Kolumne Wortklauberei: Vorerst bescheuert
Und was hätten Sie sich im Zusammenhang mit dem "Comeback" von KTG gewüsnscht?
J etzt sind sie ganz traurig bei der CSU. Weil der zu Guttenberg total so der fiese Typ ist, irgendwie. Menno. Aber das hatte man ja nicht ahnen können, zumindest nicht, wenn man so eine mutmaßliche Vollklatsche hat wie der CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt.
"Wer von seiner politischen Familie solche Solidarität erfährt", weint der über das CSU-Geläster von Guttenberg, "der sollte davon auch wieder etwas zurückgeben." Und: "Ich hätte mir schon gewünscht, dass er das jetzt in seinen ersten Erklärungen etwas mehr berücksichtigt."
Nun kann es einem ja mit gutem Recht vollkommen egal sein, was sich Alexander Dobrindt so alles wünscht, wenn der Tag lang ist. Genauso gilt: Undank ist der Welten Lohn, zumal, wenn man es mit einem bizarren Egomanen zu tun hat, der für sein eigenes Fortkommen eben nicht nur seine Großmutter, sondern seine ganze politische Familie verkaufen würde. Dabei hatten sie sich wirklich derart ins Zeug gelegt!
35, lebt und arbeitet, was sein Nervenkostüm und Zeitbudget nicht unerheblich in Anspruch nimmt, in München und Palling. Hobbies: Zeichnen, Tiere, Musik, Nichtschwimmen.
Der damalige CSU-Landesgruppenchef Hans-Peter Friedrich - Sie wissen schon: das ist der jetzige Bundesinnenminister, dem auf die Sache mit den Zwickauer Nazis tagelang so gar nichts Knackiges zu sagen einfallen wollte - war im Frühjahr sofort zur Stelle gewesen und hatte den Juraprofessor Fischer-Lescano, der Guttenbergs Plagiat aufgedeckt hatte, der Verschwörung bezichtigt. Es handle sich da um einen "politisch motivierten Angriff von ganz links außen" und: "Dieser Angriff aus der linken Szene ist nichts weiter als eine politische Sauerei."
Ja, es waren einige der dümmsten und verleumderischsten Sätze, die das ganze Jahr im politischen Betrieb in Deutschland gesagt worden sind. Friedrich machte sich aufopferungsvoll zum Deppen, for the love of Gutti - und nun dies. Er gibt keine Liebe zurück. Dafür tut er kranken Kindern was Gutes, der edle Graf.
Warum muss das eigentlich vermeldet werden, mit einer eindringlichen Penetranz dazu, dass die (lächerlichen) 20.000 Euro, die zu Guttenberg zur Abgeltung seines Plagiatsfalls zahlen muss, an die Deutsche Kinderkrebshilfe gehen? Warum muss die Botschaft gesendet werden: "Wie du auch klaust, lügst und betrügst - es kann letztlich was Gutes für kranke Kinder haben"?
Die 256 Euro, die ich letztens abdrückte, weil mein Auto abgeschleppt ward, musste ich ganz schnöde der Polizei geben; keine Ahnung, was die damit für Unfug anstellen, und keine tränengerührte Oma, die mir auf die Schulter geklopft hätte. Und warum muss eigentlich Giovanni di Lorenzo da seine Nase und seinen Namen reinhalten und die Hebamme machen für dieses hirnweiche "Comeback"? Hat der kein Zuhause? Zu wenig zu tun? Kommt nicht schon genug Kohle damit rein, dass er Helmut Schmidt seit Jahr und Tag an der Pupe schmatzt?
Oder findet er die Persönlichkeit Karl-Theodor zu Gutti einfach so faszinierend und bedeutend, dass er sich diesem ambitionierten Projekt nicht verschließen konnte: Den Typ 208 Seiten lang mal so richtig flatratemäßig ablabern zu lassen - ohne Gel und Brille! Eine Riesengschicht. Da wäre man ja kein Journalist, wenn man dazu nein sagen würde. Äh, oder umgekehrt?
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