Kommentar Atomkraftwerk-Direktorin: Priorität für die Sicherheit
Da kürt Vattenfall mit Ulrike Welte erstmals eine Frau zur Atomkraftwerks-Direktorin und schon macht die Männerwelt in der Atomaufsicht der Nominierung - vorerst - einen Strich durch die Rechnung. Doch hat die Entscheidung mit Frauendiskriminierung nichts zu tun.
Atom-Sexisten!" Dieser spontane Aufschrei einiger Frauen klingt verständlich: Da kürt Vattenfall mit Ulrike Welte erstmals eine Frau zur Atomkraftwerks-Direktorin und schon macht die Männerwelt in der Atomaufsicht der Nominierung - vorerst - einen Strich durch die Rechnung. Ein Vorgang, der in den Vorstandsetagen großer Unternehmen nachhaltig keine Seltenheit ist und als klare Frauendiskriminierung anzuprangern gilt.
Doch hier liegt der Fall anders. Die 55-jährige, in Hamburg lebende Itzehoerin soll nicht die Geschicke einer Großversicherung, einer Chemiefabrik oder eines IT-Konzerns bestimmen, sondern einen Atommeiler beherrschen - eine höchstgefährliche Technologie, die jederzeit das Risiko einer atomaren Katastrophe in sich birgt.
Zudem gilt die Siedewasserreaktor-Technologie als besonders störanfällig, Krümmel als Schrottreaktor, den selbst die atomfreundliche FDP im Norden stilllegen möchte. Dass bei einer solchen Anlage von der Atomaufsicht besondere Qualifikationen verlangt werden, die Welte dem Vernehmen nach -noch - nicht hat, ist eine Selbstverständlichkeit. Das hat mit Frauendiskriminierung nichts zu tun. Zudem steht noch immer die grundsätzliche Entscheidung aus, ob nicht Vattenfall die Lizenz zum Betreiben von Atomanlagen gänzlich zu entziehen ist - dann hätte sich die Personalie Welte ohnehin erlegt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rassismus der CDU
Merz will Doppelstaatler ausbürgern
Dreikönigstreffen der FDP
Lindner schmeißt sich an die Union ran
Regierung in Österreich
Warnsignal für Deutschland
Neunzig Prozent E-Autos bei Neuwagen
Taugt Norwegen als Vorbild?
Religionsunterricht
Deutschlands heilige Kuh
Lohnfortzahlung im Krankheitsfall
Eine Frage des Vertrauens