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Kommentar AbwrackprämieIm Land der Autosüchtigen

Bernward Janzing
Kommentar von Bernward Janzing

Die Bundesregierung will die Abwrackprämie aufstocken - aber nur, weil im Herbst Wahl ist.

W enn das Bundesamt für Wirtschaft eines Tages den letzten Zuschussbescheid verschickt hat, werden die Autohersteller tief in die Krise stürzen. Denn wer sollte sich danach noch ein Auto kaufen, so ganz ohne Bonus? Die Abwrackprämie hat süchtig gemacht - und der Entzug wird schmerzhaft sein.

privat

Bernward Janzing ist studierter Geowissenschaftler und arbeitet als freier Journalist in Freiburg. Die Energiemärkte sowie die effiziente - und kostensparende - Nutzung von Energie zählen seit Jahren zu den Schwerpunkten seiner Arbeit.

Aus diesem Grund will die Bundesregierung den Etat nun aufstocken, im Herbst ist schließlich Bundestagswahl. Das grausame Ende der Prämie verschiebt man lieber auf die Zeit danach, koste es, was es wolle. Da will dann selbst der Bundesumweltminister nicht aus der Reihe tanzen - sosehr die Abwrackprämie ein ökologischer Sündenfall ist. Und auch von den Gewerkschaften kommt Unterstützung. Ob deren Vertreter dann konsequenterweise schweigen werden, wenn nach der Bundestagswahl die neue Regierung zu Steuererhöhungen greift? Irgendwer muss die Autoboni schließlich bezahlen.

Die Bundesregierung wird die Geister, die sie in ihrer Unvernunft rief, nicht mehr los. Und so wird die Verschrottungsprämie zu einem ökonomischen Experiment mit unbekanntem Ausgang und heftigen Nebenwirkungen. Niemand weiß, in welchem Maße die Privatinsolvenzen zunehmen werden, weil sich Menschen - durch den Bonus verleitet - auf Kredit einen Neuwagen kaufen, den sie sich gar nicht leisten können.

Dass die Abwrackprämie auch aus ökologisch-sozialer Sicht ein Irrweg ist, kommt zu alldem noch hinzu. Denn Steuerzahler, die mit Bahn und Fahrrad unterwegs sind, subventionieren nun sogar bis zur Bundestagswahl jene, die mit ihren Fahrzeugen Lärm und Abgase produzieren. Wäre der Bonus tatsächlich eine "Umweltprämie", hätte man ihn auch auf neue Fahrräder oder eine Jahresnetzkarte der Bahn geben können. Aber das war in einem von der Autolobby geprägten Land nie gewollt.

Spätestens mit dem Ende der ersten Abwrackprämie wäre es an der Zeit gewesen, zur Vernunft zu kommen. Diese Chance hat die Regierung nun aus Gründen der Wahltaktik vertan.

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Bernward Janzing
Fachjournalist mit Schwerpunkt Energie und Umwelt seit 30 Jahren. Naturwissenschaftler - daher ein Freund sachlicher Analysen.
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7 Kommentare

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  • A
    alskdjfh

    Ach, Herr lindemann, der Herr Huber hat es doch so treffend geschrieben: "Der Straßenverkehr schafft es so nicht einmal die von ihm direkt verursachten Kosten (Straßenbau, Verkehrsüberwachung u.ä.) zu decken." Da können sie noch so sehr über die "hohen" Kfz- und Spritsteuern jammern - die sind immer noch viel zu niedrig.

     

    Und dieses widerlich scheinheilige Gejammer darüber, dass Sie nicht mit sinnvolleren Verkehrsmitteln fahren können - die werden durch genau diese unsinnige Finanzierung des Mobilverkehrs durch den Steuerzahler kaputtgemacht.

     

    Lassen Sie Ihren "Schlaumeier" mal schön stecken und fassen Sie sich an den eigenen Bart.

