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Kommentar Anschlag Moschee in BrüsselDie verkannte Gefahr

Daniel Bax
Kommentar von Daniel Bax

Nach dem Brandanschlag auf eine Moschee in Brüssel muss das Bewusstsein geschärft werden, dass radikale Salafisten für alle Andersdenken eine Bedrohung darstellen.

A ls ein islamistischer Attentäter in den Niederlanden 2004 den Filmemacher Theo van Gogh ermordete, kam das Land über Monate hinweg nicht zur Ruhe. Als der 22-jährige Arid Uka im März 2011 auf dem Frankfurter Flughafen zwei US-Soldaten erschoss, wurde dies als erster islamistischer Anschlag in Deutschland gewertet.

Im Vergleich dazu hält sich das öffentliche Erschrecken über den Brandanschlag auf eine Moschee in Belgien, bei dem in der vergangenen Woche ein Imam ums Leben kam, stark in Grenzen. Es wäre wohl größer, hätte dieser Anschlag andere Urheber oder andere Ziele gehabt.

Überrascht dürften nicht nur viele Belgier zur Kenntnis genommen haben, dass es sich bei dem Attentäter nicht etwa um einen rechtsextremen Muslimhasser, sondern um einen islamistischen Fanatiker gehandelt haben soll. Aber dieses Erstaunen ist in sich selbst schon erstaunlich. Denn spätestens seit dem Bürgerkrieg im Irak sollte bekannt sein, dass radikale sunnitische Islamisten ihren Hass nicht nur gegen vermeintlich „westliche“ Ziele, sondern auch gegen die andere große Konfession des Islam richten: Schiitische Muslime stellen für sie ein mindestens ebenso großes Feindbild dar wie Juden, „Kreuzfahrer“ und andere Christen.

Bild: taz
Daniel Bax

ist Redakteur für Migration und Integration im Inlandsressort der taz.

Die Gefahr, dass dieser Hass auf Schiiten auch in Europa Opfer fordert, wurde bislang verkannt. Zwar folgte der Attentäter nur einer paranoiden Fantasie, als er in den Schiiten von Brüssel eine heimliche Stütze des Assad-Regimes in Syrien sah, das mit dem Iran im Bunde steht.

Nun aber wird man daraus die notwendigen Lehren ziehen und auch schiitische Einrichtungen besser schützen müssen. Vor allem gilt es, das Bewusstsein dafür zu schärfen, dass radikale Salafisten nicht nur für Juden und Christen, sondern für alle Andersdenkenden eine Bedrohung darstellen.

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Daniel Bax
Redakteur
Daniel Bax ist Redakteur im Regieressort der taz. Er wurde 1970 in Blumenau (Brasilien) geboren und ist seit fast 40 Jahren in Berlin zu Hause, hat Publizistik und Islamwissenschaft studiert und viele Länder des Nahen Ostens bereist. Er schreibt über Politik, Kultur und Gesellschaft in Deutschland und anderswo, mit Fokus auf Migrations- und Religionsthemen sowie auf Medien und Meinungsfreiheit. Er ist Mitglied im Vorstand der Neuen deutschen Medienmacher:innen (NdM) und im Beirat von CLAIM – Allianz gegen Islam- und Muslimfeindlichkeit. Er hat bisher zwei Bücher veröffentlicht: “Angst ums Abendland” (2015) über antimuslimischen Rassismus und “Die Volksverführer“ (2018) über den Trend zum Rechtspopulismus. Für die taz schreibt er derzeit viel über aktuelle Nahost-Debatten und das neue "Bündnis Sahra Wagenknecht" (BSW).”
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11 Kommentare

 / 
  • S
    Sandra

    "Vor allem gilt es, das Bewusstsein dafür zu schärfen, dass radikale Salafisten nicht nur für Juden und Christen, sondern für alle Andersdenkenden eine Bedrohung darstellen."

     

    Gratuliere, Herr Bax, dass Sie 11 Jahre nach 9/11 und fast 15 Jahre nach der ersten größeren Öffentlichkeit für bin Laden auch draufkommen.

