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KolumneDer Chinese und die Kanzlerin

Kommentar von Stefan Kuzmany

Ob mit der Magnetschwebebahn angereist oder als Computervirus getarnt: Der Chinese ist überall.

Bild: taz

Stefan Kuzmany, 34, lügt wie gedruckt. Auch online. Aber nur in seiner Gonzo-Kolumne. Andererseits: Auch diese Information könnte eine Lüge sein

Wenn der Chinese will, dann ist er ruckzuck hier. Mit der Magnetschwebebahn. Und wir können nicht das Geringste dagegen tun. Im Gegenteil: Wir haben sie ihm ja verkauft, die Magnetschwebebahn. Damit er sie jetzt nachbaut und uns damit in kürzester Zeit überrennt. Bald wird alles voll von chinesischen Magnetschwebebahnen sein, in denen reiche chinesische Touristen über unseren Köpfen hin und her sausen und aus dem Fenster unsere letzten geheimen Hochtechnologien fotografieren und die Bilder mit ihren Handys nach China schicken.

Wie wir kürzlich erfahren mussten, ist er ja praktisch schon im Kanzleramt, der Chinese, per Virus im Rechner der Kanzlerin. Der Chinese weiß also alles über den gesamten E-Mail-Verkehr der Kanzlerin mit Müntefering. Was nicht weiter schlimm ist. Wenn aber die Kanzlerin in China einen Anruf auf ihrem Mobiltelefon bekommt, von Karl Lauterbach zum Beispiel, der ihr seine neuesten Gesundheitsreformideen erzählen möchte, dann hängt der Chinese selbstverständlich mit drin in diesem Gespräch und es dauert keinen Tag, dann ist das keine deutsche Gesundheitsreform mehr, sondern eine chinesische. Es ist nicht auszuschließen, dass demnächst eine Eins-zu-eins-Kopie unserer Koalitionspolitik in Peking fabriziert wird. Möglicherweise kommt sie schon längst von dort - nur wesentlich billiger als sie hier hergestellt werden könnte, weil am Standort China die Lohnnebenkosten ja kaum ins Gewicht fallen. Es traut sich nur niemand, das zu sagen.

Aber nicht nur unsere Innovationen sind längst in chinesische Hände gefallen. Es sind die kleinen Dinge, die uns Sorgen machen sollten. Hat nicht auch in Ihrer Nähe jüngst ein chinesischer Imbiss aufgemacht, mit freundlichen Chinesen, die angeblich nur Nudeln braten? Und während sie die Nudeln braten, fragen sie scheinheilig, wie es uns geht? Antworten Sie nicht auf solche Fragen. Der Chinese saugt jede Information auf wie ein Schwamm, und wenn Sie ihm sagen, es geht Ihnen gut, dann geht es ihm am nächsten Tag ebenfalls gut, wer weiß, vielleicht sogar besser als Ihnen. Nehmen Sie auch keine Geschenke an vom Chinesen, vor allem keine dieser glücksbringenden Plastikkatzen. Es wird vom BND jedenfalls stark vermutet, dass diese Plastikkatzen, die mit der Pfote wackeln, mit Minikameras ausgestattet sind, die jede ausgespähte Konversation direkt nach Peking melden, wo sie sofort auf dem Schreibtisch eines Chinesen landet, der damit unseren Mittelstand ruiniert.

Wie sich jetzt immer mehr herausstellt, ist der Chinese auch an Dingen schuld, mit denen man ihn bisher gar nicht in Verbindung gebracht hätte. Dass dieser Sommer hier so verregnet war, ist nach neuesten Berechnungen auf den erhöhten Ausstoß von Treibhausgasen in China zurückzuführen. Allein fünfundsiebzig Prozent spontaner Migräneanfälle im letzten Jahr gehen auf Titelgeschichten des Spiegel über den Chinesen und seinen Wirtschaftsboom zurück. Praktisch jedes technische Versagen, egal welcher Maschine, geht auf ein minderwertiges Bauteil zurück, das in China hergestellt worden ist. Vorsicht! Versuchen Sie auf keinen Fall selbst, das Bauteil auszutauschen, es ist vermutlich hochgradig bleiverseucht und giftig. Sollten Sie auch nur einen weiteren Tag am Leben bleiben wollen, rate ich dringend davon ab, überhaupt noch mit Geräten zu hantieren, die irgendetwas mit China oder dem Chinesen zu tun haben bzw. hatten. Solche Geräte, man kann es in jedem Verbrauchermagazin sehen, neigen dazu, bei der geringsten Fehlbedienung zu explodieren. Seien Sie andererseits auch vorsichtig mit deutschen Geräten: es könnte sich um chinesische Raubkopien handeln (insbesondere Kettensägen).

Leider ist es unwahrscheinlich, dass der Chinese noch aufgehalten werden kann, selbst wenn wir uns noch so sehr anstrengen, weil wir uns gar nicht so sehr anstrengen können, wie der Chinese sich anstrengt, denn der Chinese ist noch wesentlich fleißiger als wir. Wenn der Chinese aber nicht ahnt, dass wir das wissen, haben wir noch eine geringe Chance. Vernichten Sie also diesen Text sofort nach der Lektüre. Sorgen Sie dafür, dass er nicht in die Hände des Chinesen fällt. Danke.

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