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Kolumne von Hilal SezginGläubig ohne Verrenkungen

Tarik Ramadans brisante Thesen zu Islam und Homosexualität sind kein gefundenes Fressen für seien Feinde. Er argumentiert im Sinne des liberalen Progamms der Toleranz.

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6 Kommentare

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  • H
    her

    @kvwupp:

     

    Wissen Sie überhaupt worüber Sie schreiben? Ja, es gibt Reform-Gemeinden die Homosexualität akzeptieren, aber sind diese in der Mehrheit? Das wage ich doch massiv zu bezweifeln. Reformjudentum ist KEIN monolitischer Block! Wussten Sie eigentlich, dass das Gros der ultrarechten Siedlerbewegung dem Reformjudentum angehört und freudig Bath-Mitzwen feiern? Sich in Ariel als Schwul zu outen, würde ich dennoch niemandem empfehlen.

     

    @Gert Hans Wengel:

     

    Auch hier sehe ich nichts als Halbwissen! Ja, nach unserer Vorstellung war "Homosexualität" im Altertum in vielen "Gesellschaften" akzeptiert, aber...

     

    1. Von Erzählungen aus/über die Oberschicht in Rom oder im antiken Athen (und nahezu alles was wir über das Altertum wissen, ist auf diese Kreise beschränkt) auf die Gesamtgesellschaft zu schließen, ist doch etwas gewagt.

     

    2. In Rom und in Athen war "Homosexualität" auch in der Oberschicht durchaus geächtet, wenn man akzeptiert, dass der, der "fickt", als männlich und gesellschaftlich akzeptiert gilt, während der "gefickte" als "niederträchtig", "verweichlicht" und "verweiblicht" gilt. Genauso (z.B.) in der Türkei.

    Im Türkischen gab es bis in die 60er Jahre eigentlich kein Wort für "Schwuler"/"Homosexueller". Die diskriminatorischen Begriffe (z.B. ibne oder pust bezeichnen AUSSCHLIESSLICH den "Gefickten"). Die heute gebräuchlichen türkischen Begriffe für "homosexuell" sind entweder Neologismen (vor Allem "escinsel" (TDK, 1967)), Fremdwörter ("gay", "homoseksüel") oder neuer Slang (z.B. "yumusak").

     

    3. Kennen Sie eigentlich klassische, "muslimische" Literatur? Wenn ja, dann müssen Sie vollkommen verständnisresistent sein, wenn Sie nicht an fast jeder Ecke homoerotische Themen sehen.

  • CR
    christine rölke-sommer

    Das eine ist, denke ich, wie religionen (womit ich hauptsächlich die monotheistisch-abrahamitschen meine, alldieweil ich von den anderen noch viel weniger ahnung habe) in der auslegung ihrer texte und traditionen mit anderem als heterosexuell ausgerichtetem begehren umgehen. Welche möglichkeiten sie finden, aus ihren texten und traditionen heraus einen anderen als einen verurteilenden und, christlich gesprochen, verteufelnden umgang zuzulassen und auch zu integrieren.

    Das andere ist, wie gesellschaften, welche von religionen (und deren vielfalt) mehr oder weniger stark geprägt sind und werden, mit religiös fundierten urteilen und vor-urteilen umgehen.

     

    Und das noch andere ist, wie wir damit umgehen, dass die vorurteile anderer den unseren zwar ähnlich sehen mögen, aber dennoch anders strukturiert sind. Will sagen: möglicherweise ist homosexualität im Islam wie in muslimisch geprägten gesellschaften ganz anders begründet und in- oder auch exkludiert als in christlich geprägten. So dass wir (auch die christlich säkularisierten), immer noch möglicherweise, der muslimischen ablehnung von homosexualität unsere eigene feindseligkeit unterstellen und darüber gar nicht mehr wahrnehmen, dass diese gar nicht so feindselig ist.

    Dass dies für den Iran wiederum ganz anders aussieht, ist mir auch bekannt. Mir zeigt dies, dass auch religion mit politik zu tun hat – und umgekehrt.

  • KB
    kopfundherz blog

    ich finde es gut, dass hier einmal jemand einem muslimischen geistlichen zugesteht eine andere meinung zu haben, insofern dieses sich nicht auf das wohl, die freiheit und die rechte von homosexuellen auswirkt. selbst wenn ich finde, dass etwas aus religiösen, traditionellen gründe sünde ist, darf dieses keine rechtfertigung dafür sein, bestimmten menschen bürgerliche rechte abzuerkennen, wie dieses im christlich verankertem deutschland passiert. ich finde aber auch, dass auch dieser artikel zu sehr schwarz/ weiß malt, es gibt auch homofreundliche muslime und es gibt ebenfalls homosexuelle muslime. und ähnlich, wie es obama in seiner kairo rede für die usa sagte, muss auch deutschland an den punkt gelangen, muslime nicht als etwas äußerliches zu betrachten, sondern als teil dieser gesellschaft, als teil der zukunft, die wir miteinander gestalten.

  • ER
    E. Roosen

    @kvwupp:

    Der Staat Israel mag gegenüber Homosexuellen formal tolerant sein, aber bei der israelischen Gesellschaft bin ich mir da nicht so sicher. Ich weiß von deutschstämmigen homosexuellen Israelis, die die deutsche Staatsangehörigkeit ihrer Vorfahren wieder aufleben lassen, da sie im heutigen (!) Deutschland mehr Toleranz erfahren, als in Israel.

  • K
    kvwupp

    Wenn Tarik Ramadan schreibt, die große Mehrheit der Rabbiner lehnt Homosexualität ab, dann kann er sich lediglich auf orthodoxe Rabbiner beziehen.

     

    Im Reformjudentum und in der rekonstruktionistischen Bewegung werden seit Jahren Schwule und Lesben zu Rabbinern bzw. Rabbinerinnen ordiniert.

     

    Am Jewish Theological Seminary in den USA (das Ausbildungsinstitut der konservativen Bewegung) werden seit März 2007 meines Wissens ebenfalls Lesben und Schwule als Rabbinatskandidaten akzeptiert.

     

    Im übrigen: Der Staat Israel ist im Hinblick auf Homosexualität einer der fortschrittlichsten Staaten, ungeachtet der vorhandenen Proteste orthodoxer Rabbiner.

  • GH
    Gert Hans Wengel

    Hilal Sezgin schreibt, Homosexualität sei in allen Religionen durch die Mehrheitsmeinung moralisch geächtet. Das bedarf zumindest der Präzisierung. Es war nicht der Fall in der Religion der alten Griechen und Römer. Zu deren Gottesbild gehörte, dass Zeus sich in einen Adler verwandelt und den schönen Knaben Ganymed zu sich in den Himmel entführt. Nun lässt sich einwenden: Diese Religion ist tot. Wie ja auch Latein eine tote Sprache ist. Aber wie Latein z.B. in Gestalt zahlloser Fremdwörter in unseren Sprachen weiterlebt, so die alte Religion in unserer Kultur. Goethes Gedicht "Ganymed" zum Beispiel ist eine Ode auf homoerotisches Welterleben. Tarik Ramadan lehnt Homosexualität aus religiösen Gründen ab, aber toleriert sie. Das ist Grund zum Optimismus. Die sinnenfrohe Religion der Griechen und Römer ist von der abrahimitischen Schwester des Islam, dem Christentum, brutal unterdrückt worden. Das ist Grund zum Pessimismus.