     

    Man kann es sich auch nicht verkneifen anzumerken, dass v.a. für linke Atheisten die Salafisten eine ganz besonders große Bedrohung darstellen. Linke Atheisten sind nämlich in allen radikal-islamischen Gesellschaften die ersten, denen es an den Kragen geht.

     

    Aber das wird den meisten dieser linken Atheisten nicht so bewusst sein.

  • M
    Mike

    @19.03.2012 12:19 Uhr

    von maoam:

    Zitat:" Wieder RECHTSRADIKALE KOMMENTARE.

    Edith Müller, Teermaschine, Charlene....tolle Meinung. Whow.

    Wer will euch schon zuhören?"

     

    Ich möchte zuhören!

    Und ich kenne in meinem Verwandten-, Freundes-, Arbeitskollegen- und Bekanntenkreis absolut niemand, der nicht islamkritisch ist. Der Grund dafür sind übrigens keine Vorurteile, sondern Nachurteile.

     

    Ubrigens: mao(am) war in der Zeit von 1958 bis 1962 für den Tod von 45.000.000 Menschen verantwortlich. (Quelle: z.B. die nicht-rechtsradikale FAZ Online am 13.06.2011)

     

    Soll Ihr Nickname diese Taten gutheißen oder essen Sie einfach nur gerne MAOAM?

  • D
    DK24

    Die Gefahr geht nicht vom Islam oder den Rechten aus, sondern von der (linken) Politik, die den Islam eine Vormachtsellung in allen Lebensbereichen in Deutschland und Europa gibt. Die Rechten sind da nur ein kleine vernachlässigbare Gruppe, die aber immer dann als Bösewicht vorgeschoben werden, wenn Linke ihre Meinung anderen aufdrücken wollen.

  • D
    dirk

    @Th. Büchner

     

    "Oder liegt es vielleicht daran, dass sich der Terror diesmal muslimische Opfer gesucht hat? Die anderen waren der taz ja immer ziemlich wurscht. Und sind es womöglich immer noch."

     

    Ich bin wahrlich ein kritischer Leser der taz, gerade wenn es um den Islam und die Ideologie des "wir-sind-doch-selbst-schuld" geht. Aber ich denke, dass man diesen Vorwurf der taz nicht machen kann - siehe z.B. zahlreiche Artikel zur Problematik der Frauenrecht.

     

    @nihi.list

     

    Es lohnt nicht, ich kenne den Kommentator schon länger ;)

  • N
    nihi.list

    maoam ist mal wieder ein Paradebeispiel für die Einstellung des eher linken Spektrums, Untergruppe Sandkasten.

    "Wer nicht meiner Meinung ist muss zwangsläufig Rechtsradikal sein."

  • M
    maoam

    Wieder RECHTSRADIKALE KOMMENTARE.

     

    Edith Müller, Teermaschine, Charlene....tolle Meinung. Whow.

     

    Wer will euch schon zuhören?

  • B
    broxx

    Na das ist ja mal ne Kehrtwende, liebe Taz. Rechtspopulisten? Nicht das ihr zu PI mutiert;-)

  • TB
    Thorsten Büchner

    Immerhin: Daniel Bax und die taz erkennen an, dass es islamistischen Terror gibt. Bislang wurde ja nur der Westen als Wurzel allen Übels dargestellt. Oder liegt es vielleicht daran, dass sich der Terror diesmal muslimische Opfer gesucht hat? Die anderen waren der taz ja immer ziemlich wurscht. Und sind es womöglich immer noch.

  • FE
    Frau Edith Müller

    Gefahr von Moslems ausgehend- nicht doch Herr Bax..

  • C
    Charlene

    Wie jetzt?!? Sobald Schiiten von Verfolgung betroffen sind, fordert die taz Polizeischutz gegen Salafisten an?

  • T
    Teermaschine

    Macht dieses Fass bitte nicht auf! Denn die "Salafisten" sind nicht die einzigen, die den Koran lesen können. Es war schließlich niemand anderes als der oberste iranische Schiit, der die Fatwa gegen Mr Rushdie verfasst hat.

    Und die taz ist sicher gänzlich ungeeignet, potentielle Gefahren unter unseren muslimischen Mitbürgern zu detektieren.

    Es muss weiter gelten: Islam bedeutet Frieden!