eine minderheit, die sich für erleuchtet und im besitz der absoluten wahrheit wähnt einer mehrheit ihre vorstellungen aufdrücken?

     

    warum führen denn alle linken (und auch rechten) experimente über kurz oder lang in die diktatur? gibt es auch nur EIN linkes projekt weltweit, bei dem die machtausübung nicht in unterdrückung umgeschlagen wäre. natürlich alles nur im interesse der gerechten sache, gegen dien pöhsen purschen des US imperialismus, die an jeder strassenecke lauern usw.

     

    da muss man sich nur mal den stil der innerparteilichen diskussionen der alleswissenden in der linken ansehen. dann kann man sich lebhaft vorstellen, wie die welt aussehen würde, wenn manche dieser protagonisten zugriff auf einen repressionsapparat hätten (man darf diese argumentation gern an der entwicklung der kommunisten in der sowjetunion in den 20er jahren spiegeln...)

     

    kann mir jemand schlüssig erklären worin der unterschied besteht zwischen:

     

    a) jemandem, der einen job hat, sich einen bmw leisten will und nach kreuzkölln in eine wohnung zieht weil ihm das viertel gefällt

     

    b) jemandem, der einen job hat, migrationshintergrund hat und nach cottbus in die platte zieht (ohne cottbus zu nahe treten zu wollen)

     

    in beiden fällen kommt jemand, sagt "ich will dich hier nicht" und wendet gewalt an. wo ist der unterschied, dass der eine eine glatze und der andere eine schwarze kapuze hat?

     

    und jetzt kommt mir nicht mit dem schwachsinn vom unterschied zwischen gewalt gegen sachen und gegen menschen, wenn bei einem feuer in dichtbesiedeltem gebiet der erste mensch verbrannt ist, werdet ihr hoffentlich aufwachen.

     

    auf die menschenverbrennung einer harmlosen schwangeren bankangestelltn in griechenland muss man an dieser stelle wohl nicht mehr verweisen

     

    wo waren denn da die lichterketten? wo sind die grafitties, die rache für den unschuldigen tod verlangen? offenmsichtlich gelten andere maßstäbe, wenn jemand einen polizisten in seinem wagen lynchen möchte und er dann erschossen wird - oder deute ich die spayerei an der adalbertrasse da falsch?

     

    die feigheit, anderen klammheimlich das auto anzuzünden kann sich mit der feigheit im rudel einen ausländer anzufallen durchaus messen.

     

    und übrigens: mit besserer welt hat dieser ganze quatsch nichts zu tun. wenn mal einer dieser brandstifter aufgegriffen wird, stellt er sich schnell als ganz armes würstchen heraus. liegt wohl eher am linken neidkomplex als an allem anderen

     

    genug stoff zum nachdenken in der "richtigen" bequemen ideologischen ecke?

  • N
    Nordkiez

    Ich wohne direkt an der Rigaer Str. in einem sanierten Altbau zu eigentlich ganz fairen Preisen, mit mir ein paar Studenten/innen, eine Rentnerin, ein älteres Ehepaar, ein schwules Pärchen. Keine Bonzen, keine Yuppies, keiner fährt ein neues Auto, wer überhaupt Auto fährt, denn der Fahrradkeller ist überfüllt. Wir trennen den Müll und achten aufeinander, ein ganz normales Haus. Trotzdem finden sich fast wöchentlich Schmierereien am und im Haus, die dazu auffordern, dass wir "Yuppies" wahlweise "go home" sollen oder neudeutsch uns verpissen. Und wir werden davor gewarnt, dass auch mal ein Brandsatz im Hausflur liegen könnte. Ist das die Vorstellung von leben und leben lassen? Was ist die Botschaft? Ist das die Form eines linksautonomen Gesellschaftskonzeptes? Ich bin wirklich ratlos, was das sein soll

  • M
    Marcus

    @ von Slobo:

    Lieber Slobo..was für Rassistisches Gedankengut ist das denn.. eine Benz- Fahrer ist rücksichtslos = Alle so... ist ja wie ein typischer "Nazi": ein Ausländer brutal = Alle brutal... Super Weltbild!

     

    P.S: Viele Ausländer fahren Benz...vielleicht daher Ihre Benz- Abneigung!

  • L
    Liberatus

    @Georg: "Die überragende Mehrheit der Menschen möchte sicher keine spekulativen unbezahlbaren Immobilienprojekte und ungesundes industrielles Essen, sondern bezahlbaren Wohnraum und ethisch vertretbare Lebensmittel."

     

    Ach? Ist das der Grund warum die wirklich überragende Mehrheit der deutschen ihre Lebensmittel bei Lidl und Aldi kaufen? Ich glaube eher weil es einfach billig ist!

