piwik no script img

Kommentar AlthausWer ohne Sünde ist

Bettina Gaus
Kommentar von Bettina Gaus

Die Kritik am Urteil gegen Thüringens Ministerpräsident Dieter Althaus ist falsch. Offen ist nur, ob sein Gesundheitszustand eine Rückkehr ins Amt erlaubt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Bettina Gaus
Politische Korrespondentin
Jahrgang 1956, ist politische Korrespondentin der taz. Von 1996 bis 1999 leitete sie das Parlamentsbüro der Zeitung, vorher war sie sechs Jahre lang deren Korrespondentin für Ost-und Zentralafrika mit Sitz in Nairobi. Bettina Gaus hat mehrere Bücher veröffentlicht, zuletzt 2011 „Der unterschätzte Kontinent – Reise zur Mittelschicht Afrikas“ (Eichborn).
Mehr zum Thema

10 Kommentare

 / 
  • M
    michaelbolz

    @sjb

    Vorurteilslos stehe ich ihrer Naivität gegenüber. Da wird die Betrachtung der politischen Ebene und insofern die länderübergreifende Relevanz des Falles vollkommen außer Acht gelassen. Sie begreifen offensichtlich ebenso nur einen Aspekt des Kommentars, wie der üble Rest der üblen Kommentatoren. Außerdem: Was ist denn schon Österreich und seine hier von Ihnen unterstellte Autonomie?

     

    Der Fall ist durch eine, vorurteilslos betrachtet, außergewöhnliche Maßnahme außergewöhnlich rasch zu einem ganz gewöhnlichen Ende gebracht worden. Vorurteilslos gesehen, klingt das einfach zu schön, um wahr zu sein. Der Fall ist vom Tisch, wer sich darüber die Folgen für die Gesamtsituation ansieht, kommt einfach nicht umhin, vorurteilslos befangen zu sein.

     

    Was außerdem völlig fehlt ist die Transparenz des Verfahrens.

    Solange die nicht gegeben ist, ist vorurteilslose Vorsicht nicht der schlechteste Ratgeber.

    Vorurteilslos gesehen.

     

    Und: Oder ist Österreich jetzt plötzlich politisch, pragmatisch - gut?

     

    So sicher wie der Ausgang der nächsten Bundestagswahl.

  • S
    sjb

    Sorry Leute, aber irgendwie kann ich Eure Kommentare nicht ganz nachvollziehen. Auf der einen Seite wird sich hier auf nur einen Absatz bezogen und so das Ganze vollkommen aus dem Raum gerissen. Auf der anderen Seite scheint mir, wird vergessen, dass das Urteil nicht in Deutschland, sondern in Österreich gesprochen wurde. Weiterhin hinkt meiner Meinung nach der Vergleich dieses Unfalls mit den genannten Fällen aus der Wirtschaft enorm.

     

    Zumal ich mir kaum vorstellen kann, dass Juristen in Österreich sich für einen Politiker aus einem deutschen Bundesland so sehr interessieren, dass er eine Extrabehandlung bekommt. Wo bleibt das vorurteilslose Betrachten? So wie es Frau Gaus in gewohnter Manier präsentiert. Da hätte ich von den anderen taz-Lesern mehr Weitsicht erwartet.

  • GR
    Gregor Ramsen

    Mich wundert, dass sich niemand über das Urteil an sich überrascht zeigt.

    Da fährt Jemand, egal ob nun Politiker oder nicht, einen anderen Menschen tot und alles, was er als Schadensersatz zahlen muss sind 5000 Euro? Bin ich etwa der einzige der findet, dass es mit einem gesunden Menschenverstand unvereinbar ist, den Wert eines Menschenlebens auf 5000 Euro zu reduzieren? Ist es zu verantworten, einen Menschen, der einem Sohn und Mann die Frau nimmt, mit nur 5000 Euro Schadensersatz zu verurteilen? Die Schadensersatzsumme erscheint umso unfassbar unverhätlnismäßiger, betrachtet man die Höhe der Strafe von 33.300 Euro.

     

    Dieses Urteil zeugt schlicht und ergreifend von umfassenden, gegen Menschenrechte verstoßenden undemokratischen Tendenzen in der österreichischen Justiz.

    Schade, dass ich offenbar der Einzige bin, der dieser Auffassung ist....

  • L
    Lazertis

    Irgendwo las oder hörte ich in einem Kommentar zu

    dem Thema, dass das doch jedem passieren könnte.

    Diese Bemerkung, wenn wohl auch eher die Ausnahme

    zeigt, wie oberflächlich inzwischen der sogenannte

    Zeitgeist ist.

    Natürlich kann es jedem passieren, dass er Fehler

    macht und sich damit schuldig an der Tötung von

    Menschen macht. Aber es gibt auch Menschen, die danach bereit sind zu sühnen und sich in der

    Öffentlichkeit zurücknehmen. So etwas nenne ich

    anständig und glaubwürdig.

    Den meisten unserer egomanen Alpha-Tiere, Eliten und medialen Vortänzern scheint diese Form von An-

    ständigkeit allerdings fremd.

    Noch ein letzte Bemerkung. Man stelle sich vor, so

    etwas wäre letztes Jahr der Dame mit dem Y am

    Namensanfang passiert. Da hätten sich Axel-

    Springer- und Bertelsmann-Presse wohl darin über-

    schlagen, das hohe Lied von Moral und Anstand auf

    Teufel komm raus zu tröten ganz im Gegensatz zum

    Fall Althaus.

