Kommentar Aus von JU-Chef Mißfelder: Jenseits der Politik
Anders als seine Vorgänger wird der scheidende JU-Vorsitzende Mißfelder wohl keine Karriere in der CDU machen. Er hat andere Optionen.
D a geht er hin. Am Freitag gibt Philipp Mißfelder sein Amt als Chef der Jungen Union ab. Zwölf Jahre sind vergangen, seit er die Unionskaderschmiede übernahm. Zwölf Jahre, an deren Ende er es hingekriegt hat, sich weitere Optionen auf den Weg in die oberste Etage der Politik zu verbauen. Ein bemerkenswerter Befund, schaut man sich an, wo seine Vorgänger heute stehen. Bemerkenswert auch deshalb, weil Mißfelder eigentlich zu intelligent ist, um Macht achtlos zu verspielen.
Mißfelder ist ein Meister der kalkulierten Provokation. Nach jedem Eklat durfte man bestaunen, wie er dem CDU-Mann letztlich nützte. Berühmt wurde er 2002 mit der Äußerung, er halte nichts davon, „wenn 85-Jährige noch künstliche Hüftgelenke auf Kosten der Solidargemeinschaft bekommen“. 2007 forderte er für die CDU eine „deutsche Leitkultur“. Und 2009 bezeichnete er die Anhebung des Hartz-IV-Satzes für Kinder als „Anschub für die Tabak- und Spirituosenindustrie“. Jede Einlassung brachte ihm Aufmerksamkeit – ebenso der Jungen Union und vor allem deren Vorsitzendem.
Nun, kurz vor dem Abdanken, macht Mißfelder mit Spendenakquise von sich reden. Er soll einem Unternehmer Regierungskontakte vermittelt haben. Erst im April war er vom Posten des Transatlantikers der Bundesregierung zurückgetreten. Und im Mai – mitten in der Krim-Krise –, reiste er nach Sankt Petersburg, um mit Präsident Putin Gerhard Schröders 70. Geburtstag zu feiern.
Seltsam, könnte man meinen. Der Mann hat außer seinem Bundestagsmandat und dem Vorsitz im Auswärtigen Ausschuss nichts mehr, was ihn in der Bundespolitik hält. Doch keine Sorge. Philipp Mißfelder wird wissen, was er tut. Jenseits der Politik soll es noch besser dotierte Jobs geben.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Ungerechtigkeit in Deutschland
Her mit dem schönen Leben!
Neuer Generalsekretär
Stures Weiter-so bei der FDP
Zuschuss zum Führerschein?
Wenn Freiheit vier Räder braucht
Comeback der K-Gruppen
Ein Heilsversprechen für junge Kader
Der Check
Verschärft Migration den Mangel an Fachkräften?
FDP-Krise nach „Dday“-Papier
Ex-Justizminister Buschmann wird neuer FDP-Generalsekretär