  • EL
    Erwin Lindemann

    @Erwin Huber: Bei aller berechtigten Kritik an der unsinnigen Abwrackprämie, aber dass Bahnfahrer die Straßen finanzieren, während Autofahrer rein gar nichts dazu geben, ist einfach Stuss. Ich als Autofahrer zahle KFZ-Steuern und ich zahle sehr hohe Steuern auf den Sprit. Je mehr ich fahre und je mehr ich verschmutze, desto mehr Benzinsteuern zahle ich auch. Davon werden auch die Straßen mitfinanziert. LKWs zahlen sogar noch zusätzlich eine Maut für die Benutzung der Autobahnen.

     

    Und wie kommen Bahnfahrer denn zum Zuge? Durch die Luft? Oder übernachtet man wegen der hohen Fahrkartenpreise und ständigen Verspätungen lieber gleich im Bahnhof und nimmt die Straßen deshalb gar nicht mehr in Anspruch?

     

    Mir wäre es auch lieber, ich könnte mit dem Zug zur Arbeit fahren, aber dummerweise lässt die Verkehrsanbindung dies bei uns nicht zu. Oder ich müsste meine Arbeitszeit reduzieren von täglich 11 Uhr bis 15 Uhr. Oder halt auch im Bahnhof übernachten. 30 km mit dem Fahrrad (eine Strecke, kürzester Weg über die Autobahn) sind mir dann doch zu weit. Meine Frau arbeitet übrigens in entgegengesetzter Richtung, nur 4 km Fahrt. Sie fährt mit dem Fahrrad. Nur mal so am Rande, bevor mir so ein Schlaumeier empfiehlt umzuziehen.

  • AH
    Alexander Huber

    Leider ist es so, dass die Nicht-Autofahrer auch bislang die Autofahrer subventioniert haben. So muss ein Zug für jeden Kilometer Streckennutzung zahlen, während der Autofahrer für die Straße nichts zahlt.

    Der Straßenverkehr schafft es so nicht einmal die von ihm direkt verursachten Kosten (Straßenbau, Verkehrsüberwachung u.ä.) zu decken. Von den externen Kosten (Klimawandel, Lärm, Unfallopfer u.a.) einmal ganz zu schweigen.

  • BH
    Banjo Hansen

    Es ist, wie Herr Janzing schreibt. Doch wer will der menschlichen Natur entgegen wirken? Mein neues Fahrrad muss ich allein bezahlen, im nächsten Monta kriegen wir einmal läppische 100€ mehr als Familie...

    Alles scheint so klar auf der Hand zu liegen. Dennoch vollziehen sich diese Entwicklungen nicht von heute auf morgen. Außerdem geht es uns noch viel zu gut.

  • B
    Bumerang

    Die Abwrackprämie wird - je mehr sie

    in Anspruch genommen wird - zu einem

    gefährlichen Bumerang:

     

    Wenn alle 2009 abwrackprämierten

    Fahrzeuge z. B. eine Lebensdauer von

    rund 10 Jahren haben, führt das bei

    einem"großen Erfolg" der Prämie zu

    einer Marktverstopfung bis ca. 2019.

     

    Das heißt: Wenn jetzt Politik und

    Automobilindustrie einen Absatzboom

    bejubeln, beginnt ab 2010 das große

    Jammern über den Nachfrageeinbruch.

    Dann ruft man wieder nach dem Staat.

     

    Und das nicht ganz zu Unrecht.

    Denn auch in diesem Fall sollte das

    Verursacherprinzip gelten.

  • N
    Neusprech

    Preisfrage: Was hat die Umweltprämie mit dem Schutz der Umwelt zu tun? Gar nix, is doch klar!

     

    Der Begriff Umweltprämie ist Neusprech:

    Der Ausdruck Neusprech (englisch: Newspeak, in älteren Versionen als Neusprache übersetzt) stammt aus dem Roman 1984 von George Orwell und bezeichnet eine Sprache, die aus politischen Gründen künstlich modifiziert wurde.

  • TS
    T. Sucher

    ,,Die Bundesregierung wird die Geister, die sie in ihrer Unvernunft rief, nicht mehr los. Und so wird die Verschrottungsprämie zu einem ökonomischen Experiment mit unbekanntem Ausgang und heftigen Nebenwirkungen.''

     

    Wieso unbekannter Ausgang? Wir wissen doch was mit den Planwirtschaften passiert ist.