Kolumne Zauberland Sziget: Das Darth Vader der Biere
Der beste Freund sucht einen Trauzeugen, Skinheads besiegeln ein Versprechen und ein fieser Kater schleicht sich an? Daran kann nur eins Schuld sein: Arany, das teuflische Bier Ungarns.
Vergessen wir das Zauberland. Oder besser gesagt, vergessen wir eines nicht: Jede noch so feenhafte Gegend birgt in sich auch das Böse. In Peter Pans Land war es Captain Hook, in Narnia der böse Gott Tash und beim Sziget ist es das Bier vom Arany Aszok Stand.
Das Problem ist nicht, dass es dieses Jahr schon wieder teurer geworden ist. Nein, die ungarische Bierindustrie mit ihren sympathischen Angestellten soll durchaus an den Vorteilen der Globalsierung partizipieren. Aber dann soll es auch bitte Bier sein und nicht beer flavoured water. Um es kurz zu machen: Das Zeug ist gepanscht.
Braucht man sonst etwa acht halbe Liter Pils, um einen angenehm angetrunkenen Zustand zu erreichen, kann man vom Arany (sprich Oaran) zwölf, dreizehn, vierzehn trinken und wird nichts weiter spüren als dass die Blase platzt. Wässrig war das Arany vom Fass schon immer, aber dieses Mal ist es Wasser. Es ist schon sehr bezeichnend, dass ein 0,5-er Arany in der Dose mehr kostet als ein 0,6-er vom Zapfhahn. Arany, du bist eindeutig der Darth Vader in diesem kleinen Epos.
Von Weitem mögen jetzt Stimmen ertönen, man könne ja auch ohne Alkohol Spass haben ...etc. pp. Aber das ist eine Lüge. Deswegen steigen immer mehr Festivalbesucher auf Weisswein um. Kostet etwa das gleiche, macht aber blau.
Nur so konnte es übrigens dazu kommen, dass mein einer bester Freund Helmut mich gestern fragte, ob ich nicht sein Trauzeuge werden wollte. Es war nachts um 3 und wir lagen beide im Ambient-Zelt. Da spielt 24 Stunden am Tag Eso-Musik und man muss die Schuhe ausziehen, wenn man rein will. Viele, deren Zelt von den Massen niedergetrampelt wurde, schlafen da. Andere hoffen, dass sich eine schöne Frau oder ein schöner Mann neben sie legt und nach Intimitäten verlangt. Das passiert aber nach Auskunft des Barmannes nie. Jedenfalls kennt Helmut seit etwa 15 Tagen eine Halbrussin, die demnaechst für ein Jahr nach Odessa geht. Im Hintergrund ertönte die Zither.
Wir sind beide dann sehr bald eingeschlafen. Vorher versprach ich noch, ihm vor dem Altar beizustehen. Die drei Skinheads, die sich auf welche Weise auch immer ins Zelt verirrt hatten, werden seine Zeugen sein, mich an das Versprechen zu erinnern, dass ich ihm gab.
Heute morgen erwachten wir dann schlagartig durch eine bekannte Melodei. Zwei Meter neben uns hatte eine Musikgruppe ihren Verstärker aufgebaut und spielte "Donna Donna" in einer beschwingten Popversion. Ich lag zur Hälfte auf einem hölzernen Podest und hatte eine Paprika in der Hand. Die Tasche, die mir meine anbetungswürdige Freundin geborgt hat, lag zum Glück noch da. Ich werde meine Rückenschmerzen jetzt im Massagezelt auskurieren. Arany, Du bist des Teufels Werkzeug.
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