Kolumne Wutbürger: Eltern von Blagen sind Plagen
Es gibt Orte, an denen sollten sich nur Erwachsene amüsieren. Aber manche meinen, unbedingt ihre Kinder überall dabei haben zu müssen.
W ie maßlos heute die Anforderungen an Familien und vor allem an die Frauen sind, konnte ich auf dem Titel eines billigen Lifestylemagazins nachlesen. Die Redaktion behauptet, Karriere, knackiger Po und Kindererziehung sollte mit ihren 20 Turbo-Tricks lässig zu schaffen sein.
Wie das in der Praxis dann abläuft, musste ich kürzlich auf einem Konzert beobachten. Da wurden zwei übermüdete Kinder mit buntem Schallschutz auf den Ohren – so viel Fürsorge muss sein – auf Hundert-Euro-Plätze verfrachtet und durften knapp drei Stunden einem alten Mann zuhören, der nicht singen konnte und sich deshalb im Dunkeln versteckte.
Diese unsinnigen Familienausflüge sind keine Ausnahme, sondern inzwischen die Regel. Unter dem Vorwand, die Kleinen an ihrem großen Leben teilhaben zu lassen, werden diese überallhin mitgeschleift. Statt in den Wald, geht’s am Sonntag in eine Ausstellung, in der sich die Kinder wie Kinder verhalten. Sie rennen durch die Räume und zwischen dem Ausgestellten rum, sind laut, quengeln und wollen raus. Nach einer halben Stunde mit denen im Raum will ich auch nur noch weg.
Monsanto gibt auf: 2013 wurde in Deutschland keine gentechnisch veränderte Pflanze angebaut. Die Geschichte dieses Konsumkriegs lesen Sie in der taz.am wochenende vom 2./3. November 2013 . Terror und Überwachung haben eins gemeinsam: Sie können jede treffen. Und: "Die Sendung mit der Maus" atmet den Geist von '68, sagt Christoph Biemann. Außerdem: Der Mensch in der Revolte - In ein paar Tagen wäre Albert Camus 100 geworden. Am Kiosk, eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo.
Aufgedrehte Kids
Den Eltern der Blagen dagegen gelingt es, das berechtigte Geplärre ihres Nachwuchses souverän zu ignorieren. Genauso wie die Tatsache, dass es Orte gibt, an denen sich ausschließlich Erwachsene amüsieren. Sonst würden sie nicht auf die Idee kommen, ihren Nachwuchs auf Feste zu schleppen, auf denen die eine Hälfte der Gäste angetrunken und der Rest besoffen ist. Und mittendrin völlig aufgedrehte Kids, denen, wenn sie Pech haben, auf den Kopf geascht wird.
Die Reaktion auf meine dezenten Hinweise, es wäre an der Zeit die Kinder endlich auf den Spielplatz oder ins Bett zu bringen, ist immer dieselbe. Ich bin eine kinderfeindliche Spaßbremse und soll mich mal locker machen. Da mir das nicht gelingt, meide ich inzwischen solche Feste und gehe lieber joggen. Das soll gut für die Gesäßmuskeln sein.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Hybride Kriegsführung
Angriff auf die Lebensadern
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“
BSW in Koalitionen
Bald an der Macht – aber mit Risiko
Niederlage für Baschar al-Assad
Zusammenbruch in Aleppo
Dieter Bohlen als CDU-Berater
Cheri, Cheri Friedrich
„Männer“-Aussage von Angela Merkel
Endlich eine Erklärung für das Scheitern der Ampel