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Kolumne Rote ErdeUwe, Walter und der Fußball

Nach dem Spiel gegen Serbien zaubern Uwe Seeler und Walter Eschweiler den deutschen Fans für einen kurzen Moment wieder ein Lächeln aufs Gesicht.

Mensch Walter!" - "Mensch Uwe!" Zwei Freunde treffen sich am Flughafen von Port Elizabeth. Sie umarmen sich. "Das war ja was heute", sagt Uwe. "Und was das war!", sagt Walter. Sie stehen mitten in der Abflughalle des kleinen Flughafens. Uwe sagt: "Lass uns später reden, jetzt geht es gleich los."

Und dann geht es wirklich los. Die ersten Busladungen nach der Niederlage der Deutschen gegen Serbien schlecht gelaunter Menschen deutscher Zunge werden am Flughafen abgeladen. Walter und Uwe setzen freundliche Gesichter auf. Wie nett von den Typen im DFB, denke ich mir, dass sie nach der Pleite zwei ihrer lebenden Maskottchen auf dem Flughafen postieren, um den deutschen Fans für einen kurzen Moment wieder ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern.

Unermüdlich geben Uwe Seeler und Walter Eschweiler Autogramme, lassen sich von und mit den Fans ablichten, die nun mit den Gefühl von hinnen fliegen können, dass sich der Trip nach Port Elizabeth doch noch gelohnt hat. Das hast er echt gut gemacht, der DFB, denke ich mir. Ich sehe dem Treiben eine Weile lang zu und frage mich, warum eigentlich jeder deutsche Fußballnarr den ehemaligen Schiedsrichter Walter Eschweiler kennt.

Bild: taz

Andreas Rüttenauer ist Sportredakteur der taz und berichtet aus Südafrika.

Sicher, er hat für eine der bekanntesten Slapstickeinlagen in der Geschichte des Sports gesorgt. 1982 pfiff er bei der WM in Spanien das Spiel Italien gegen Peru. Er wurde von einem Spieler umgerannt, fiel hin, verlor kurz das Bewusstsein, für immer einen Zahn und blies umgehend in die Pfeife, als er wieder halbwegs bei Sinnen war. Reicht das wirklich für eine Karriere als DFB-Maskottchen, frage ich mich. Nein, entscheide ich, der schreibt nur Autogramme, weil er gerade neben Uwe Seeler steht, die Menschen ihn deshalb für wichtig halten und sich nicht zu fragen trauen, wer er eigentlich ist. Ich will das unbedingt rauskriegen.

"Mensch Uwe! Mensch Walter! Das war ja heute nichts, was?" Mit diesen Worten stürme ich auf Uwe und Walter zu, umarme sie und klopfe ihnen kräftig auf den Rücken. "Alle drei, ein Foto!", rufen ein paar Fans. Ich lege einen Arm um Uwe, einen anderen um diesen Walter und zu dritt grinsen wir die Fans an. Dann gebe ich noch ein paar Autogramme.

Niemand fragt, wer ich denn eigentlich sei. Mich würde schon interessieren, für wen mich die Menschen gehalten haben. Außerdem hätte ich gerne ein Foto von mir zwischen Uwe und Walter. Vielleicht war jemand, der dies liest, dabei in Port Elizabeth. Wer mir weiterhelfen will, möge sich bitte an die Redaktion wenden.

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Andreas Rüttenauer
Sport, dies und das

2 Kommentare

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  • JD
    jo diap

    Das ist wirklich lustig.

    Hätte gerne die Fortsetzung gelesen, wo Du

    einen anderen Fan bittest, doch einige

    Deiner Autogramm-Jäger zu fragen, wer das denn

    eijentlich is.

     

    Das wäre dann das Übergelbe vom Ei.

  • T
    tero

    hahaha. erste sahne!!