Komentar zu Tarifkompromiss: Folge einer Spaltung
Den faulen Kompromiss mit dem Senat hat die Verdi-Basis akzeptiert. Beschäftigte verzichten bis 2017 auf einen Teil des Lohns, weil es dem Senat gelungen ist, die Gewerkschaften zu spalten.
Die Ver.di-Basis hat den faulen Kompromiss mit dem Senat akzeptiert. Jetzt werden die Beschäftigen noch bis zum Jahr 2017 auf einen Teil ihres Lohns verzichten - viel länger als zu Beginn des Solidarpakts im Jahr 2003 angekündigt. Die Kindergärtner und Kindergärtnerinnen in Berlin werden sogar auf Dauer deutlich weniger Geld verdienen als die im Rest der Republik.
Dieses schlechte Ergebnis ist auch zustande gekommen, weil der Senat es geschafft hat, die Gewerkschaften zu spalten: Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft war deutlich kompromissbereiter als Ver.di, genauso die Gewerkschaft der Polizei und die IG BAU - mit so einer lahmen Truppe kann man keine glaubwürdige Drohkulisse aufbauen.
Außerdem fielen die Verhandlungen genau in die nächste große Haushaltskrise: Während das Land vor kurzem noch Überschüsse machte, ist der Haushalt jetzt dank der Wirtschaftskrise wieder tief in den roten Zahlen. Die Ver.di-Basis ging offenbar davon aus, dass ihr angesichts dessen nichts anderes übrig blieb, als in den sauren Apfel zu beißen.
Das Abstimmungsergebnis ist aber zugleich auch ein Misstrauensvotum gegenüber der Verhandlungskommission: Mehr als 40 Prozent der Mitglieder wollten dem Ergebnis nicht zustimmen. Das ist sehr ungewöhnlich - normalerweise liegt die Quote der Unzufriedenen deutlich niedriger. Und es zeigt: Vielleicht hätte es sich für die Ver.di-Verhandler ja doch gelohnt, stärker auf Konfrontationskurs zu gehen. Viele Mitglieder sind offenbar zum Konflikt bereit - und nach einem kraftvollen Streik im öffentlichen Dienst hätte der Senat ein deutlich besseres Angebot auf den Tisch legen müssen.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Weltpolitik in Zeiten von Donald Trump
Schlechte Deals zu machen will gelernt sein
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links
Emotionen und politische Realität
Raus aus dem postfaktischen Regieren!