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Kommentar AlleinerziehendeKinder fördern. Nicht die Eltern.

Anna Lehmann
Kommentar von Anna Lehmann

Ganztagskitas und -schulen sind richtig und wichtig. Doch darauf haben nicht die Eltern, sondern zuerst ihre Kinder ein Anrecht. Denn hier darf es nicht zuerst um die Jobs der Eltern gehen.

K inder belasten das Leben. Sie verhindern oder erschweren zumindest, dass Single-Mama oder Singel-Papa Arbeit findet. So sieht es die SPD und will Alleinerziehenden garantieren, dass ihre Kinder den ganzen Tag in der Kita betreut werden. Folgt man der SPD-Logik gäbe es dann 600.000 Hartz-IV-EmpfängerInnen weniger. Das ist naiv, gefährlich und verkehrt herum gedacht.

Naiv ist die Vorstellung, dass etwa eine Verkäuferin, die ihren Sohn ganztags - also im Idealfall von 6 bis 18 Uhr - in der Kita abgibt, sich ganz der Arbeit widmen kann. Viele Geschäfte haben Stunden nachdem in der letzten Kita das Licht ausgeht noch geöffnet und am Samstag sowieso. Auch in den meisten anderen Branchen richten sich die Arbeitszeiten nicht nach der Kita-Öffnungszeit.

Gefährlich für alle Single-Eltern sind die Konsequenzen, die sich für sie ergäben. Wenn diese Plätze für alle Kinder mit SE-Status (Single-Eltern) denn tatsächlich existierten, dann würde der Druck auf die Eltern steigen, irgendeinen Job, egal zu welchen Bedingungen, anzunehmen. Wieso arbeitet der oder die denn nicht, wenn ihr Kind doch den ganzen Tag in der Kita ist? Dies wäre eine Frage, der sie sich stellen müssten.

Bild: kreutzfeldt

Anna Lehmann, 34, ist Bildungsredakteurin im Inland-Ressort der taz.

Und grundsätzlich ist es verkehrt, einigen Kindern Ganztagsplätze zu reservieren, weil ihre Eltern zu irgendeiner Gruppe gehören. Derzeit werden Ganztagsplätze angesichts des knappen Angebots bevorzugt an Berufstätige und Migranten vergeben. Wieso nicht auch an Singles, fragt sich die SPD. Aber was passiert, wenn Mama noch einmal heiratet? Darf Justin dann nicht mehr bis vier bleiben, sondern wird wieder um zwei abgeholt?

Ganztagskitas und -schulen sind richtig und wichtig. Doch darauf haben nicht die Eltern, sondern zuerst ihre Kinder ein Anrecht. Also muss es für alle Kinder, deren Eltern das wollen, ausreichend Zeit und Plätze geben. Kitas und Schulen sind längst keine Kinderverwahranstalten mehr für beschäftigte Eltern. Hier sollen Kinder spielen, lernen und von Anfang an gefördert werden. In jeder Beziehung.

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Anna Lehmann
Leiterin Parlamentsbüro
Schwerpunkte SPD und Kanzleramt sowie Innenpolitik und Bildung. Leitete bis Februar 2022 gemeinschaftlich das Inlandsressort der taz und kümmerte sich um die Linkspartei. "Zur Elite bitte hier entlang: Kaderschmieden und Eliteschulen von heute" erschien 2016.
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1 Kommentar

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  • V
    vici

    welche Kinder sind glücklich?

    eine Familienstudie des Jahres 2007 des ZDF kommt unter anderem zu folgendem Ergebnis: Kinder teilzeitbeschäftigter Mütter bezeichnen sich zu 46 Prozent als "total glücklich". Kinder von Müttern, die Hausfrauen sind, geben zu 38 Prozent an, dass sie "total glücklich" seien, und bei Vollzeit berufstätigen Müttern 33 Prozent.

     

    befragt wurden 6 bis 13-jährige Kinder. Also zumindest Kinder scheinen ihr Glück eher bei den teilzeitarbeitenden Müttern zu finden, was ich als Kind einer ehemals vollzeitarbeitenden Mutter nur bestätigen kann.

     

    Deutschlands Arbeitgeber sollten endlich mal moderner werden, das gilt für alle Branchen und komme mir keiner mit dem angeblichen Fachkräftemangel, der ist selbst verursacht, weil die Bildungspotentiale nicht voll ausgeschöpft werden:

     

    http://www.stern.de/wirtschaft/arbeit-karriere/karriere/teilzeit-im-land-der-unkomplizierten-chefs-632872.html#nv=redir

     

    stattdessen ist das Rezept in Deutschland: 42StundenWoche für alle, bald erst Recht und dann insbesondere für alleinerziehende Mütter mit kleinen Kindern. Durch Arbeitgeber wird dann wohl auch endgültig die Wahlfreiheit unterminiert. Gruselige Aussichten, die bei mir sofort den Kinderwunsch dauerhaft eliminieren.