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Kolumne The Final CountdownHeute sind die Griechen pleite

Eric Bonse
Kolumne
von Eric Bonse

Alexis Tsipras ist verdächtig ruhig und die Troika lässt nichts von sich hören. Sicher ist nur, dass das Krisendrama noch lange anhalten wird.

„Unser System ist falsch“, lautet das Grafitti an einer Wand in Athen. Foto: dpa

W ochenlang haben wir diesem 5. Juni entgegengefiebert. Die besten Experten aller Institutionen haben uns gewarnt, dass Griechenland an diesem Tag endgültig das Geld ausgehen würde.

Die fälligen 300 Millionen Euro für den Internationalen Währungsfonds könne Athen nie und nimmer zurückzahlen, wenigstens werde Premier Alexis Tsipras auf den Knien zum IWF-Sitz nach Washington rutschen und um einen Zahlungsaufschub betteln müssen.

Und wie sieht es nun aus? „Machen Sie sich keine Sorgen“, sagte ein tiefentspannter Tsipras nach einem Abendessen mit Kommissionschef Jean-Claude Juncker in Brüssel. Griechenland werde auch weiterhin seine Schulden bedienen. Sonst noch irgendwelche Fragen?

Ja, durchaus. Hatte Ihre Partei Syriza nicht immer wieder gedroht, die Zahlungen einzustellen, wenn die Eurogruppe nicht mit einem vernünftigen Angebot rüberkommt? War das alles nur Show, oder haben Sie Ihre Genossen ruhig gestellt? Und woher wollen Sie das Geld für die nächsten IWF-Raten nehmen? Lässt Madame Lagarde neuerdings anschreiben?

Griechenland aktuell

Griechenland bekommt mehr Zeit zur Begleichung seiner Milliardenschulden an den Internationalen Währungsfonds: Der IWF gewährte der Regierung in Athen Aufschub für eine eigentlich am Freitag fällige Kredittranche in Höhe von 300 Millionen Euro. Das Geld müsse erst am Monatsende zusammen mit den anderen im Juni noch fälligen Tranchen im Volumen von insgesamt 1,6 Milliarden Euro gezahlt werden, erklärte ein IWF-Sprecher am Donnerstag. (afp)

Wir hätten aber auch Fragen an die Gläubiger: Wer vertritt euch eigentlich – die eiserne Kanzlerin Merkel oder der nette Herr Juncker? Waren da nicht auch mal ein Eurogruppenchef und eine Troika? Und was steht eigentlich in dem angeblich letzten Angebot, das in dieser Woche im Berliner Kanzleramt ausgekungelt wurde?

Die Informationen, die dazu in Brüssel durchsickern, sind mehr als spärlich. Demnach fordern die Gläubiger nun Einschnitte bei den Mindestrenten und eine massive Erhöhung der Mehrwertsteuer auf Strom. Im Gegenzug sollen sie Tsipras beim Sparkurs etwas entgegengekommen sein. Auch das weitere Procedere bei der Lösung des Problems ist alles andere als transparent.

Nur eins lässt sich mit Sicherheit sagen: Das griechische Schuldendrama wird uns noch lange beschäftigen. Denn erst am 28. April 2054 ist die letzte Rückzahlung an den Eurorettungsfonds geplant. Bis dahin dürfte es noch viele Krisensitzungen und Ultimaten geben. Nur mit unserem Countdown ist jetzt Schluss. Endgültig. Kali nichta!

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Eric Bonse
EU-Korrespondent
Europäer aus dem Rheinland, EU-Experte wider Willen (es ist kompliziert...). Hat in Hamburg Politikwissenschaft studiert, ging danach als freier Journalist nach Paris und Brüssel. Eric Bonse betreibt den Blog „Lost in EUrope“ (lostineu.eu). Die besten Beiträge erscheinen auch auf seinem taz-Blog
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5 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Eine kleine Korrektur: Die Übersetzung des Graffitis auf dem Titelbild lautet "Euer System ist falsch" - positioniert zumindest den "Graffitisten" etwas anders.

  • 6G
    628 (Profil gelöscht)

    Naja, irgendwann in den nächsten Monaten wird es entweder zu einer großen Lösung (sprich: Neuregelung der Schulden) oder zu einem Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone kommen müssen. Dieses Geschachere können sie ja schlecht alle paar Monate abziehen.

  • "… Wir schreiben das Jahr 2783. Griechenland steht unmittelbar vor der Pleite. Werden die Gläubiger nun endgültig …"

  • Ja, es könnte so schön und zum Lachen. Ein richtiger Schenkelklopfer eben.

    Doch tatsächlich geht es nicht um den Euro, Europa, Vertrauen, Zusagen, Kredite, Schuldraten.

    Nein, es geht schlicht und ergreifend um eine ganz simple Wahrheit:

    Ein Volk wird für die Unzulänglichkeiten der Politik, der Behörden, den Schludrian der Jahrzehnte in Geisel- und Sippenhaft genommen.

    Verständlich, daß es das nicht wollte. Und auch nicht hat.

     

    Doch das weltweit kontrollierte Geldvermögen -das meiste davon ist ein einfacher Logarithmus- ist darauf bedacht sich zu verteidigen.

     

    Sollten nämlich auch andere auf Idee kommen wollen, sich von ihren Fesseln zu befreien -und das nächste Pflänzchen wächst bereits in Spanien-, dann würde sich das mühsam in den letzten fünf Jahrhunderten aufgebaute Finanzsystem in seine Bestandteile zerlegen.

     

    Zypern war ein erstes Versuchsfeld.

    Griechenland schon eine Herausforderung mehr.

    Spanien könnte die Kür werden.

     

    Und dann ?

     

    Dann ist nicht ausgeschlossen, daß die City of London ihre 'Schlacht bei Hastings' erlebt. Und ein tausendjähriges Reich einfach so ... untergeht.

  • 9G
    9076 (Profil gelöscht)

    Wenn man diesem Land nachhaltig würde helfen wollen, dann wäre ein Schuldenschnitt angebracht.

    Alles andere hinterlässt unweigerlich ein "Geschmäckle".