  • K
    k.t.

    was diesen fall so anrüchig macht, wie im fall zumwinkel, oder dem mannesmann-prozess: die urteile lassen immer!!! auf beste beziehungen der verurteilten mit den vertretern von politik, wirtschaft u. justiz schließen; frau gaus, bitte stellen sie sich vor herr althaus wäre ein bundestagskandidat der linken gewesen; glauben sie im ernst, er hätte solch ein oportunes urteil erhalten? es wird zeit, dass richter ob lokal, regional oder bundesweit basisdemokratisch gewählt werden können;

  • H
    h.Manten

    Neee, is klar.

     

    Das Leben wäre schön, wenn es so einfach wäre.

    Wenn eine Institution, die normalerweise bedächtig, sorgfältig und in Ruhe ihrer Amtsgeschäfte nachgeht (und zu Recht) plötzlich zu einer ungeahnten Hochform aufläuft, dann ist zumindest die Frage erlaubt: "warum auf einmal?"

    Wohlgermerkt: Herr Althaus muß mit seiner "schuld" oder "Nichtschuld" alleine klarkommen.

    Die Geldstrafe und der Schadesnsersatz wird im Rahmen der angewendeten Gesetze völlig in Ordnung sein - kein Problem.

    Aber, die turbinenartige Geschwindigkeit, mit der Justitias Mühlen durchgestartet sind?

    Wie eingangs:

     

    Nee, iss klar!

  • V
    vic

    Einspruch, Frau Gauss.

    Natürlich, Fehler machen wir alle mal.

    Nur..."Wir" werden mit absoluter Sicherheit nicht auf so großes Wohlwollen seitens der Strafbehörden stoßen. Das ist der Punkt.

    Und warum wohl gibt es nun diese Spekulationen?

    Weil das ein beispielloser Undercover-Prozess war.

    Das Produkt von Politiker-Connections.

    So geht das nicht.

  • B
    BigKelle

    Ich nenne es Schicksal eines bekannten Politikers…

    So ist das Leben... nun sehen wir uns doch mal das Positive daran an:( nicht immer nur negativ denken) die Menschen haben darüber geredet/nachgedacht und erkannt, dass es ohne Helm auf der „Piste“ gefährlicher ist. (ja, mir passiert schon nichts)

    Er hat einen "großen Beitrag" geleistet, dass es heute und in der Zukunft sicherer auf den "Pisten" zugeht. Der/Die eine oder andere wird vielleicht früher oder später sehr dankbar dafür sein!

     

    Guten Tag

  • M
    michaelbolz

    Nein, den Tod eines anderen Menschen habe ich tatsächlich noch nicht - wenigstens so direkt - zu verantworten.

     

    Aus der Gesamtsituation heraus ersichtlich, ist Herr Althaus eine Person von besonderem öffentlichem Interesse. Ein weniger fix und fertiges Abhandeln dieser Tatsache in Verbindung mit der Tatsache der fahrlässigen Tötung, würde für einen Großteil der - nicht nur medieninteressierten - Gesellschafter einen verantwortungsvollen Schritt hin zu mehr Vertrauen in eine Rechtsprechung bedeuten, die nicht nur dem Papier nach auf Gleichheit vor derselben beruht.

     

    Darüber hinaus kann es nicht "mein privates" Problem sein, dass Herr Althaus in Zukunft mit dieser Situation fertig werden muss, wobei ich ganz persönlich nicht annehme, dass ihm die praktische Handhabung der ganzen Angelegenheit bei der Bewältigung irgend hilft.

     

    Den Verweis auf Probleme in Bezug auf moralischen und ethischen gesellschaftlichen Umgang mit Medien finde ich durchaus angemessen.

     

    Trotzdem: Beeindruckend, liebe Frau Gauß, wie sie den "Sachverhalt" der fahrlässigen Tötung aussehen lassen, wie wenn zu Weihnachten im trauten Kreis der Familie schlicht die Kekse im Ofen verbrennen.

  • SP
    Sabine Preussker

    "Noch nie zu schnell gefahren - und hinterher zitternd und dankbar hinter dem Lenkrad gesessen, weil das übersehene Kind auf dem Fahrrad gerade noch hatte bremsen können? Noch nie gedankenlos beinahe einen Brand verursacht? Noch nie beim Sport andere Leute gefährdet?"....NEIN, NOCH NIE!!!

    Wer erst denkt, dann handelt....

    Wer sich umsichtvoll verhält....

    Wer rücksichtsvoll lebt...

    Wer sich selbst nicht überschätzt....

    ...wird sich und Andere NICHT gefährden!

     

    Alle Anderen werden es Ihnen danken, dass Sie ihnen diesen Freibrief zum gedankenlosen, rücksichtslosen und selbstüberschätzenden Handeln gegeben haben.

     

    Ich bin verwundert, dass bei der TAZ diese Meinung vertreten ist. Diese "ich will Spass ich gib Gas Mentalität" sollte NICHT zum Standard unserer Gesellschaft werden.

     

    Ich schmeiße wirklich nicht mit Steinen - auch eine Verurteilung maße ich mir nicht an. Ich wünsche mir nur eine diffenziertere Betrachtung des Sachverhaltes. Ein kritisches Nachdenken über das gesamte Verfahren, die Stellung eines Politikers in unserer Gesellschaft und deren Verantwortung als Vorbild.