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Kommentar AhmadinedschadModerate Töne

Andreas Zumach
Kommentar von Andreas Zumach

Die Rede des iranischen Präsidenten in New York macht klar: Eine diplomatische Lösung im Streit um das iranische Atomprogramm ist möglich.

I m Oktober 2005 forderte der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad in einer bis heute falsch zitierten Rede angeblich „die Tilgung Israels von der Landkarte". Seitdem spielte sich auf der UNO-Generalversammlung im September sechs Jahre lang das immer gleiche Ritual ab: Ahmadinedschad hielt eine schon vorab von allen Beobachtern erwartete Rede mit antiisraelischen und antisemitischen Tiraden und stellte mehr oder weniger deutlich den Holocaust in Frage.

Die Delegationen Israels, der USA und anderer westlicher Staaten verließen schon vor der Rede den Saal. Und der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu nahm tags darauf in seiner Rede vor der Generalversammlung die Äußerungen Ahmadinedschads zum Beleg für atomare Bewaffungspläne Teherans und die Bedrohung Israels.

Wer auf eine weitere Eskalation bei der diesjährigen Generalversammlung setzte, gar auf das letzte diplomatische Vorspiel für eine militärische Auseinandersetzung zwischen Israel, Iran und den USA, wurde gestern enttäuscht. Die letzte UNO-Rede Ahmadinedschads, der nach zwei Amtszeiten im nächsten Jahr einem Nachfolger Platz machen muss, war im Vergleich zu den Vorjahren vergleichsweise moderat. Er beschränkte sich im Wesentlichen auf Kritik an israelischen Angriffsdrohungen auf Irans Atomanlagen.

Kristin Flory
Andreas Zumach

ist taz-Korrespondent bei den Vereinten Nationen in Genf.

Eine Kritik, die angesichts der zahlreichen entsprechenden Äußerungen Netanjahus in den letzten Monaten von einer großen Mehrheit der 193 UNO-Mitglieder geteilt wird. Auch US-Präsident Barack Obama hatte in seiner Rede deutlich gemacht, dass er an einer weiteren Eskalation des Streits nicht interessiert ist. „Ein atomar bewaffneter Iran ist unakzeptabel“ – über diese schon zu Beginn seiner Amtszeit 2009 geprägte Formulierung ging Obama nicht hinaus.

Im Falle seiner Wiederwahl im November und nach dem Abgang der Reizfigur Ahmadinedschad im kommenden Jahr ist durchaus eine pragmatische Lösung des Streit um das iranische Atomprogramm möglich. Die Details für eine solche Lösung liegen schon längst auf dem Verhandlungstisch.

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Andreas Zumach
Autor
Journalist und Buchautor, Experte für internationale Beziehungen und Konflikte. Von 1988-2020 UNO- und Schweizkorrespondent der taz mit Sitz in Genf und freier Korrespondent für andere Printmedien, Rundfunk-und Fernsehanstalten in Deutschland, Schweiz,Österreich, USA und Großbritannien; zudem tätig als Vortragsreferent, Diskutant und Moderator zu zahlreichen Themen der internationalen Politik, insbesondere:UNO, Menschenrechte, Rüstung und Abrüstung, Kriege, Nahost, Ressourcenkonflikte (Energie, Wasser, Nahrung), Afghanistan... BÜCHER: Reform oder Blockade-welche Zukunft hat die UNO? (2021); Globales Chaos-Machtlose UNO-ist die Weltorganisation überflüssig geworden? (2015), Die kommenden Kriege (2005), Irak-Chronik eines gewollten Krieges (2003); Vereinte Nationen (1995) AUSZEICHNUNGEN: 2009: Göttinger Friedenspreis 2004:Kant-Weltbürgerpreis, Freiburg 1997:Goldpreis "Excellenz im Journalismus" des Verbandes der UNO-KorrespondentInnen in New York (UNCA) für DLF-Radiofeature "UNO: Reform oder Kollaps" geb. 1954 in Köln, nach zweijährigem Zivildienst in den USA 1975-1979 Studium der Sozialarbeit, Volkswirtschaft und Journalismus in Köln; 1979-81 Redakteur bei der 1978 parallel zur taz gegründeten Westberliner Zeitung "Die Neue"; 1981-87 Referent bei der Aktion Sühnezeichen/Friedensdienste, verantwortlich für die Organisation der Bonner Friedensdemonstrationen 1981 ff.; Sprecher des Bonner Koordinationsausschuss der bundesweiten Friedensbewegung.
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6 Kommentare

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  • T
    T.V.

    Der Mann mag gelegentlich Schwachsinn erzählen, da war Bush bspw. auch nicht besser, eine an die Macht gehievte Marionette eben. Angst hab ich jedenfalls eher vor dem US-amerikanischen Atomprogramm, das ist näher.

  • S
    Stugots

    "Ich frage mich, wie es uns Deutschen gehen würde, wenn etwa der französische Staatspräsident regelmäßig mit der Auslöschung Deutschlands drohen würde..."

     

    Die TAZ und ihre Leser würde in Freudengeschrei ausbrechen und Frankreichfähnchen an ihre Autos, oder vielmehr Fahrräder, stecken.

  • V
    vic

    Ich habe schon viel vernünftiges von Ahmadinedschad gehört.

    Nicht so von israelischen Ministerpräsidenten.

    Und es ist eine Tatsache, dass sein Land permanent bedroht wird.

  • H
    Harald

    Gestern war die Rede in voller Länge auf CNN zu sehen:

     

    Die selbstverliebte, extrem verquaste Suada eines Sektenführers, der versprach, wenn man ihn nur ließe, allen Menschen Glückseligkeit zu liefern.

     

    Geschickt und leutselig nutzte er die Kritik der westlichen Linken zur Verkündigung, daß diese im weltweiten Gottesstaat fürderhin obsolet sei, da dann ja Gottes Wille herrsche.

     

    Zwei Begriffe mied er allerdings wie der Teufel das Weihwasser: Religionsfreiheit und Demokratie. Logisch. Ist Gott etwa Demokrat? Also!

  • U
    unfassbar

    liebe taz, das die linke im allgemeinen ein problem israel hat ist ja bekannt. das viele linke auch antisemiten sind ist eine alte tatsache die gern verschleiert wird. das linke gerne terrogruppen oder staaten unterstüzen die gegen israel vorgehen, geschenkt. das aber die taz nicht mal davor zurückschreckt einem holocaust leugner und judenhasser wie den typen hier zu verteidigen ist eine neue qualität.

  • S
    Sören

    Wenn man schreibt, dass der iranische Präsident 2005 falsch wiedergegeben wurde, sollte man auch sagen, was er denn tatsächlich gesagt hat.

     

    Ich verstehe ehrlich gesagt in keiner Weise, warum Ahmadinedschad immer so verharmlost wird. Seine Tiraden gegen Israel sollte gerade für Deutsche inakzeptabel sein, und mehr Verständnis für die israelischen Ängste wären nicht schlecht.

     

    Ich frage mich, wie es uns Deutschen gehen würde, wenn etwa der französische Staatspräsident regelmäßig mit der Auslöschung Deutschlands drohen würde...