Kommentar Atomkraft im Norden: Kerne spalten statt Wind ernten
Von wegen unverzichtbare Brückentechnologie: Die vielbeschworene Stromlücke gibt es nicht.
E s ist der Rückmarsch in die Vergangenheit. Der Atomnonsens, den die Berliner Regierungskoalition beschlossen hat, stärkt eine Energieerzeugung von vorgestern. Daran ändert auch das ständige Gerede von der Atomkraft als leider-leider unverzichtbaren Brückentechnologie nichts. Denn die vielbeschworene Stromlücke gibt es nicht.
So wurde im ersten Quartal 2010 in Deutschland 6,7 Prozent mehr Strom erzeugt als verbraucht. Damit hätte auf acht Atomkraftwerke verzichtet werden können. Zwei weitere AKWs hoch im Norden - die Vattenfall-Meiler Brunsbüttel und Krümmel - sind schon seit mehr als drei Jahren außer Betrieb, und noch immer ist kein einziges Licht ausgegangen.
Für Norddeutschland hat der schwarz-gelbe Beschluss zwei gravierende Folgen. Zum einen wird der Druck größer, ein Atommüll-Endlager in Gorleben zu etablieren. Längere Laufzeiten bedeuten mehr radioaktiven Abfall, und der Salzstock im Wendland ist bisher der einzige Kandidat - ob sicher oder nicht.
Zweitens behindert das Festhalten an der Kernspaltung die Entwicklung erneuerbarer Energien. Das gilt vor allem für Investitionen in die Windkraft, an Land und auch auf dem Meer, die nun aufgeschoben werden.
Bei den Stromkonzernen klingeln jetzt noch einige Jahre ordentlich die Kassen. Die Zeche dafür zahlen Verbraucher und Steuerzahler.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Greenpeace-Mitarbeiter über Aufrüstung
„Das 2-Prozent-Ziel ist willkürlich gesetzt“
Selbstzerstörung der FDP
Die Luft wird jetzt auch für Lindner dünn
Rücktritte an der FDP-Spitze
Generalsekretär in offener Feldschlacht gefallen
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Iran als Bedrohung Israels
„Iran könnte ein Arsenal an Atomwaffen bauen“
Keith Kelloggs Wege aus dem Krieg
Immer für eine Überraschung gut