     

    Zum Text - Gewalt, Hass und Angst war schon IMMER ein linkes Argument; wer etwas anderes behauptet sollte noch mal in die Geschichtsbücher schauen!

  • A
    Angsthase

    Das Angst nie ein linkes Argument sein kann, mag in der Theorie von Salonlinken gelten, die bei einem gepflegten Gläschen Rotwein über die Ungerechtigkeit der Welt debattieren. In der Praxis sieht das dann aber doch etwas anders aus. Mit einem Blick in die Geschichte und Gegenwart, fallen mir unzählige Staaten oder Gruppierung ein, die sich selbst Links nennen (und auch die Sympathien der Salonlinken genossen haben oder noch genießen), deren wirksamste Methode war/ist, Angst und Schrecken zu verbreiten. Warum sollten sich nun gerade die Kids, die gerne mal so wären wie Che und sich selbst als die wahren Linken in Berlin sehen und Salonlinke belächeln oder verachten, von diesem altbewährten Rezept verabschieden?

  • C
    Claudia

    Gut gemeint Herr Asmuth, aber nicht ganz durchdacht.

    Sicher ist es so, dass es das Ziel dieser Leute ist, Angst zur verbreiten. Schließlich würden sie ja am liebsten Menschen aus "ihrer" Stadt vertreiben.

    Der Haken ist nur, es entsteht keine Angst und herrscht absolute Gleichgültigkeit. Oder wo sind die Lichterketten gegen den "Terror in der Nacht", wo das massive Aufgebot von Zivilstreifen, wo die heftigen Diskussionen der Politiker? Warum ziehen immer mehr Menschen in die Bezirke, in denen man eigentlich Angst haben sollte?

    Die Antwort ist ganz einfach: Dieses Autoabfackeln ist völlig wirkungslos und nichts weiter als Selbstinszenierung gelangweilter und ideologisch fehlgeleiteter Wohlstandskinder, die medial aufgeblasen wird. Weder werden die Menschen aufhören, Autos zu fahren noch wird der böse Kapitalismus davon untergehen. Mal abgesehen davon, dass in den meisten Fällen sowieso die Vollkasko zahlt, ist das Phänomen schon allein zahlenmäßig völlig unbedeutend. Vergleicht man mal die Zahl der brennenden Autos mit der von Autos, die bei Unfällen zerstört werden oder die gestohlen werden, kann man getrost von Peanuts reden.

    Gemacht wird dagegen nichts, weil es eigentlich nur Profiteure bei der Sache gibt:

    Die üblichen Medien bekommen ihre gewünschten Hassbrenner-Schlagzeilen, die Zündler sonnen sich in medialer Aufmerksamkeit und träumen von der großen Revolution, die Politik bekommt Argumente für härteres Durchgreifen und mehr Überwachung geliefert, die Industrie darf ein paar Autos mehr produzieren, die Versicherungen können die Prämien erhöhen. Nur der Besitzer ist genervt, weil er lästige Formulare ausfüllen muss und eventuell hat der Besitzer des schlecht versicherten 3000 EUR Fiat, der nebenan mit angkohlt wurde, ein etwas größeres Problem. Das ist aber auch schon alles.

    Einen echten Aufschrei wird es erst an dem Tag geben, an dem die Flammen auf die über dem Auto liegende Wohnung übergreifen und Menschen brennen. Dann werden die vielen Sympathisanten, ("ich würde zwar nie selbst zündeln, verstehe aber die jungen Menschen irgendwie, wegen der bösen Konzerne, Gentrifizierung, Krieg und so") die ersten sein, die sich lautstark distanzieren.

  • Z
    Zinowski

    Angst ist also totalitär.Natürlich nur die Angst um das Goldene Kalb.Eine gute Angst hingegen ist die um den schlechtbezahlten Arbeitsplatz,die davor die Miete nicht mehr zahlen zu können weil es jenen die viel Geld haben Vergnügen bereitet mittels ihrer Kaufkraft andere zu vertreiben.Existenzielle Ängste

    sind nicht Totalitär sondern etwas gutes,weil sie eine Grundvoraussetzung sind um teure Autos zu fahren oder in schöner Regelmäßigkeit Wohnviertel "aufzuwerten".

  • G
    Georg

    @Sternchen Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann. Die überragende Mehrheit der Menschen möchte sicher keine spekulativen unbezahlbaren Immobilienprojekte und ungesundes industrielles Essen, sondern bezahlbaren Wohnraum und ethisch vertretbare Lebensmittel. Wer hat denn das Recht zu entscheiden? Etwa die Spekulanten und Nahrungsmittelpanscher?

  • T
    Tyrfing

    Fällt der Genuss von Menschenfleisch ebenfalls unter "freie Entfaltung"?

  • A
    Autofreier

    Ja, der einwand, dass in den pkw zahlreiche materialien verbaut sind, die insbesondere bei niedrigtemperaturiger verbrennung jede menge schadstoffe in die luft freisetzen, ist richtig.

