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Kolumne Rote ErdeNiebel und die Schöne

Kolumne
von Markus Völker

Dirk Niebel fährt in das Township Winterveld begleitet von einer blonden Schönheit. Wer ist sie? Und wie kam der olle Niebel an sie ran?

S echs Limousinen rauschen heran, eskortiert von drei Polizeiwagen mit Blaulicht. Dirk Niebel steigt aus einer schwarzen Karosse, begleitet von einem blonden Model, das mindestens zwanzig Jahre zu jung ist, um Niebels Frau zu sein. Alle glotzen die groß gewachsene, sehr schlanke Blondine an.

Niebel, der im Township Winterveld, genauer im Stadtteil Beirut/Lebanon (!) einen mit deutschem Geld finanzierten Bolzplatz einweihen soll, geht irgendwie unter. Als er eine Rede hält, setzt das Mikrofon ein paar Mal aus. Er versucht die Situation mit einem Witz zu überspielen: "Hoffentlich haben Sie mehr Spaß beim Fußballspielen als beim Redenhören." Die Blonde sitzt nicht direkt neben dem FDP-Minister, sondern einen Platz weiter.

Ein Schwarzer, wohl ein hohes Tier in der südafrikanischen Regierung, hat sich zwischen das Paar gedrängt. Was hat das zu bedeuten? Noch immer fragen sich die Umstehenden: Wer ist diese Frau? Wie ist der olle Niebel an diese Schönheit gekommen?

taz

Markus Völker ist Sportredakteur der taz und berichtet aus Südafrika.

Mit einem Lächeln folgt sie der Vorführung der schwarzen Kinder, die zum Shakira-WM-Song tanzen. Dann stakst sie in ihren hohen schwarzen Stiefeln auf den Bolzplatz und lässt sich mit Kindern ablichten. Ich starte eine Recherche-Offensive und frage den Pressesprecher von Niebel. "Also, ich will nicht indiskret sein, aber könnten Sie mir …", stottere ich. Er kann.

Es handelt sich nicht um eine Eroberung von Niebel, sie ist auch nicht seine Angetraute. Sie ist: Schweinis Freundin. Eine WAG, was für "Wives and Girlfriends" steht. Eine Spielerfrau. Sarah Brandner. Das ist interessant, finde ich und lasse meinen Plan fallen, Niebel eine Frage zu irgendwas zu stellen und gehe zur Schweini-WAG. "Hallo", sage ich, "ich komme von der taz."

Gut, das linke Blatt aus Berlin kennt sie nicht so richtig, aber als ihr sage, dass wir keine Klatschspalten haben, jedenfalls keine im herkömmlichen Sinne, öffnet sie sich. "Das war schon immer, was ich machen wollte", schwärmt sie. Was genau wollte sie schon immer machen, frage ich. "Ach, ich will sehen, wie hier gelebt wird, was für Bedürfnisse da sind." Und welche sind da? "Das sind sehr, sehr glückliche Menschen, die Kinder sind so lebensfroh und dankbar für alles", sagt sie und strahlt ganz bezaubernd.

"Und wie findest du es?", fragt sie. Tja, äh, es ist auch sehr ärmlich hier, wende ich ein, "viele haben keinen Strom, kein Wasser und leben in windschiefen Hütten." Das ist natürlich viel zu negativ. Egal, jetzt will ich noch was über Schweini wissen. Aha, sie hat ihn schon zum Essen getroffen. "Wir sehen uns natürlich nicht oft, denn er hat hier ja Wichtigeres zu tun." Das hat sie jetzt auch. Sie geht zu Niebel. Da sind ein paar Kameraleute.

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Redakteur
Seit 1998 mehr oder weniger fest bei der taz. Schreibt über alle Sportarten. Und auch über anderes.

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