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Kolumne WutbürgerMake Love, not Werbung

Kai Schächtele
Kolumne
von Kai Schächtele

Man muss nur wollen: Würfe die Uno eine Ladung AXE Peace über Syrien ab, dann ginge es dort sehr schnell liebevoll und harmonisch zu.

Sehen süß aus und können nichts dafür, dass sie als Referenzgröße für müffelnde Männer herhalten müssen: Moschusochsen. Bild: dpa

I n dem vollkommen zu Unrecht unterschätzten Film „Männer, die auf Ziegen starren“ spielt Jeff Bridges einen Mann, der eine Spezialeinheit der US-Armee aufbaut. Seine Vision: mit der Kraft von Liebe und Frieden Kriege gewinnen. Der Film ist wahnsinnig komisch. AXE, das Deo für den Mann, der seine Nase nicht leiden kann, hat eine ähnliche Vision. Doch die ist nicht lustig, sondern zynisch und menschenverachtend.

Die aktuelle Kampagne des Dussel-Diesels hat den Titel „Make love, not war“. „Dussel-Diesel“ schreibe ich übrigens nur, um sicherzugehen, dass man mich bei AXE auch wirklich versteht – wo man es dort ja offensichtlich hat mit Alliterationen. Beten statt Bomben, Amor statt Armee – das sind die Sprüche, mit denen AXE den miesen Mief des Krieges deodorieren möchte. Wie sehr müssen die moralischen Maßstäbe bei Verantwortlichen verrutscht sein, die so etwas freigeben? Man möchte ihnen zärtlich zurufen: „Make love, not Werbung.“

Aber wer will schon mit jemandem ins Bett, der so viel Takt und Feingefühl hat wie ein Moschusochse? Das Produkt, das auf diese Weise beworben wird, heißt „AXE Peace“. Auf der Website steht: „Jeden Tag halten Konflikte und Auseinandersetzungen unsere Welt in Atem. (…) Der friedlichste AXE Effekt aller Zeiten sorgt mit seinem charismatisch-maskulinen Duft für ein liebevolles und harmonisches Miteinander, so wie nur AXE es kann.“ Das steht da wirklich.

Ach, wenn es der Uno doch nur endlich gelänge, eine Ladung AXE Peace über Syrien abzuwerfen. Dann wäre es nur noch eine Frage der Zeit, bis sich der charismatisch-maskuline Duft wie eine Wolke der Liebe über das Land legen würde. Man muss ja auch sagen: Die ständigen Enthauptungen, das ewige Granatenwerfen – da kommt man ganz schön ins Schwitzen. Muss bestimmt schlimm riechen unter den Achseln.

Dank der „heute-show“ interessieren sich junge Menschen für Politik, sagen die Macher. Im Gegenteil, meinen Kritiker: Es gehe nicht um Aufklärung, sondern um Verachtung. Ob TV-Humor politisch sein kann, lesen Sie in der taz.am wochenende vom 22./23. März 2014 . Außerdem: Was passiert, wenn sich die Erde erwärmt? Der neue UN-Klimabericht exklusiv in der taz. Und: Warum bekriegt sich die Opposition gerade in der Krim-Krise? Gregor Gysi streitet mit Katrin Göring-Eckardt über den Umgang mit Russland, der Ukraine und der Großen Koalition. Am Kiosk, eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo.

Für die nächste Kampagne möchte ich mich gleich selbst ins Spiel bringen. Ich wüsste auch schon deren Namen: AXE des Bösen.

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Kai Schächtele
Journalist
Journalist, Buchautor, Moderator. Ärgert sich gern über Dinge, über die er sich gern lustig macht. Arbeitet außerdem als Dozent, weil man sich ja nicht immer nur ärgern kann, sondern auch den Jüngeren erklären muss, warum Journalismus immer noch der schönste Beruf von allen ist.
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2 Kommentare

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  • 6G
    688 (Profil gelöscht)

    "Doch die ist nicht lustig, sondern zynisch und menschenverachtend."

     

    Das nennt man: Surfen auf dem Zeitgeist. Solltest du wissen, denn nichts anderes machst du hier auch nur!

    • 6G
      688 (Profil gelöscht)
      @688 (Profil gelöscht):

      Journalismus, die Berufung zur Verschwendung von fehlgeleiteter Energie, im Sinne der systemrationalen Konfusion zur Erhaltung der gebildeten SKM auf SBS!?