    Ob BMW 7er oder Toyota Prius oder linksalternative arbeiter-rostbeule dürfte da keinen qualitativen unterschied machen.

     

    Würden die autos aus hanf o.ä. gebaut würde ich jedoch sagen: was ist ein brennendes auto gegen ein fahrendes!!!

     

    Wer hat die ®StVO erfunden? Adolf Hitlers nazi-regierung.

    (bevor jemand dieses zensieren möchte, bitte sehr recherchieren, ob ich die wahrheit schreibe)

     

    Seit dem Demjanuk-prozess sollten sich die autofahrer nicht mehr damit herausreden, sie seien ja nur kleine rädchen im großen getriebe.

     

    Kleinkinder werden schon vor autofahrern gewarnt, bevor sie überhaupt wissen was sexuellermissbrauch etc. ist.

  • R
    robert

    ohje,

    die alternativ-Öko-Linken werden spürbar nervös:-) schuld an dem ganzen Desaster in der Stadt sind natürlich "die Anderen, die noch mehr Knete haben"!

    Bei manchem scheint tatsächlich grad ein N euwagen vor der Tür zu stehn...:-)

    Ich find das schon in Ordnung, das Zündeln....

  • S
    Stefan

    mit Angst Politik zu machen ist ein altes Argument der gescheiterten radikalen Linken. In den 70gern haben terroristische Gruppen in einem Anfall von Größenwahn nicht nur Angst sondern auch Mord als Argument benutzt. Damals noch mit "klammheimlicher Freude" von ein paar Unterstützern.

    Es wird vollkommen unterschätzt, dass die meisten Protestler (auch z.Zt. in Spanien) Veränderungen innerhalb des bestehenden Systems wollen und keinen vollkommenen Umsturz des Systems.Und nur ein kleines Grüppchen würde die "Freiheit der politischen (Autoanzünder) Gefangenen" fordern. Selbst in Griechenland haben diese Gruppen keine Unterstützung mehr. Denn Europa hat gelernt: von dieser Art mit Angst Politik machen zu wollen, ist kein besseres System zu erwarten.

     

    Die Autoanzünder schaden jeder Idee,ein besseres Gesellschaftssystem zu entwickeln.

  • S
    Sternchen

    Was heißt hier: "Angst ist nie ein linkes Argument". Selbstverständlich ist sie es. Grade die Autonomen in Berlin verstehen es, alle, die nicht sind wie sie, agressiv zu bekämpfen. Die Tatsache, dass ihresgleichen kaum einen Rückhalt in der Bevölkerung hat, verklären sie damit, dass alle anderen dann eben durch die kapitalistischen Medien beeinflusst sind. Dass sich andere ebensogut ein Bild machen können wie sie, wird einfach nicht in Betracht gezogen. Den Subways in Kreuzberg haben sie ja auch mit Steinen und Farbe rausgemobbt. Ich ess da nicht, aber ich hätte mich gerne selbst entschieden, ob ich da hinwill oder nicht. So entscheidet eine selbsternannte Elite mit ihrem Terror, wer wo leben und arbeiten darf.

     

    Man merkt ja schon wie eingeschüchtert die Leute sind, wenn sie sich rechtfertigen: "Aber wir sind doch keine Yuppies!" Na und? Da ist schon die Schere im Kopf. Selbst wenn? Wer hat denn das Recht zu entscheiden? Etwa die Kiez-Taliban?

  • J
    Johannes

    Ich bin auch eher der satirische Typ, der liest und schreibt. Daher kann ich den Gereon-Kommentar auch nur als Satire auffassen, er ist jedenfalls ungemein unrealistisch. Denn bei der Mehrheit der Bevölkerung wird wohl keine Angst erzeugt, denn Luxuslimousinen kann sich der durchschnittliche Kiezbewohner wohl nicht leisten. Angst stellt sich wohl höchstens bei dem kleinen Promille ein, dem materielle Werte überragend wichtig sind und die wohl gerade von den Tätern erreicht werden sollen und das ist doch eben deren Ziel, also erreichen sie doch ihr Ziel, oder?

  • S
    Slobo

    Teure Autos sind vor allem eines: Statussymbol für den wohlhabenden Besitzer. Warum z.B. 200.000 für ein Auto ausgeben, wenn man schon für 20.000 einen klasse Neuwagen bekommt? Na, weil man sich einfach von der Masse abheben will und etwas Besseres sein will. Entsprechend rücksichtslos sind auch viele Nobelkarossen-Fahrer unterwegs (aus eigener Erfahrung: Die Benz-Fahrer sind die Schlimmsten). Wer so denkt und sich so verhält, der hat noch viel zu lernen in diesem Leben. Ob ein brennendes Auto diesen Lernprozess anstößt, sei mal dahingestellt.

  • MN
    Mein Name

    Abgesehen davon, dass Autos anzünden ökologisch wertlos ist, ist es doch ökonomisch wertvoll und damit in der "Logik" der "linken" Brandstifter bleibend, eigentlich unlogisch!?

    Oder verstehe ich was im Habitus des Zündelns etwas falsch ;)

     

    Und wer anderen Leuten ihre Autos anzündet und sie zu unerwünschten Personen im Bezirk erklärt, kann m.E. auf der anderen Seite nicht negativ kritisierend von Gentrifizierung schnabulieren.. Aber eventuell bin ich auch nur ein linker Spießer.

  • C
    Carsten

    He Hr. Klein,

     

    Sie schreiben: »...Hass auf die verspüren die, von Egoismus getrieben, auf Kosten anderer leben.«

     

    Haha, was glauben Sie denn, wovon die Brandstifter leben?

  • M
    Marvin

    gut.

  • B
    Bernd

    Ist ja echt ein suuuper Text.

    Zuerst einmal ist es bemerkenswert, dass gleich "Jungs" Autos anzünden müssen, gut dass wir in keinen festgefahrenen Geschlechterrollen denken.

    Dann zu der Angst: Wer verbreitet Angst? Sind es nicht die, die das Ziel dieser "Anschläge" sind? Verbreiten sie nicht die Angst, dass man bald nicht mehr sein Heim bezahlen kann? Grenzen sie nicht die Freiheit andere ein, indem sie alles alternative vertreiben? Beschneiden sie nicht die Freiheit, zu wählen wo man wohnen möchte?

    Dann natürlich das Argument: "Autoanzünden ist sowas von 2009. Altbacken. Langweilig. Gähn!" Die Jugend tut alles natürlich nur, weil es "trendy" und "hip" ist.

    Was ich gerade geschrieben hab, war keine Legitimierung für das Autoanzünden, es war Kritik an dieser wirklichen schlechten und verkürzten Kritik.

    Revolution braucht so etwas wie in Spanien, das stimmt, aber ein "militanter" Flügel kann manchmal recht nützlich sein.

    Gruß Bernd

  • HK
    Hr. Klein

    @Hansi:

    Super Kommentar. Sie bringen es auf den Punkt.

    Darauf wollte ich hinaus.

    Kurz, knapp und präzise (und humorvoll).

    Respekt.

     

    Gruß Klein

  • D
    derandy

    Mal angenommen:

    Mein neuer Audi-SUV für 95k€ wird heute Nacht angezündet und brennt aus, dann habe ich ja meine Vollkasko. Am besten ist natürlich, wenn es eh ein Firmenwagen war. Unangenehm ist, dass ich jetzt mit dem 3er BMW meiner Frau zur Arbeit fahren muss, bis der Neue da ist.

     

    Der angekokelte und beschädigte Golf III (Handwerkertransporter, Kitakutsche...) daneben wird ja dann meistens in den Medien vergessen. Das der nicht so gut versichert ist, sollte klar sein. Wer weiß, wem man in seinem revolutionären Wahn jetzt ein riesen Problem beschert hat.

     

    Man muss das System von innen heraus zerstören!!! Oder kommt man da vielleicht mangels Motivation / Wissen nicht rein? Oder noch schlimmer: wäre Assimilation möglich?

  • G
    Gerd

    Die Polizei muss endlich entschlossen und kraftvoll gegen diese Terroristen vorgehen, welche fremdes Eigentum zerstört!

  • HK
    Hr. Klein

    Guten Abend Hr. Asmuth,

     

    Angst?

    Sie meinen die Angst, der Konzerne (Firmenfahrzeuge) und Premiummarkenfahrer (die Sie in ihrem Artikel aufführen), vor materiellem Verlust?

    Oder von welcher Angst reden Sie?

     

    Um was geht es ihnen? Wovor haben Sie Angst?

     

    Die dummen Jungs, die Sie beschreiben, werden vermutlich einfach nur einen starken und verständlichen Hass auf die verspüren die, von Egoismus getrieben, auf Kosten anderer leben.

     

    Gruß Klein

     

    PS: Ich selbst habe allerdings noch keine Autos angezündet, da ich eher der humorvolle Typ bin.

  • H
    Hansi

    Autos anzünden ist vor allem eines: Umweltschädlich. Autos enthalten heutzutage hunderte, tausende von Kunststoffteilen, bei deren Verbrennung stinkende, manchmal sogar hochgiftige Gase entstehen. Das Anzünden von Autos sollte daher jedem ökologisch orientierten Menschen ein Greuel (neudeutsch: Gräuel) sein. Ebenso wie der Besitz eines Autos, der mit "freier Entfaltung" etwa soviel zu tun hat, wie ein Schulmassaker.